Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
bestanden, sondern noch weit
mehr in den beiden Zinganoi-Gruppen, die ebenfalls hier lagerten – stehlende
Herumtreiber aus dem Süden, die überall den Ruf der Peregrini untergraben
würden, wie er sagte. James amüsierte sich darüber, dass die Montagus alles in
allem dieselben Vorurteile, die die Kramper ihnen entgegenbrachten, ihrerseits
gegenüber den Zinganoi pflegten.
„Was die wahren Gefahren dieses Platzes angeht“,
unterbrach der Chef seinen Onkel, „so liegen sie in der Nähe zum Hafenviertel!
Und das geht vor allem an euch, jukannai ! Ich hab auch gesehen, dass
gleich da drüben das nächste Ving-Haus steht, blind bin ich ja nicht. Und ich
muss euch wohl nicht an letztes Jahr erinnern … Keiner von euch betritt mir
nach Sonnenuntergang das Hafengelände, ist das klar?“
Die Antwort bestand nur in vagem Gemurmel. Jeder
schien plötzlich beschäftigt zu sein.
„Ob das klar ist, hab ich gefragt! Firn! Horgest!“
„Ich hab da nur Tabulla gespielt, Chef!“, empörte sich
Horgest.
„Zu mehr reicht’s bei dir ja auch nicht“, sagte Firn.
„Ob Ving oder Tabulla, dieses Jahr geht mir keiner von
euch in ein Spielhaus! Ihr habt hier sowieso mehr als genug zu tun.“
„Ich lass mir doch nicht vorschreiben, wo ich hingehe
und wo nicht!“, murrte Firn.
„Was ist Ving? Und Tabulla?“, wagte James zu fragen.
„Was weißt du eigentlich, Mann? Willst du mir
erzählen, dass ihr im Süden nicht Ving spielt? Und Tabulla kommt sogar von
dort!“
„Also?“
„Ving – Karten. Wenn du gut bist, kannst du da richtig
absahnen. Tabulla – ein Glücksspiel mit Würfeln.“
„Und alles in der Hand der Pelektá“, ergänzte John im
Vorbeigehen. „Wie im Grunde das komplette Hafenviertel. Schon besser, wenn man
da vorsichtig ist.“
„Der muss es ja wissen“, meinte Firn.
„Aber in die Stadt dürfen wir? Abends?“, fragte
Juniper.
„Ich sagte Hafenviertel . Hast du’s mit den
Ohren?“
„Gut!“, seufzte Juniper erleichtert und wandte sich
dann an Carmino. „Das Bier hier ist nämlich billig und verdammt gut. Und dann
gibt’s hier auch so Häuser, wo du –“
„He Junip, wir hören dir alle zu!“, rief Firn. „Also erst
Bier, dann Mädchen, ja? Lass das mal besser nicht deine Mutter hören!“
Bevor die Vorstellung von Carmino in einem Puff ihn
endgültig ablenken konnte, hakte James noch mal nach. „Die Pelektá?“
„Ja, Aubessian. Nichts für dich. Aber mach dir keine
Sorgen. Wir üben Messerwerfen. Da kann dir nichts passieren.“
Als die Kessel mit dem Abendzemmes über dem Feuer
waren, kehrte Stanwell zurück. Breit grinsend kutschierte er einen glänzenden,
grün und dunkelrot lackierten Wagen mit einem schwarzen Pferd davor mitten ins Lager
hinein. Von der heruntergekommenen Umgebung sah der überhaupt nichts. Das
Grinsen verließ sein Gesicht nicht einmal, als er ihnen erzählte, dass der
Wagenbauer wegen seines verspäteten Erscheinens für drei Tage Stellmiete auf
den Kaufpreis aufgeschlagen und außerdem Futterkosten für das Pferd berechnet
hatte. Stanwells zukünftiger Schwiegervater Roric McNeil hatte das Tier dort
untergestellt – „Wie soll er den Wagen sonst bis Krai schaffen!“, übermittelte
der Wagenbauer seine Worte – und war selbst samt Tochter und den übrigen Leuten
vom Grünen Feuer von Calwalla schon vor zwei Tagen aufgebrochen. Stanwell
hatte alles bezahlt, ohne mit der Wimper zu zucken. Jetzt gab er der ganzen
Truppe eine Führung durch sein neues Zuhause, und dass der Mann glücklich war,
konnte man schon daran erkennen, dass er auch James nicht davon ausschloss. Anscheinend
waren die Sache am Japento-Weg und sein Anfall von Geisterfurcht vergessen.
Sie bewunderten also das große, geschreinerte Bett,
die bunten Decken und Kissen darauf, den Eisenherd und die Lampen, das Geschirr
und die Vorhänge an den Fenstern. Sie spotteten – leise natürlich – über die
seltsame versteinerte Frucht, die Stanwell über dem Bett aufgehängt hatte: das
Ding, das ihm die Ladenbesitzerin in Fendurnen für ein langes Leben und viele
Kinder zugesteckt hatte. Als Sahnehäubchen präsentierte Stanwell ihren
neidischen Blicken schließlich die abgetrennte Zelle mit dem Inglewinger: Ein
Klo, auf dem man wirklich und wahrhaftig sitzen konnte und in dem mithilfe eines
bestimmten Torfsubstrats und einer Kolonie unerschrockener kleiner Käfer zwar
nicht Stroh zu Gold, aber immerhin Scheiße in guten Kompost verwandelt wurde. Alles
vom Feinsten also. Das neue Leben
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