Twin Souls - Die Verbotene: Band 1
erwiderte ich. »Nichts.«
»Ein Mädchen guckt nicht so, wenn nichts los ist«, sagte Jackson. Er lachte. »Weiß er nicht, dass du ihn magst?«
Ich lief rot an und drehte mich nicht zu ihm um. »Woher weißt du, dass ich ihn mag?«
Jackson lachte nur wieder.
»Also, er weiß es«, sagte ich. Ich musste mich nicht einmal besonders konzentrieren, um mich an den Kuss im Flur zu erinnern, an die Wärme seines Mundes, das Gewicht seiner Hände. Ein Kuss, gestohlen in der Dunkelheit, dem es mühelos gelang, das Strahlen der Sonne hier am Strand in den Schatten zu stellen.
»Erwidert er deine Gefühle etwa nicht?«, fragte Jackson zweifelnd.
Ryan hatte uns den Rücken zugedreht. Er sah kurz zu seiner Schwester, dann wandte er sich dem Ozean zu, seinen weiten, glitzernden Ausmaßen.
»Nein«, sagte ich. »Nein, das ist es nicht.« Addie rührte sich, sagte aber nichts. Ich wollte ebenfalls nichts sagen, denn wie hätte ich das tun können, ohne zu klingen, als mache ich ihr Vorwürfe? Ich machte ihr keinen Vorwurf. So waren die Dinge nun mal.
»Es geht dabei nicht nur um uns, oder?« Ich wandte mich von Ryan ab und sah Jackson in die Augen. Er war so groß, dass ich unseren Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm hochzublicken. »Addie …«
Jacksons Lächeln verlor etwas von seiner Strahlkraft. »Aber Addie muss nicht dabei sein.«
»Natürlich muss sie das.« Ich runzelte die Augenbrauen. »Das ist genau der Punkt. Wir sind Hybride. Wir sind nie allein. Wir …«
»Bist du nie verschwunden und wieder zurückgekommen?« , fragte Jackson.
Ich starrte ihn an.
»Nie?«, fragte er leise. »Hast du dich nie gezwungen einzuschlafen? Addie allein zu lassen?«
Der Sommer, als wir dreizehn waren. Ich war stundenlang fort gewesen. Ohne Medikamente. Ohne Drogen. Nur ich und der Wunsch zu verschwinden.
»Aber …«, sagte ich.
»Man braucht Übung«, sagte Jackson. Sein Blick war nun mitfühlend. »Tonnenweise Übung, wenn man es bis ins Letzte beherrschen will. Aber es ist normal, Eva. Es ist das, was alle tun. Ich dachte, du wüsstest Bescheid.«
Woher hätten wir das wissen sollen? Wer hätte uns sagen sollen, was normal war und was nicht? Ich hatte mein ganzes Leben damit verbracht, mich festzuklammern, in panischer Angst, loszulassen.
Hally rief Kitty und Jaime zu sich ins Wasser. Sie lachte, als sie ihre Muscheln fallen ließen und ihr gehorchten, ohne sich die Mühe zu machen, die Schuhe abzustreifen.
‹Eva?›, sagte Addie.
‹Wir müssen jetzt nicht darüber reden›, sagte ich. ‹Bitte, lass uns nicht jetzt darüber reden.›
Es war zu viel auf einmal. Für diesen Tag. Diesen Augenblick. Und Jackson muss das ebenfalls verstanden haben, denn er sagte nichts mehr, sondern lächelte mich nur an, als ich mich bemühte, ihn anzulächeln. Ich ließ ihn allein.
Ryan stand immer noch am Rand des Wassers.
Ich ging vorsichtig auf ihn zu, besorgt, er könnte zu Devon werden, ehe ich ihn erreichte. Aber er switchte nicht. Er sah mich einfach nur an.
»Hey«, sagte er, sobald ich nur noch ein paar Schritte entfernt war.
»Hi«, sagte ich und trat näher. Meine Zehen versanken im Sand.
Ryan schloss die letzten paar Schritte zwischen uns. Die Wellen leckten an seinen Schuhen, an meinen nackten Füßen. »Du hast in letzter Zeit viel mit Peter geredet.«
Es stimmte. Ich hatte begonnen, an den Treffen mit seinen Freunden teilzunehmen, mir anzuhören, was es hieß, ein Hybrid zu sein und frei und in diesem Land zu kämpfen. Ich hatte ihn gefragt, ob das, was wir über die Länder in Übersee gehört hatten, wahr sei. Ob sie wirklich prosperierten, uns wirklich mit Gütern versorgten.
Es stimmte. Das taten sie.
Die Gesichter der anderen Kinder verfolgten uns noch immer in unseren Träumen. Bridget. Cal. In ein anderes Krankenhaus abgeschoben. Eine andere Institution. In eine andere Uniform gestopft.
Aber das war genau das, woran Peter und die anderen arbeiteten. Die Institutionen zu zerstören. Alle diese Kinder zu befreien, die von zu Hause entführt worden waren. Deren Familien ihre Namen nie wieder erwähnen durften.
Wir waren jetzt ein Teil des Ganzen.
»Ryan!«, rief Hally. Sie lachte und winkte uns. »Eva, was macht ihr da? Kommt her!«
Ryan grinste mich an. Ich lächelte zurück. Er nahm meine Hand und zog mich tiefer ins Wasser, die Wellen stießen und zogen uns, vor und zurück, vor und zurück.
»Deine Schuhe …«, sagte ich lachend, aber er hörte nicht auf. Er lachte ebenfalls und ich
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