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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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auf einmal, dass ein Ärmel unmöglich so eng sitzen konnte. Er ging um die Leiche herum und plötzlich sah er die Hand: drei schuppige Finger, besetzt mit orangefarbenen Klauen. Die Füße sahen genauso aus. Twig hielt die Luft an und drehte sich zu dem Raupenvogel um. »Aber …«
    »Das Gesicht«, sagte der Vogel unerbittlich. »Sieh dir das Gesicht an. Damit du weißt, wovor ich dich gerettet habe.«

    Twig streckte den Arm aus, schob mit zitternden Fingern das verfilzte Fell zur Seite und schrie entsetzt auf. Nicht im Traum hätte er mit dem gerechnet, was er sah.
    Eine schuppige Haut, wie braunes Ölpapier um den Schädel gespannt, gelbe, hervorquellende Augen, die ihn stumpf anstarrten, und ein vor Wut und Schmerzen verzerrter Mund mit zwei Reihen nadelspitzer Zähne.
    »Was ist denn das?«, flüsterte er. »Der Schleimschmeichler?«
    »Ach nein, doch nicht der«, erwiderte der Vogel. »Das hier ist ein Skalpell, wie manche es nennen. Es jagt Träumer, die sich im Wiegenliedwäldchen verirren.«
    Twig sah hoch. Um ihn herum standen lauter Wiegenliedbäume, die leise summten. Er fasste mit der Hand an das Tuch um seinen Hals.
    »Unter Wiegenliedbäumen«, fuhr der Vogel fort, »sieht man nur das, was die Bäume einen sehen lassen – bis es zu spät ist. Was für ein Glück für dich, dass ich gerade geschlüpft bin.«
    Über dem Raupenvogel baumelte wie eine abgelegte Socke ein riesiger Kokon.
    »Du bist da rausgekommen?«, fragte Twig.
    »Natürlich«, erwiderte der Raupenvogel. »Woraus denn sonst? Tja, Kleiner, du musst wirklich noch viel lernen. Taghair hatte Recht.«
    »Du kennst Taghair?« Twig staunte. »Das verstehe ich nicht.«
    Der Raupenvogel klackte ungeduldig mit dem Schnabel. »Taghair schläft in unseren Kokons und träumt unsere Träume«, erklärte er. »Ja, ich kenne Taghair, so wie ich auch alle anderen Raupenvögel kenne. Wir haben alle dieselben Träume.«
    »Wenn Taghair doch jetzt hier wäre«, sagte Twig traurig. »Er würde wissen, was ich tun soll.« Das Summen der Bäume machte ihn ganz benommen. »Ich bin zu nichts nütze«, seufzte er, »und eine Schande für alle Waldtrolle. Ich bin vom Weg abgekommen. Ich habe mich hoffnungslos verirrt und bin selbst daran schuld. Ich wünschte … das Skalpell hätte mich in Stücke gerissen. Dann wäre wenigstens alles zu Ende!«
    »Na, na«, sagte der Raupenvogel freundlicher und hüpfte auf einen Ast neben ihm. »Du weißt, was Taghair dazu sagen würde.«
    »Gar nichts weiß ich«, jammerte Twig. »Ich bin ein Versager.«
    »Taghair«, fuhr der Vogel fort, »würde sagen: Wenn du vom Weg der anderen abkommst, geh deinen eigenen Weg, auf dass die anderen dir folgen. Deine Zukunft liegt jenseits des Dunkelwalds.«
    »Jenseits des Dunkelwalds?« Twig sah in das tiefrote Auge des Raupenvogels. »Aber es gibt doch kein Jenseits. Der Dunkelwald geht ewig weiter. Es gibt nur oben und unten. Der Himmel ist oben und der Wald unten, fertig aus. Das weiß jeder Waldtroll.«
    »Deshalb bleiben die Waldtrolle ja auch immer auf dem Weg«, sagte der Raupenvogel freundlich. »Vielleicht gibt es für einen Waldtroll tatsächlich kein Jenseits, aber für dich schon.«
    Er breitete plötzlich die tiefschwarzen Flügel aus und flog laut knatternd von seinem Ast auf.
    »HALT!«, brüllte Twig, aber es war schon zu spät. Der Vogel war durch die Bäume aufgestiegen und entfernte sich mit mächtigen Flügelschlägen. Twig sah ihm unglücklich nach. Er wollte rufen, ganz laut schreien, presste die Lippen aber fest zusammen aus Angst, ein wildes Tier des Dunkelwalds könnte ihn hören.

    »Du warst dabei, als ich geschlüpft bin, deshalb werde ich immer auf dich aufpassen«, rief der Raupenvogel ihm aus der Ferne noch zu. »Wenn du mich einmal wirklich brauchst, werde ich zur Stelle sein.«
    »Ich brauche dich jetzt schon wirklich«, sagte Twig missmutig.
    Er versetzte dem toten Skalpell einen Fußtritt. Die Kreatur gab daraufhin ein langes, tiefes Stöhnen von sich. Oder war es nur das Summen der Wiegenliedbäume? Twig jedenfalls wollte nicht mehr warten. Er rannte Hals über Kopf los, aus dem Wiegenliedwäldchen hinaus und in die weglosen Tiefen des finsteren Dunkelwalds.
    Er blieb erst stehen, als die Nacht sich wieder über den Wald senkte. Die Hände in die Hüften gestützt, rang er vornübergebeugt um Luft. »Ich sch … schaffe keinen Sch … Schritt mehr«, keuchte er. »Keinen einzigen.«
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich einen sicheren Platz

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