Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Und zwar vorher, nicht nachher. «
Denn letzten Endes vertrauten wir einander. Weil dieses Vertrauen alles war, was uns bei Verstand hielt.
Ryan und ich schwiegen. Wir achteten beide sorgfältig darauf, kontrolliert ein- und auszuatmen.
» Hör mal « , sagte ich schließlich, » was glaubst du, für wen das hier komischer ist, für dich oder für mich? «
Ich warf ihm ein Lächeln zu und nach einem Moment wandte Ryan den Blick ab. Als er mich wieder ansah, lag auch auf seinem Gesicht der Hauch eines Lächelns. Er zuckte mit den Schultern, während sein Arm mich fester umschlang, und räumte ein: » Vielleicht für dich. «
Ich lachte. » Nur vielleicht? Stell dir vor, es wäre Devon. «
» Ich versuche es mit aller Kraft zu vermeiden « , sagte er trocken.
Dieses Mal war das Schweigen zwischen uns angenehmer.
» Wie geht es dir damit? « , fragte ich. » Mit Addie und Jackson? «
» Ich weiß nicht genau « , gab er zu. Er drückte einen Kuss auf meine Stirn. » Ich komm schon damit klar. Alles bestens. « Er sah mich an, aber ich war mir nicht sicher, ob er damit mich beruhigen wollte oder sich selbst.
Ich seufzte, nestelte am Rand seines T-Shirts. » Hally und Lissa möchten, dass wir den Plan nicht durchziehen. Sie wissen nicht, dass es Freitag passiert, oder? «
Ryan kommentierte meinen abrupten Themenwechsel nicht, sondern schüttelte nur den Kopf.
» Es ist die Sache immer noch wert, oder? « , flüsterte ich.
» Hm « , machte er.
Aber er klang kein bisschen überzeugter, als ich es war.
Samstag und Sonntag verstrichen. Dann der Montag. Drei Tage, an denen ich endlos darüber nachdachte, was geschehen würde, falls ich versuchen würde, alles zu stoppen. Was geschehen würde, falls ich es nicht tat.
Wenn Addie und ich gleichzeitig wach waren, spürte ich, dass die verstreichenden Tage auch auf ihren Schultern schwer lasteten. Sie sagte wenig, schirmte sich vor mir ab. Ich war ebenfalls bemüht, meine Ängste vor ihr zu verbergen.
Weniger als eine Woche bis zum Bombenanschlag.
Weniger als eine Woche, sie aufzuhalten, wenn du das möchtest, flüsterte ein Teil von mir. Instinktiv brachte ich die Stimme zum Schweigen. Es war leichter, nicht über diese Dinge nachzudenken. An diesem Punkt war es so viel leichter, einfach weiterzumachen und zu tun, was die anderen wollten.
Wann war es zu etwas geworden, das ich tat, weil die anderen es wollten? Ich hatte es gewollt. Am Anfang, als ich mit Ryan am Strand gesessen hatte, hatte ich die Entscheidung getroffen, mitzumachen. Es schien das Richtige zu sein. Damals.
Aber jetzt?
Ich hatte Lissa versprochen, alles in Ordnung zu bringen. Dass ich mir etwas einfallen lassen würde. Zu dem Zeitpunkt waren es nur leere Worte gewesen, halb panisch hervorgebracht. Aber es war nichtsdestoweniger ein Versprechen, eines, das nun tief in mir wurzelte. Eines, das ich halten musste.
Aber was bedeutete, alles in Ordnung zu bringen?
Die Anstalt in die Luft zu jagen war als Schritt dahin gedacht, eine Verbesserung zu bewirken. Ein drastischer Schritt, mag sein. Aber wie Christoph einmal gesagt hatte, das hier war kein Spiel. Wir spielten nicht um Pokerchips. Es ging um Kinderleben – jene, die bereits verloren waren, und jene, die momentan in Gefahr waren.
Vielleicht stellte ich bloß deshalb alles infrage, weil ich Angst hatte. Weil ich nicht stark genug war, die Dinge zu tun, die getan werden mussten. War es das? War ich einfach schwach? Eva, die rezessive Seele, dazu verdammt, weniger wert zu sein.
Irgendwann hielt ich es nicht länger aus. Als Addie mich am späten Dienstagnachmittag allein ließ, stahl ich mich aus der Wohnung und folgte dem inzwischen vertrauten Pfad durch die Straßen zum Fotoladen.
Sabine stand hinter dem Tresen. Sie kramte die Schubladen durch, als suche sie etwas. Sie war so vertieft darin, dass sie mich nicht bemerkte, bis ich fast bei ihr war. Dann zuckte sie zusammen und ihr Kopf fuhr hoch.
» Oh, hallo. « Sie richtete sich auf und strich sich die Haare hinter die Ohren. Lächelte. » Ich hatte nicht mit dir gerechnet. «
Ich zuckte mit den Achseln. Sabine stieß die Schublade mit ihrer Hüfte zu. Sie lächelte nach wie vor, aber ich sah in ihrem Blick, dass sie nicht ganz bei der Sache war. Der Rest des kleinen Ladens war leer, nicht ein Kunde stöberte den Postkartenständer durch oder studierte die größeren, gerahmten Arbeiten an den Wänden.
» Ist Cordelia heute nicht da? « , fragte ich.
» Sie fotografiert auf einer
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