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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sollte. Mit der Schramme wurde er fertig – die Peregrini hatten ein
paar wirklich gute Mittel gegen die alltäglichen Beschwerden – und als der Kerl
mit verbundenem Bein die Bude verließ, standen draußen vier, fünf Leute, und
auf einmal war er mittendrin. Seine Patienten kamen in Begleitung und gaben
misstrauisch nur das Allernötigste von sich preis. Einige verdrückten sich auch
schleunigst wieder, nachdem sie einen ersten Blick in seine Bude (oder
vielleicht auch in sein Gesicht) geworfen hatten. Die, die blieben, waren vor
allem Leute mit chronischen Beschwerden: Schmerzen, nie ausgeheilte
Verletzungen oder Behinderungen; Leute, die vermutlich schon alles andere
ausprobiert hatten und nun ihre letzten Hoffnungen zu einem Wanderheiler
trugen. Und solche, die es unerwartet auf dem Markt getroffen hatte, wie den
Viehhändler und den kleinen Jungen, dem eine der neu gekauften Murmeln in der
Nase steckengeblieben war. Er wunderte sich zunehmend über das, was er zu sehen
bekam. Es ließ auf katastrophale ärztliche Versorgung schließen. Wie hätte er
annehmen können, dass eine Stadt wie Gassapondra gar keine Ärzte hatte, kein
Krankenhaus – nichts als ein paar Kräuterkundige? Die Frau, die mit einem
hinkenden Fünfjährigen kam, klärte ihn auf. Sein Schienbein war gebrochen
gewesen und unfassbar schlecht gerichtet worden. Als er nach den
verantwortlichen Ärzten fragte, wusste sie gar nicht, wovon er redete. Es gab
Leute, die gebrochene Knochen und Wunden versorgen konnten, die kümmerten sich
auch um verletzte Pferde und Vieh – und so einer hatte dem damals Dreijährigen
das Bein gerichtet. Als er nach einem Krankenhaus fragte, sah sie mit entsetzten
Augen zu ihm auf. Ob er das Siechenhaus meinte? Da ging man doch nur zum
Sterben hin! Wer da einmal reingeriet, der kam nicht wieder raus! Und ihr
Kleiner war weder todkrank noch verrückt! James hatte Mühe, sie wieder zu
beruhigen. Während er die entzündeten Augen des Jungen auswusch – der
eigentliche Anlass ihres Besuchs – begriff er, dass Bindori die Wahrheit gesagt
hatte: Krank zu sein, bedeutete in der Weltsicht der Salkurninger, von Larenni
verschmäht und von Unheil gezeichnet zu sein – kurz gesagt: jemand zu sein, den
man besser mied. Deshalb bemühten sie sich, möglichst nicht krank zu sein und,
wenn sie es waren, es zu verbergen. Wer es auf Dauer nicht verbergen konnte,
war in Gefahr, in ein Siechenhaus weggesperrt zu werden. Ein verstohlener
Besuch bei einem Wanderheiler oder Hakemi war alles, was einem blieb. James war
schockiert. Er ließ Selbstzweifel und Lampenfieber beiseite und entschloss
sich, sein Bestes zu geben.
    Manche Kunden konnten die guten Absichten allerdings
ins Schwanken bringen. Nach dem Jungen mit der Murmel schleiften zwei Männer
einen dritten herein, dessen ganze Hemdbrust blutgetränkt war – James
befürchtete, dass die Stunde jetzt schon geschlagen hatte, ihm ebenso wie dem
Patienten – aber dann erkannte er, dass er es nur mit einer gebrochenen Nase zu
tun hatte. Vermutlich die Folge einer Prügelei, keiner der drei klang nüchtern,
und während sie sich an die Stellwände quetschten, dünsteten sie reinen Alkohol
aus. Trotz der Enge wollten sie ihren Kumpel nicht alleinlassen. Den Hakemi
betrachteten sie wie ein armes Würstchen, und als er die Nase richtete, legte
der Kerl mit so wüsten Beschimpfungen los, dass sogar seine Kumpels verlegen
wirkten.
    Es wurde ein sehr langer Vormittag. Er zog
zeckenartige Tierchen aus entzündeten Hautstellen – zur Desinfektion hatte er
sich schon vor einer Weile eine Flasche klaren Branntwein besorgt – er reinigte
und verband Wunden und überlegte dabei, dass er sich unbedingt für Nähte
ausrüsten musste; er schiente einen gebrochenen Unterarm, er zog sogar einen
total verfaulten Zahn – aber den hätte jeder andere auch ziehen können. Er
stand ratlos vor zwei Kleinkindern mit roten Flecken, die alles sein konnten
oder nichts. Er stand noch ratloser und voller Mitleid vor einer bleichen Frau,
die über immer wiederkehrende Kopfschmerzen klagte. Sie trug ihre besten Kleider
und mehrere Schmuckstücke, war aufwendig frisiert und hatte sogar Rouge auf den
Wangen, was er hier bisher selten gesehen hatte. Es machte die Blässe ihres
Gesichts nur deutlicher. Obwohl sie die ganze Zeit zu lächeln versuchte, waren
die Furchen zwischen Nase und Mundwinkeln, die tiefen Schatten unter ihren
Augen nicht zu übersehen.
    „Was kostet dein Elixier, Hakemi?“, fragte sie

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