Über Alle Grenzen
Welt sehen. Da unsere Reisepläne immer bekannt sind, waren wir so mit dreißig Freunden unterwegs.
Die Straße nach Westen in Richtung Kathmandu war schlechter denn je, und die Leute sprachen mittlerweile von “Kackmanzu”. Die Infrastruktur Nepals fiel auseinander, und unsere Freunde, die die letzten Unruhen miterlebt hatten, konnten einiges erzählen. Das unpolitische “Shangri La” gehörte der Vergangenheit an.
Der letzte Besuch bei Pawo Rinpoche
Wir wohnten nahe Swayambhu bei Lopön Tsechu Rinpoche und seinem Helfer Lama Kalsang. Jeden Tag planten wir Neues und Spannendes für die Zukunft. Meine Vorträge im Vajra-Hotel wurden von einigen Englisch sprechenden Lamas der Sakya-Schule begutachtet. Sie waren sichtlich erfreut, dass althergebrachte Belehrungen den Menschen unserer Zeit so schmackhaft gemacht werden konnten, und ich war dankbar für ihr Lob. Wir schafften es auch, mit Tenga Rinpoche zu sprechen, ohne von seinen beiden schlecht beleumundeten Aufpassern belauscht zu werden. Der letzte Besuch beim wichtigen Linienhalter Pawo Rinpoche kurz vor seinem Tod wurde ein bleibendes Erlebnis.
Dann flog Hannah nach Hongkong zu Shamarpa, während Tomek und ich hoffentlich zum letzten Mal mit Indian Airlines flogen. Wir hatten inzwischen ihre Verwirrung, ihre pedantischen Kontrollen beim Wiegen des Gepäcks und ihre fehlende Freigiebigkeit gründlich satt. Selbst das Flugpersonal schien es für einen persönlichen Sieg zu halten, so wenig wie möglich von allem zu geben.
Als wir sechs Stunden verspätet in Frankfurt landeten, warteten immer noch über achtzig Freunde am Flughafen. Ich war stolz auf sie, alles roch nach Frische und Selbständigkeit. Meine Rechnung war aufgegangen. Da unsere Gruppen Laienlehrer fördern und die Besuche der Mönche und Nonnen begrenzen, kommen immer mehr kraftvolle Leute. Durch den offenen Austausch waren wir nicht zur Machtpyramide erstarrt. Die Leute waren verantwortungsvolle buddhistische Hersteller, nicht Verbraucher. Nach Austausch von Neuigkeiten, Segnungen und einer kurzen gemeinsamen Meditation wollte uns ein Clemens Kuby, ein Filmemacher, unbedingt nach Wuppertal fahren. Auch sein Auto war unzuverlässig. Er wollte einen Dokumentarfilm über Karmapa und die tibetische Wiedergeburt drehen, bevor zwei zu diesem Zwecke bereitgestellte Millionen wegfielen. Der nachgestellte – nicht dokumentarische – Film “Living Buddha” spielt alle Seiten des Tibet-Mythos voll aus, überzeugt aber nur kurzfristig, weil eine offensichtlich falsche Prophezeihung als Ursache der Wahl eines schönen, aber wenig außergewöhnlichen Kindes angeführt wird. Aber zurück zu Kubys Auto.
Mit Caty - in guten Händen
Ich glaubte, in alle Reinen Länder gekommen zu sein, als Catys strahlendes Gesicht ganz unerwartet am Seitenfenster des liegen gebliebenen Wagens erschien. Um 23 Uhr endlich angekommen, war die Straße vor dem Zentrum voller Menschen. Zuerst dachte ich, dass alle eine Pause machten, um frische Luft zu schnappen, aber dem war nicht so. Jeder Zentimeter im Haus war voll. Über vierhundert Freunde waren für nur einen Abend gekommen und hatten fünf Stunden gewartet. Auf solche Leute konnte man bauen. Nach einer dreieinhalbmonatigen Reise rund um die Welt war das ein wirkliches Nachhausekommen.
Nach einem 24-stündigen Interviewmarathon, unterstützt von Caty, fuhren wir nach Berlin. Die Stadt hatte sich verändert. Man war weniger chaotisch als vor dem Fall der Mauer. Manche, die sich jahrelang die Haare hatten verfilzen lassen, schnitten den Mopp nun ab. Michael, Gunda, Ali, Eva, Peter und Jürgen arbeiteten gut, und obwohl die Stadt noch recht übertrieben war: Die Gruppe gewann an Kraft und kam vorwärts.
Der Zug in Richtung Osten war von der alten russischen Sorte. An den Eingängen der Waggons wurde nur mit Kohlen geheizt und stand gekochtes Wasser für Tee zur Verfügung. Lotte aus Dänemark und Gabi wunderten sich über die kitschige und völlig veraltete Innenausstattung. Tomek und ich mussten ihnen erklären, warum die Beamten so nervös waren: Sie waren einfach nicht gewöhnt, unerwarteten Situationen zu begegnen oder Fragen zu beantworten.
Im Zug Richtung Osten
In Warschau wurden die Bahnangestellten von vierzig meiner polnischen Schüler ausgetrickst. Sie stürmten einfach das Abteil und blieben für Segnungen über eine Stunde im Zug. Sie hatten gute Neuigkeiten für mich: Mein Buch “Die Buddhas vom Dach der Welt” war in einer Auflage von 20.000
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