Tyler Moreno
aufgenommen und abgelegt.
Die Fotos der Tätowierungen hatte sie immer wieder angesehen. Sie hatte sie mit ihren Finger nachgemalt und sich dabei vorgestellt, wie es wäre, dies in echt zu tun.
Ein absurder Gedankengang. Schließlich konnte man niemanden berühren, ohne vorher auch nur mit ihm gesprochen zu haben.
Nicht, dass sie das überhaupt wollte. Sie mochte Berührungen nicht einmal und trotzdem reizte es sie zu erfahren, ob sich die tätowierte Haut anders anfühlte.
Aber sie würde sich ein anderes Opfer für ihre Nachforschungen suchen müssen, denn dieser Mann war definitiv tabu!
Nina hatte vor ihrem inneren Auge gesehen, wie der Streit zwischen den beiden eskaliert wäre, wenn sie nicht dazwischen gegangen wäre.
Sie sah es in den schwarzen Augen des Mannes. Sie funkelten vor Aggression und Gewaltbereitschaft. Es war, als hätte er nur darauf gewartet, sich mit jemandem anzulegen. Die schönen, leicht schräg gestellten Augen mit den dichten Wimpern hatten sich zu Schlitzen verengt und jede Bewegung seines Gegenübers erfasst.
Er hatte seine schönen, vollen Lippen, die sonst stets so weich und einladend aussahen, zu einem festen Strich zusammen gepresst, was seine sowieso schon markanten Wangenknochen noch schärfer hervortreten ließ.
Seine kurzen, schwarzen Haare und der Dreitagebart hatten den Eindruck eines wirklich gefährlichen Mannes nur noch verstärkt.
Sein gesamter Körper, jeder einzelne Muskel war auf Hochspannung gewesen und hatte darauf gewartet, endlich mit voller Kraft losschlagen zu können.
Nina verabscheute Gewalt im Allgemeinen, im Besonderen aber gegen Gregor, und damit hatte sie sich ab sofort jeglichen Gedanken an den Mann verboten.
Mit seinem ungewollten Schauspiel hatte er ihre Aufmerksamkeit aber wieder auf sich gelenkt. Nina konnte nicht anders. Die Gefühlsregungen auf seinem und ihrem Gesicht waren einfach herrlich gewesen. Unweigerlich hatte sie sich ihre Kamera geschnappt und ihre ganz persönliche Fotostory daraus gemacht.
Sein Gesichtsausdruck, als er sie dabei ertappte, war der krönende Abschluss des ganzen gewesen.
Eigentlich hatte Nina mit Wut gerechnet, wie es normalerweise der Fall war, wenn sie Personen in solch intimen Momenten aufnahm. Er hingegen sah erst verdattert aus und dann, als hätte er ihre Beweggründe in ihren Augen erkannt, hatte er gelächelt.
Eines der wenigen echten Lächeln, das sie je auf seinen Lippen gesehen hatte. Es signalisierte ihr stillschweigend Verständnis und Zustimmung. Es war einer der Momente, die sie eigentlich immer nur mit Gregor teilte.
Dass dieser Mann, den sie eigentlich als eher grobgestrickt eingeschätzt hätte, zu so sensibler Kommunikation fähig war, überraschte sie.
Ihre Blicke waren immer noch ineinander verhakt, als Gregor sich neben ihr erhob. Nina wusste, dass er eine weitere Runde Drinks holen wollte und nickte, ohne ihn anzusehen.
"Alles in Ordnung, Nina?", forderte Gregor ihre Aufmerksamkeit.
Nina blickte lächelnd zu ihm auf und nickte erneut. Er entspannte sich und machte sich auf den Weg zur Bar.
Immer ist er so besorgt um mich, dachte Nina und blickte ihm nachsichtig lächelnd hinterher.
"Darf ich mich kurz zu dir setzen?", fragte der Mann, mit dem sie sich eben noch still über den Tisch hinweg unterhalten hatte.
Nina zuckte zusammen. Sie war noch von Gregor abgelenkt gewesen, sodass sie überhaupt nicht mitbekommen hatte, wie er sich ihr genähert hatte.
Das hast du davon. Wenn du dich immer so ablenken lässt, entgehen dir die wichtigen Einzelheiten!, schalte sie sich selbst.
Sie blickte zu ihm auf und sah, dass sein Blick mit gerunzelter Stirn auf ihr ruhte.
Da sie nicht unhöflich sein wollte und er ja sehr schnell selbst feststellen würde, dass sie keine geeignete Gesprächspartnerin war, nickte sie widerstrebend.
Einer seiner Mundwinkel zuckte und er ließ sich geschmeidig auf den Stuhl sinken.
Ihr war bereits aufgefallen, dass er sich immer so weich bewegte. Seine Bewegungen strahlten eine lässige Arroganz aus. Elegant und geschmeidig wie eine Raubkatze.
Manchmal träge und gesättigt, manchmal gespannt wie auf der Jagd, aber immer weich und elastisch. Seine Art, sich zu bewegen, faszinierte sie und sie hatte sich bereits mehr als einmal eine Videokamera statt eines Fotoapparates gewünscht, um dieses Phänomen für ihre Gedankenbibliothek festzuhalten.
"Ich heiße Ty. Tyler Paolo Moreno, um genau zu sein", sagte er nach einiger Zeit.
Sehr leise, als wollte er sie mit
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