Tyler Moreno
aus dem Bett und vor die Tür.
Er schlief selten zwei Mal mit derselben Frau. Nicht, weil sie ihn nicht mehr anmachten, wenn er sie erst einmal gehabt hatte. Er wollte lediglich keine falschen Hoffnungen wecken. Er hatte nicht vor, eine von ihnen zu behalten, auch wenn einige von ihnen eine weitere Runde wert gewesen wären.
Er wollte keine Menschen, die ihm etwas bedeuteten, in seinem Leben. Er mochte Ryan und Shane. Vielleicht sogar ein paar der anderen Jungs. Sky, Cat und das spärliche bisschen Familie, das er hatte. Aber schon diese wenigen Personen waren nicht gut für seine Gefühlslage.
Er brachte sich viel zu oft in Schwierigkeiten, wenn ihm jemand am Herzen lag. Und wenn er das Tier in seinem Inneren erst einmal rausgelassen hatte, war es nicht mehr zu bändigen.
Hätte Ryan ihn vor einigen Monaten nicht unterbrochen, hätte er Robert, Skys gewalttätigen Exfreund, umgebracht. Er war so in Rage gewesen, dass er nicht mehr er selbst war. Einen um den andern Schlag hatte er dem brutalem Mann verpasst. Grundsätzlich hätte Ty deswegen keine Gewissensbisse bekommen. Das Problem war nur, das er in solchen Momenten die Kontrolle über sich selbst verlor.
Er wusste einfach nicht mehr, wann es reichte. Wann er besser aufhören sollte, bevor es schwerwiegende Folgen haben würde.
Robert lag an jenem Tag bereits halb bewusstlos am Boden und Tys Faust war wieder und wieder in sein Gesicht gekracht.
Hatte er es verdient? Definitiv. Das, was Ty ängstigte, war die Tatsachte, das sich sein logisches Denken so vollständig verabschiedete. Der Gedanke, er könnte tatsächlich einmal einen Menschen mit seinen bloßen Fäusten töten, verängstigte ihn. Er wollte so nicht sein. Aber die unterschwellige Aggression, die immer tief in ihm schlummerte, wurde wie mit einem Schalter freigesetzt, ließ er die Bestie in sich erst einmal los.
Ty hatte sich kaum auf einen Stuhl gesetzt, da platzierte sich auch schon ein Geier auf seinem Schoß. Es gefiel ihm heute nicht. Er hatte immer noch schlechte Laune und absolut keine Lust darauf, freundlich zu sein.
Und das musste er nun mal. Charmant lächeln, hier und da ein Kompliment. Immerzu wollten die Frauen hören, wie toll sie seien.
KOTZ!
Er war von Haus aus nicht sehr gesprächig und wenn er, so wie jetzt, schlechte Laune hatte, wollte er erst recht keinen aufgesetzten Small-Talk.
Er redete nur dann, wenn er auch wirklich etwas zu sagen hatten. Leider verstanden das die meisten Leute nicht und versuchten, ihn permanent in ein Gespräch zu verwickeln.
Genau das tat auch das Flittchen auf seinem Schoß. Er hörte sie brabbeln, versuchte aber, dieses nervtötende Geräusch auszublenden. Er versuchte, die Aggressionen in seinem Inneren in den Griff zu gekommen und schraubte mental die Geräuschkulisse herunter.
Ty schloss seine Augen, um sich besser auf sich selbst konzentrieren zu können, und hörte dabei in unregelmäßigen Abständen ein leises Klick. Er wollte zuordnen, woher das Geräusch kam und was es bedeutete, kam aber auf keine Lösung.
Er öffnete langsam die Augen und sah den Kopf des Flittchens nur noch wenige Zentimeter vor sich.
Ty legte ihr die Handfläche auf die Stirn und schob sie von sich. Sie sah ihn verwirrt an, daher blieb ihm nichts anderes übrig, als es deutlicher zu machen.
"Runter von mir", knurrte er sehr leise, wusste aber, dass sie ihn verstanden hatte, da sie erschrocken die Augen aufriss.
"Was ist denn los?", fragte sie mit ihrer piepsenden Stimme.
KOTZ!
"Du quatschst mir seit 10 Minuten die Ohren voll und dir ist noch nicht einmal aufgefallen, dass ich keinen einzigen Ton gesagt habe. Also runter von mir! Wenn du so scharf auf meinen Schwanz bist, kannst du mir noch schnell einen blasen, aber dann Abfahrt!"
Sie riss schockiert die Augen auf und machte sich schnellst möglich davon.
Während der ganzen Zeit hatte er weiter dieses Klick-Geräusch vernommen. Wenn ihn nicht alles täuschte, waren die Abstände, in denen das Geräusch erklang, seit seinem Ausbruch drastisch gestiegen.
Er sah sich um und versuchte wieder, das Klicken zu orten. Ihm schräg gegenüber machte er Nina aus, die ihr Objektiv genau auf ihn gerichtet hatte. Sie betätigte den Auslöser und Ty hörte es wieder. Klick .
Verwirrt zog er die Brauen zusammen. Klick .
Dann lächelte er. Klick .
Sie hat das ganze Drama mit dem Flittchen via Foto festgehalten! Diese Bilder möchte ich sehen!
Erst jetzt fiel ihm auf, das Nina ihm gerade das erste echte Lächeln
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