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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Makave – oder –“
    „Dabei fällt mir was ein“, unterbrach Firn diesen
kreativen Aufschwung. „Ich hab den Makave restlos satt. Legen wir zusammen und
besorgen uns auch so einen Sack Kaffeebohnen, wie Stan ihn gestern für seine Prachtkutsche
gekauft hat!“
    „Ich bin dabei“, meinte Juniper. Horgest, eben von
John aus dem Gilwissler vertrieben, nickte.
    „Ich auch“, schloss James sich an, obwohl es ihm um
das Geld leidtat.
    „Kaffee mag ich zwar auch nicht, aber besser als
Makave ist er auf jeden Fall“, sagte Carmino.
    „Half?“
    „Mmh.“
    „ Geffet ! Dann besorg ich heute einen, und wir
teilen uns den Preis.“
     
    3.
    Eine Stunde später stand James vor seiner frisch
geschaffenen Hakemi-Bude. Sie hatten zwei alte und ganz verblasste
Kulissenwände an die eine Schmalseite des Gilwisslers gestellt und die offene
vierte Seite mit den schwarzen Tüchern aus der Requisite verhängt. Neben der
anderen Schmalseite des Wagens stand ein kleines, rundes Zelt, das aussah wie
ein violetter Muffin. Darin hielt Odette ihre Wahrsagesitzungen ab, wenn sie
dabei auf ihren eigenen Wagen verzichten musste. Es standen sogar schon ein
paar städtisch gekleidete Frauen davor und warteten, dass es losging. Und
zwischen Wahrsagerin und Hakemi bauten Jakobe und Raween, widerwillig unterstützt
von Pix, gerade ihre Waren auf: Teppiche, Decken und Misteln.
    Zweifelnd betrachtete James das Prunkstück der Hakemi-Ausstattung:
ein silbern bemaltes Holzschild mit der dunkelblauen Aufschrift James
Barrett, Hakemi, Kundiger der Heilkräfte von Mikuntessla und Bortikan ,
dessen Farben noch nicht mal trocken waren. Angesichts dieser Titel hätte jeder
Werbefuzzi drüben Herzrhythmusstörungen bekommen, aber hier schätzte man
Blumigkeit und pompöse Klangfülle, versicherten ihm die anderen, genauso wollten
die Leute das haben. Halfast hatte es gut sichtbar an die Frontseite des
Gilwisslers gehängt. Jeder, der Jakobe eine Mistel abkaufte, musste auch das
Schild sehen, das seine Fakeshow ankündigte.
    Medizinmann spielen, so hatte Pix seine Tätigkeit
beschrieben. Das traf es gut. Nur dass ihm sogar die Medizin fehlte. Worauf
hatte er sich da bloß eingelassen? Unter dem schweren Gehrock brach ihm jetzt
schon der Schweiß aus. Was sollte er denn hier mit seinen Kräutern und Verbandsstückchen,
mit einer Pinzette und einer Schere als einzigen Instrumenten und ein paar
lächerlichen Semestern Medizinstudium?
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass er plötzlich
kalte Füße bekommen würde. Aber es war was anderes, ob man in einem staubigen
Nest im Nirgendwo abergläubischen, geduckten Dörflern zu helfen versuchte, oder
ob man auf einem großen Stadtmarkt Dienste anpries, die man gar nicht leisten
konnte. Niedergeschlagen verkroch er sich hinter seinen Papierwänden, wo ein
Hocker auf den ersten Patienten wartete, und lauschte mit Herzklopfen auf das
Stimmengewirr ringsum. Vielleicht kam ja gar keiner. Vielleicht gingen die alle
zu dem betrunkenen Graico-Hakemi. So verging eine halbe Stunde, und aus seinem
Lampenfieber und den nur allzu berechtigten Selbstzweifeln wurde Langeweile und
schließlich Sorge um die erhofften Einnahmen. Er sah vorsichtig zwischen den
Vorhängen hinaus – immer noch keiner da?
    Nein, kein Patient in Sicht. Stattdessen blickte er
geradewegs in die zusammengekniffenen Augen des Chefs und wünschte, er wäre unsichtbar
geblieben. Dieser Wunsch verstärkte sich in den folgenden Minuten, denn Nicholas
Montagu war entschlossen, den sang- und klanglosen Untergang seines Hakemi
nicht hinzunehmen. Ein bisschen Werbung sollte er machen, so wie der versoffene
Graico-Heiler das auch tat. Aber da war bei James die Grenze erreicht – den
Marktschreier würde er nicht auch noch machen. Am Ende zogen John und Firn los
und verkündeten, von feierlich-langsamen, dumpfen Trommelschlägen begleitet,
dass beim Stern von Montagu der Hakemi von Mikuntessla und Bortikan die
Kranken heilte. Und eine Viertelstunde später trampelte tatsächlich der erste
Patient zwischen den Vorhängen hindurch herein. Einer der Händler vom
Viehmarkt; er hatte eine Schramme über den ganzen Unterschenkel, die nicht
aufhören wollte zu bluten, wie er mürrisch erklärte. Er halte nichts von
Hakemis, aber wenn er schon einen aufsuche, dann wolle er verdammt sein, wenn
er zu so einem Treibser ging wie diesem anderen Kerl. Auch James musterte er
argwöhnisch – und das war der Blick, an den James sich an diesem Vormittag noch
gewöhnen

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