das passiert, Eva.>
Ich drehte mich auf die Seite und vergrub unser Gesicht im Kissen.
Aber ich wusste, Addie spürte genau wie ich, dass wir bereits untrennbar mit Sabine und den anderen verbunden waren. Jetzt Nein zu sagen hätte bedeutet, zu kneifen.
Meine Stimme wurde ungewollt schärfer. Addie gab keine Antwort, und ich fuhr weicher fort:
, erwiderte Addie. Sie sagte nichts weiter.
Ich warf mich wieder herum, drehte mich, um Ninas schlafende Gestalt im anderen Bett zu betrachten. Zumindest sie schlief in dieser Nacht friedlich.
Am nächsten Morgen war Emalia noch beim Kaffeekochen, als ich mich zwei Stufen auf einmal nehmend auf den Weg zu Ryan machte. Jahrelang hatte ich mit niemandem außer Addie kommunizieren können. Ryan war einer der ersten Menschen, mit denen ich redete, seit ich aufs Neue sprechen gelernt hatte. Er würde zuhören, bis ich meine durcheinanderwirbelnden Gedanken gezähmt und in Worte gefasst hatte.
Außerdem musste ich wissen, was er dachte. Waren Devons Worte auch seine gewesen? Oder hatte Devons Wille Ryans einfach übergangen? Vielleicht war er sich nur nicht sicher gewesen. Vielleicht hatte er ebenfalls Zeit gebraucht, darüber nachzudenken.
Henri, nicht Ryan, öffnete auf mein Klopfen hin die Tür. » Sie schlafen noch « , sagte er leise, sobald ich die Wohnung betreten hatte. Henri sprach nie, es sei denn hinter geschlossenen Türen. Aufgrund seines Akzents war es so einfach sicherer. Er nickte Richtung Sofa, wo der Junge, nach dem ich gesucht hatte, ausgestreckt unter einer Decke lag, einen Arm neben dem Kopf angewinkelt. Die Decke hing bis auf den Teppich.
Die Lampe über dem Esstisch war an, aber der Rest der Wohnung lag im Dämmerlicht. Dennoch konnten wir seine Gesichtsform erkennen, den Schwung seiner Lippen, den Schatten, den seine Wimpern warfen. Warum waren es immer die Jungs, die so unglaublich lange Wimpern abbekamen?
, fragte Addie.
, sagte ich, ohne nachzudenken. Ich musste inzwischen überhaupt nicht mehr darüber nachdenken.
Es klang albern, als sie es so in Worte fasste, aber meine Überzeugung wankte nicht.
, sagte sie nach einem Moment.
» Eva? « Henri lächelte, als ich zusammenzuckte.
» Tut mir leid « , sagte ich. Ich bewegte mich bereits wieder auf die Tür zu. » Ich komme später wieder. «
» Nein, warte. « Henri fuhr sich mit der Hand durch die kurz geschorenen dunklen Haare, dann deutete er auf den Tisch. » Unterhältst du dich mit mir? Wir können leise sprechen. «
Ich zögerte, dann nickte ich. Als Addie und ich Henri das erste Mal getroffen hatten, waren wir viel zu nervös gewesen, um mit ihm zu reden. Er war gekommen, um Peter einen Besuch abzustatten, und wir hatten ihm quer durch den Raum heimliche Blicke zugeworfen und waren errötet, als er uns dabei ertappte. Abgesehen von Peter hatten wir noch nie jemanden kennengelernt, der jenseits der americanischen Grenzen gewesen war. Und Henri war nicht einfach dort gewesen. Er hatte sein ganzes Leben auf der anderen Seite des Ozeans verbracht. Er hatte die Antworten auf so viele Fragen, von denen wir uns nie hätten träumen lassen, dass wir sie einmal würden stellen können. Wie lebten die Hybriden? Gab es tatsächlich welche, die verrückt wurden, wie die Pamphlete in den Krankenhäusern behauptet hatten? Wie war es so, wenn Hybride und Einzelseelen Seite an Seite lebten? Konnten Menschen auf diese Weise tatsächlich ein glückliches Leben führen?
Henri hatte sich die Zeit genommen, uns Geschichten aus seiner Heimat zu erzählen, einem kleinen Land in Zentralafrika. Er hatte uns die Reisen, die er in den Nahen Osten und nach Europa, wo er inzwischen für eine Zeitung arbeitete,