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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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war ich einfach nur paranoid. Vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall würde es unsere Situation nicht verbessern, wenn wir in ihrem Kurs schlecht abschnitten.
    ‹Was, wenn sie uns keine schreiben lässt?›
    In der Schule herrschte ein Heidenlärm: Spindtüren wurden zugeknallt, Leute lachten. Doch an jenem ruhigen Ort, an dem mein Geist sich mit ihrem verband, hörte ich Addies Stimme klar und deutlich. Dort war es für den Moment friedlich, auch wenn ich Addies beginnende Irritation wie einen dunklen Farbklecks im hintersten Winkel unseres Bewusstseins spürte. ‹Das wird sie, Eva. Das macht sie immer. Nerv nicht rum.›
    ‹Mache ich doch gar nicht. Ich meine bloß …›
    »Addie!«, rief jemand, und Addie blickte über die Schulter zurück. »Addie, warte doch!«
    Wir waren so in unsere Diskussion vertieft gewesen, dass wir das Mädchen, das uns hinterherjagte, nicht einmal bemerkt hatten. Es war Hally Mullan, die mit einer Hand ihre Brille hochschob, während sie mit der anderen versuchte, ein Haarband um die dunklen Locken zu schlingen. Sie schob sich energisch an einer Traube Schüler vorbei und schloss mit einem übertriebenen Seufzer der Erleichterung zu uns auf. Addie stöhnte, aber ohne einen Laut, sodass nur ich sie hören konnte.
    »Du legst ein ganz schönes Tempo vor«, sagte Hally und lächelte, als wären sie und Addie Freundinnen.
    Addie hob die Schultern. »Ich wusste ja nicht, dass du hinter mir her bist.«
    Hallys Lächeln verlor nichts von seiner Strahlkraft. Doch sie gehörte auch zu den Menschen, die selbst einem Hurrikan ins Gesicht lachen. In einem anderen Körper, einem anderen Leben, wäre es nicht ihr Schicksal gewesen, jemandem wie uns den Flur hinterherzujagen. Dafür war sie zu hübsch, mit ihren langen Wimpern und der olivenfarbenen Haut, und zu fröhlich, stets zu einem Lachen bereit. Aber ihr Anderssein stand ihr ins Gesicht geschrieben, es ließ sich an ihren hohen Wangenknochen und der gebogenen Nase ablesen. Es passte zu der merkwürdigen Aura, die sie umgab, eine Aura, die Nicht wie der Rest signalisierte. Addie hatte sich immer von ihr ferngehalten. So zu tun, als seien wir normal, brachte schon genug Probleme mit sich.
    In diesem Moment gab es jedoch keine unauffällige Möglichkeit, Hally aus dem Weg zu gehen. Sie lief neben uns her, die Schultasche über eine Schulter geworfen. »Freust du dich schon auf den Ausflug?«
    »Nicht wirklich«, erwiderte Addie.
    »Ich auch nicht«, sagte Hally fröhlich. »Heute schon was vor?«
    »Gewissermaßen«, sagte Addie. Ihr gelang es, unsere Stimme ausdruckslos zu halten, obwohl Hally hartnäckig gute Laune versprühte; aber unsere Finger nestelten am Saum unserer Bluse. Zu Beginn des Highschooljahres, als wir die neuen Uniformen gekauft hatten, hatte sie noch gepasst, aber seitdem waren wir gewachsen. Unseren Eltern war es nicht aufgefallen. Nicht bei allem … nun, nicht bei allem, was gerade mit Lyle los war, und wir hatten kein Wort darüber verloren.
    »Hast du Lust, mit zu mir zu kommen?«, fragte Hally.
    Addies Lächeln war bemüht. Soweit wir wussten, hatte Hally noch nie jemanden zu sich eingeladen. Wahrscheinlich wäre auch keiner mitgegangen. ‹Hat sie noch nie was von der Sache mit dem Zaunpfahl gehört?› Laut sagte Addie: »Ich kann nicht. Ich muss babysitten.«
    »Bei den Woodards?«, fragte Hally. »Rob und Lucy?«
    »Robby und Will und Lucy«, sagte Addie. »Aber ja, bei den Woodwards.«
    Hallys Grübchen vertieften sich. »Ich liebe diese Kids. Sie sind oft bei mir um die Ecke schwimmen. Kann ich mitkommen?«
    Addie zögerte. »Ich weiß nicht, ob ihre Eltern damit einverstanden wären.«
    »Sind sie noch da, wenn du kommst?«, fragte Hally, und als Addie nickte, fügte sie hinzu: »Dann können wir sie doch fragen, oder?«
    ‹Merkt sie nicht, wie unmöglich sie sich gerade benimmt?›, sagte Addie empört, und ich wusste, ich hätte eigentlich ihrer Meinung sein müssen. Aber Hally lächelte unverdrossen weiter, obwohl unsere Miene von Minute zu Minute unfreundlicher wurde, wie ich nur zu gut wusste.
    ‹Vielleicht ist sie noch einsamer, als wir dachten›, sagte ich stattdessen.
    Addie hatte ihre Freunde und ich hatte zumindest Addie. Hally schien niemanden zu haben.
    »Ich erwarte natürlich kein Geld dafür«, sagte Hally gerade. »Ich komme einfach mit, um dir Gesellschaft zu leisten, einverstanden?«
    ‹Addie›, sagte ich. ‹Lass sie. Lass sie wenigstens mitkommen und die Woodards fragen.›
    »Also

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