Über Alle Grenzen
junger Priester war gut.
Südkalifornien war wirklich von der Sonne braungebrannt. Ein Besuch auf einer Farm meiner Familie zeigte überdeutlich, welchen Schaden fünf Jahre Trockenheit angerichtet hatten. Die neu verordneten Duschköpfe spendeten mehr Luft als Wasser. Mit Erstaunen hörte ich schon wieder meine Stimme sagen, dass ich den roten Buddha um Regen bitten und dass er sicherlich auch ein drittes Mal helfen würde. Das fühlte sich jedes Mal sehr seltsam an. Der vernünftige Teil meines Geistes sagte dabei immer: “Halt! Du darfst die Buddhas nicht so unter Druck setzen. Du vertrittst sie, und wenn sie deinen Wunsch nicht erfüllen, lässt du sie schlecht aussehen.” Trotzdem ertappte ich mich mehrmals bei dieser Aussage, und allmählich nistete sich noch dazu ein sehr “dänischer” Wunsch mit ein: dass die Regenfälle zum Besten von Land und Leuten erst nach unserer Abreise aus Kalifornien beginnen mögen.
Meine Familie in San Luis Obispo, rechts Dudley
Am 25. Februar landeten wir zu acht in Hawaii. Jenny konnte zwei Wochen bleiben, wir anderen hatten nur drei Tage Zeit. Als wir bei Jason und Dechen auf Maui den Fernseher anschalteten, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf: Über Südkalifornien waren Gewitter hereingebrochen, und wie sich herausstellte, war es eine lang anhaltende Veränderung der Wetterlage.
Am zweiten März landeten wir in Christchurch, Neuseeland. Maureen und Manfred hatten drei Vorträge vorbereitet, einen davon bei den Theosophen in Bank’s Peninsula. Die heimische Pflanzenwelt war an einigen Stellen recht unberührt und wies sehr ungewöhnliche Arten auf. Per Gesetz waren vor hundert Jahren die Bäume in den weiten Feldern gefällt worden. Man wollte so mehr Schafe züchten können, aber weil das unfassbar harte Holz nicht verrottet, erinnern heute die seltsamen herumliegenden Äste oft an Gemälde von Goya.
Sydney war gewachsen. Nachdem unsere Gruppe meine Belehrungen vom letzten Besuch abgetippt und gut verbreitet hatte, wollte sie jetzt mehr. Auf dem Weg die australische Küste hinauf zog ich vier runderneuerten Reifen von Jyttes und Peters Wagen das Gummi ab. Sie schafften gerade 1.000 Kilometer, bei einer Strecke mit aufregenden Kurven, Überschwemmungen und völlig außergewöhnlichen Bäumen.
In Surfer’s Paradise, wohl die schönsten Strände der Welt, wollten Terry James und Kim einen Vortrag vorbereiten. Am Ende kamen aber nur sie – es war dort wohl zu schön. Weiter südlich in der Hauptstadt Canberra war mehr Reife vorhanden, man dachte wieder an andere. Dort arbeitete unser alter Freund Lee zum Besten der Ureinwohner Australiens. Obwohl diese den Verlust ihrer Wurzeln bei jedem Zusammentreffen mit westlicher Kultur beklagten, steuerten sie auch ein paar rührende Bilder bei: Viele sind begeisterte Autofahrer. Vom Sozialamt steigen sie direkt ins nächste Taxi und lassen sich so lange spazieren fahren, bis das gesamte Wochengeld verbraucht ist.
In Wollongong lehrte ich bei einer Theravada-Gruppe. Sie wurde von einem Mönch geleitet, der Jamgön Kongtrul Rinpoche aufs Haar glich. Er hatte sogar die gleichen kurzen Oberarme, und nachdem Jamgön Kongtrul Rinpoche 1992 bei einem Autounfall starb, waren spätere Begegnungen mit dem Mönch schmerzhaft.
Am 21. März begann ich einen Kurs über das Große Siegel in den Wäldern bei Wiseman Ferry. Das Land gehörte Ayya Khema, einer erfolgreichen deutschen Theravada-Nonne, und barg bis zum großen Brand im Januar 1994 die unberührte Pflanzen- und Tierwelt des Landes. Dieses wunderschöne Areal wurde von einem englischen Mönch, einem “Bhante”, geleitet, der heute Laurence heißt.
Anfang April verließen wir Peter und Jytte und ihr schönes Haus. Wir nahmen den Nachtbus nach Melbourne, das sehr englisch ist, und flogen von dort aus nach Kuala Lumpur in Malaysia, wo wir von den liebevollen Menschen Uguen und Peggy in Empfang genommen wurden. Vor uns hatten sie schon Markus und Kasia aus Zürich für eine Woche zu sich eingeladen, und ihre Gastfreundschaft war wieder jenseits jeglicher Beschreibung. Im Jahr davor hatten sie uns die Flugtickets nach Bangkok geschenkt.
Leider war es unmöglich, einen Zwischenstopp in Bangkok zu vermeiden. Aids verbreitete sich nun immer schneller, und die “Kunden” wurden vorsichtiger.
Obwohl wir keine Begegnungen in Sikkim geplant hatten, waren die Zeiten, in denen wir alleine Rumtek besuchten, endgültig vorbei. Unsere polnischen Jungunternehmer wollten etwas von der
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