Über Boxen
Dollar; Thomas Hearns an die fünf Millionen Dollar. Im Vergleich dazu verdiente der vierthöchstbezahlte Athlet, ein berühmter Footballstar, nur – nur! – drei Millionen Dollar.) In seiner langen, von Wechselfällen gezeichneten Karriere verdiente Jack Dempsey dreieinhalb Millionen Dollar, was für seine Zeit sehr viel war und heute auf achtundzwanzig Millionen Dollar hinauslaufen würde. Muhammad Ali, der im Laufe seiner langen Karriere an die siebzig Millionen Dollar verdiente, ist vermutlich der höchstbezahlte Sportler der Welt überhaupt; von seinem Nachfolger Larry Holmes nimmt man an, dass er diese Zahl ebenfalls ungefähr erreichte. (Die Schätzungen sind verschieden hoch, und Holmes’ Karriere ist, während ich dies schreibe, noch nicht beendet; er selbst gibt an, neunundneunzig Millionen auf der Bank zu haben – und er wird noch mehr verdienen.) Ein einziger Boxkampf bringt den Boxern manchmal extravagante Summen ein, selbst wenn man das Geld, das die Promoter bekommen, abzieht: Der Herausforderer Thomas Hearns, der verlor, verdiente mindestens sieben Millionen Dollar für seinen Achtminutenkampf gegen Marvin Hagler. Marvin Hagler verdiente mindestens siebeneinhalb Millionen Dollar. Für den ersten seiner berühmten Kämpfe gegen Roberto Durán 1980 – den er nach Punkten verlor – bekam der populäre Weltergewichtschampion Sugar Ray Leonard zehn Millionen Dollar (Durán bekam zwei Millionen). Eines der Hauptargumente für einen Titelkampf zwischen Marvin Hagler und Sugar Ray Leonard war, dass die Einnahmen vermutlich die höchsten in der Geschichte des Boxens sein würden: der Traum eines Promoters. Und in diesen Zahlen sind Nebenverdienste aus Auftritten im Fernsehen und Werbeeinnahmen noch nicht gezählt, die, zumindest im Fall von Leonard, hoch waren.
Diese Nebenverdienste sind für viele Boxer zu einem Maßstab dafür geworden, was sie außerhalb des Rings wert sind: Sie belegen, in Dollars, ihren Erfolg, ihr Image beim Publikum. (Die Zeitschrift «The Ring» berichtet seit Kurzem darüber, was Boxer verdienen, wenn sie im Fernsehen für bestimmte Produkte werben – eine sozusagen ganz neue Art von «Ringberichterstattung».)
Geld hat eine Unzahl von bereits zurückgetretenen Boxern wieder in den Ring gelockt, oft mit tragischen Ergebnissen. Das traurigste Beispiel ist immer noch Joe Louis, der in dem verzweifelten Versuch, seine Steuerschulden zu bezahlen, weiterkämpfte, obwohl er längst den Punkt überschritten hatte, an dem er sich gegen jüngere Schwergewichtler verteidigen konnte. Seine siebzehnjährige Karriere, in der Louis eine Art internationalen Maßstab für das Boxen gesetzt hatte, endete schmählich im Kampf gegen den viel jüngeren Rocky Marciano (der genauso traurig war über diesen Sieg wie Louis über seine Niederlage). Louis begann dann eine entwürdigende zweite Karriere als Wrestler, die 1956 abrupt zu ihrem Ende kam, als er mit zweiundvierzig Jahren eine Herzmuskelverletzung erlitt, nachdem der fast hundertsiebenunddreißig Kilo schwere «Rocky Lee» ihm auf die Brust getreten war.
Ezzard Charles, Jersey Joe Walcott, Joe Frazier, Muhammad Ali, in jüngster Zeit Larry Holmes – jeder dieser Schwergewichtschampions oder Exchampions kämpfte weit über die Zeit hinaus weiter, in der er sich noch sicher verteidigen konnte. Wenn Ali sich mit sechsunddreißig Jahren für immer zurückgezogen hätte – wenn er nicht zwei Jahre später, gegen den Rat seines Arztes, darauf bestanden hätte, gegen den viel jüngeren Larry Holmes anzutreten –, hätte seine Karriere vielleicht ein glücklicheres Ende gefunden. (Als Alis persönlicher Arzt Ferdie Pacheco ihm Mitte der Siebzigerjahre sagte, er solle sich vom Boxen zurückziehen, entließ er ihn.) Von allen Schwergewichtschampions war allein Rocky Marciano, für den Ruhm und Geld offensichtlich nicht das Allerwichtigste waren, so klug zurückzutreten, bevor er vernichtend geschlagen wurde.
In jedem Fall erklärt das Verlangen eines Boxers nach Geld – nach den ungeheuren Summen, die einige Champions verdienen – nicht die Bereitschaft, ja den Eifer des Publikums, diese Summen auch zu bezahlen. Die Besessenheit des Einzelnen und die des Publikums ähneln einander, aber sie sind nicht das Gleiche.
Boxen ist der Sport,
auf den alle anderen Sportarten hinauslaufen.
George Foreman, ehemaliger Weltmeister im Schwergewicht
Zumindest theoretisch und der Tradition nach ist Boxen ein Sport. Was aber ist Sport? Und warum
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