Typisch Helmut Schmidt: Neue kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
Tiefschwarz. Es zeige, sagt Schmidt, eine Skyline im »allerletzten Abendlicht«. Titel des Werkes: »Amerika«.
Als Helmut Schmidt einmal …
… Franz Josef Strauß gratulierte
Im Herbst 1975 herrscht in Bayern Ausnahmezustand. Bierselige Männer in Tracht wanken durch die Straßen, schlagen sich in seltsamen Verrenkungen selbst auf die Schenkel, schießen mit altmodischen Karabinern in die Luft. Nein, es ist nicht Oktoberfest – Franz Josef Strauß, der Ober-Bayer, feiert seinen Sechzigsten.
Wochenlang, so schreibt die Zeit damals, schwimmt FJS »auf einer Woge von Vorfeiern, Hauptfeiern und Nachfeiern zwischen Kreuth-Alm und Tegernsee, in München zwischen Hofbräuhaus und Residenz«.
Strauß hat inzwischen mehrere Wandlungen durchgemacht. Vom affärengestählten Trickser (Lockheed-Skandal/ Spiegel- Affäre) zum geachteten Finanzminister zum bayerischen Volksschauspieler, der – zur Gaudi des bundesweiten Publikums – die Bühne der Bonner Republik bespielt, bedampft, bepoltert. Mit seinen armdicken Koteletten, der beindicken bunten Krawatte rangiert er irgendwo zwischen den Komödienstadl-Schauspielern Gustl Bayrhammer und Willy Harlander, die damals genauso aussehen.
Zu den Gratulanten gehören Staatsmänner aus aller Welt. Auch Helmut Schmidt möchte versuchen, seine Wertschätzung für den Bayern zum Ausdruck zu bringen.
Es bleibt beim Versuch: »Vor fast zehn Jahren, als Sie gerade 50 geworden waren, bin ich gefragt worden, was ich von Ihnen hielte. Ich halte es für reizvoll, einen Teil meiner damaligen Antwort in Erinnerung zu rufen, weil damit ein Stück Kontinuität zum Ausdruck kommt: ›Manchmal bin ich auf den Mann sehr zornig gewesen, und manchmal habe ich ihn für eine ganz gefährliche Kraft gehalten, und ich glaube, dass er in Zukunft, wenn er Fehler macht, gefährlich sein kann. Andererseits sehe ich, dass er sich Mühe gibt, sich in den Griff zu kriegen‹ … mit freundlichen Grüßen, Ihr Helmut Schmidt.«
1980 wird der so Geehrte versuchen, zum Bundes-Strauß zu werden – vergeblich: Die Deutschen wollen in dem mit Atomraketen vollgestopften Land niemanden als Kanzler, »der sich Mühe gibt, sich in den Griff zu kriegen«. Und in diesem Bemühen leider regelmäßig scheitert.
Quellennachweis
Als Helmut Schmidt einmal …
… nur einer unter vielen war: Neue Ruhr/Neue Rhein-Zeitung : »Hurra, hurra – alle Schmidts waren da«, 2.9.1978, S. 9
Westdeutsche Allgemeine Zeitung : »Der Kanzler bat in den Blumenhof«, 26.7.2010
Als Helmut Schmidt einmal …
… fast der Rüsselkäfer zu Hilfe kam:
Hamburger Abendblatt : »Fast wie gerufen kamen die Rüsselkäfer zum Kanzleramt«, 4.11.1978, S. 13
Als Helmut Schmidt einmal …
… Schülerhilfe erhielt:
Hamburger Abendblatt : »Bonn verhängt für Ford Sicherheitsstufe eins«, 25.7.1975, S. 1
Der Spiegel : »Carter und Schmidt: Neue Sachlichkeit«, Nr. 29/1978 v. 17.7.1978, S. 20
Als Helmut Schmidt einmal …
… unterging undvon Schmidt gerettet wurde:
Der Spiegel: »Da kommen Sie doch nicht ran«, Nr. 35/1977 v. 22.8.1977, S. 26-27
Hamburger Abendblatt : »Kanzler-Sturz in den Brahmsee – Schmidt half Schmidt«, 9.8.1977, S. 1
Als Helmut Schmidt einmal …
… Jimmy Carter den Kölner
U-Bahn-Fahrplan vorlesen wollte:
The New York Times : »President and Chancellor: Shaky Link, Under Repair«, 15.7.1978, S. 3
Als Helmut Schmidt einmal …
… sein eigenes Richtfest schwänzte:
Der Spiegel : »Bammel vor dem Umzug«, Nr. 10/1976 v. 1.3.1976, S. 34
Der Spiegel : »Personalien«, Nr. 25/1976 v. 16.6.1975, S. 130
Hamburger Abendblatt : »Hausherr Schmidt ließ sich nicht blicken«, 16.10.1974, S. 2
Hamburger Abendblatt : »Wer geht, weiß nicht, wer kommt«, 31.1.1976, S. 13
Als Helmut Schmidt einmal …
… einfach nicht mehr austreten konnte:
Hamburger Abendblatt : »Vereinsmeier Schmidt zahlt in viele Kassen«, 27.10.1978, S. 3
Als Helmut Schmidt einmal …
… Luxemburg regieren wollte:
Der Spiegel : »Personalien«, Nr. 20/1979 v. 14.5.1979, S. 248
Als Helmut Schmidt einmal …
… wegen Hans-Dietrich Genscher
die Stühle wegräumte:
Klaus Bölling: Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt. Ein Tagebuch , Reinbek bei Hamburg 1982, S. 88
Als Helmut Schmidt einmal …
… für sein volles Haar gelobt wurde:
»Der Helmut Schmidt, der hat ein einmaliges Haar«. Willi Münch, Friseur im Bonner Bundeshaus, im Gespräch mit Thomas Hauschild, Deutschlandfunk 23.10.1982
Als Helmut Schmidt
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