Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
denken, wenn wir die Powatt-Anstalt in die Luft jagten? Die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt waren bereits hoch und nach dem Bombenanschlag würden sie bestimmt noch einmal verschärft werden. Brachten wir Jaime durch das, was wir taten, möglicherweise in noch größere Gefahr?
Das war nicht Sinn und Zweck des Ganzen. Sinn und Zweck des Ganzen war, Menschen zu retten, nicht, ihnen zu schaden.
Ich faltete das Plakat von Jaime zusammen und schob es zurück unter die Matratze. Emalia und Peter hatten die Wohnung nach dem Abendessen gemeinsam verlassen, daher waren nur Nina und ich da.
» Ich gehe eine Weile nach oben « , sagte ich zu ihr und zog meine Schuhe an.
Lissa öffnete auf mein Klopfen hin Henris Tür. Ich versuchte hindurchzuschlüpfen, sobald sie sie geöffnet hatte, und brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie nicht beiseitetrat. Stattdessen streckte sie den Arm aus, um mir den Weg zu blockieren.
» Hallo « , sagte sie. Ihre Stimme war hart. Genau wie ihre Augen, die dunkel hinter den Brillengläsern hervorfunkelten.
Ich bemühte mich zu lächeln. » Hallo. Willst du mich nicht reinlassen? «
» Nein. « Sie ließ mich eine Minute dumm dastehen und sie anstarren, bis sie schließlich seufzte, auf den Flur heraustrat und die Tür hinter sich schloss. Sie zog mich mit sich Richtung Treppe und sagte so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war: » Wenn du reinkommst, wird Henri wissen wollen, wo Devon ist. «
Ich blinzelte. » Und wo ist Devon? «
» Offiziell ist er unten bei dir. « Lissa und ich waren im Treppenhaus angekommen, und sie warf einen raschen Blick die Treppe hinauf und hinunter, ehe sie sagte: » Das sollte ich jedenfalls Henri sagen. «
» Ryan hat von dir verlangt, das zu sagen? « Ich hielt meine Stimme so leise gesenkt wie ihre. Der Schall breitete sich im Treppenhaus aus, wurde von den schmutzigen Betonwänden zurückgeworfen. Aber nur wenige Leute hätten zwei fünfzehnjährige Mädchen für verdächtig gehalten, die auf dem Treppenabsatz miteinander flüsterten. Wir hätten über alles Mögliche sprechen können. Über unsere Eltern. Unsere Geschwister. Schulklatsch. Wer mit wem ging und wer schon Schluss gemacht hatte.
Lissa schüttelte den Kopf. » Nein. Das war Devon. «
Devon mit oder ohne Ryan?
» Und du weißt nicht, wo er in Wahrheit ist? «
» Weiß ich dieser Tage überhaupt noch, wo irgendwer von euch steckt? « , erwiderte Lissa. » Nein. Keiner verrät es mir, und von mir wird erwartet, dass ich euch zwei decke. Und, na schön, so läuft es eben, oder nicht? Wir passen aufeinander auf. Wir decken einander. Aber das hier wird allmählich aberwitzig, Eva. « Sie atmete tief durch und wandte den Blick ab. » Du wolltest, dass ich dir vertraue. Du hast gesagt, du würdest dafür sorgen, dass alles gut wird. Nun, sorg dafür, Eva, oder ich schwöre, ich gehe zu Peter. Mir ist es egal, ob er uns trennt. Ich bekomme euch sowieso kaum noch zu Gesicht. Und … mir ist es lieber, wir werden getrennt, als … als dass ihr euren Plan in die Tat umsetzt. «
Wusste sie über den Testlauf von heute Morgen Bescheid? Kannte sie Sabines Pläne für den kommenden Freitag?
Höchstwahrscheinlich nicht.
Lissa fixierte die Risse und Graffitis an der Wand. » Weißt du, Eva … als Hally und ich zu vermuten begannen, dass du und Addie vielleicht – na ja, so wärt wie wir, da … « Sie zögerte. » Da war ich voller Hoffnung, verstehst du? Ich sehnte mich schlicht nach jemandem – jemand anderem als meinem Bruder –, der wusste, wie es war. Jemand, der eine Ahnung davon hatte, wer ich war. Der mich verstand. Und vielleicht war es egoistisch von mir, dich in das alles mit reinzuziehen, denn ich … «
» Lissa « , sagte ich. » Du hast mich in nichts reingezogen. Du hast mir ein Leben geschenkt, das ich nie für möglich gehalten hätte. Das ist … ich habe mich noch nicht einmal bei dir dafür bedankt. «
Lissa blickte wieder zu mir, dann nickte sie. » Hör zu, ich verstehe deine Beweggründe. Ich verstehe, warum du tun willst, was du planst zu tun. Aber das darfst du nicht, Eva. Du darfst so etwas einfach nicht tun. « Sie drückte meinen Arm. » Ich vertraue dir, okay? Ich habe dir und Addie vertraut, als ich euch damals von uns erzählt habe, und ich vertraue dir jetzt. «
Ich ertappte mich dabei, dass ich ebenfalls nickte. Ich konnte einfach nicht anders.
Kapitel 30
Die Gelegenheit, mit Ryan zu sprechen, erhielt ich erst im Verlauf des nächsten
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