Über das Verbrennen von Büchern (German Edition)
und vor Zeugen: »Blunck hat gar nichts zu sagen!«
So viel galten die deutschen Dichter und Freiheitssänger damals im eigenen Haus und bei ihrer eigenen Partei. Sie galten so viel, wie sie wert waren.
Chronik
1929
Der NS -»Kampfbund für deutsche Kultur« (KfdK) tritt an die Öffentlichkeit und formuliert »völkische« und rassische Ideen, nach denen der »Aufbau eines neuen deutschen Kulturlebens« gefordert wird.
30 . Januar 1933
Adolf Hitler wird von Reichspräsident Paul von Hindenburg als Reichskanzler vereidigt.
13 . März 1933
Joseph Goebbels wird zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ernannt; Hauptaufgabe seines neuen Ministeriums ist die Kontrolle des geistig-kulturellen Lebens in Deutschland und die »Gleichschaltung« von Kunst, Kultur, Presse, Bildung und Erziehung mit der NS -Ideologie und -Weltanschauung.
23 ./ 24 . März 1933
Erlass des »Ermächtigungsgesetzes«, das die formalrechtlichen Möglichkeiten beinhaltet, Schriftsteller, die im Exil weiterhin im antifaschistischen Sinne wirken, mit Ausbürgerungen und Einziehung ihres – erreichbaren – Eigentums (Gesetz vom 14 . 7 . 1933 ) in ihrer Existenz zu bedrohen bzw. in ihrem Wirken einzuschränken
März 1933
Als erste Schriftstellerorganisation fällt der »Schutzverband Deutscher Schriftsteller« ( SDS ) an die Nazis.
Anfang April 1933
Die »Deutsche Studentenschaft« ( DS t) fordert dazu auf, sich an einer vierwöchigen »Aktion wider den undeutschen Geist« zu beteiligen, die am 12 . April beginnt und an deren Ende am 10 . Mai die öffentlichen Bücherverbrennungen stehen sollen.
12 . April 1933
Veröffentlichung der » 12 Thesen wider den undeutschen Geist«, in denen die Positionen und Ziele der »Aktion« zusammengefasst werden und die die jüdischen, sozialdemokratischen und liberalen Ideen und ihre Vertreter anprangern.
Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler beschließt ein zehn Punkte umfassendes »Sofortprogramm«, das eine Solidarisierung mit dem NS -Staat enthält.
19 . April 1933
Professorenboykott: Aufruf der DS t-Führung, regimekritische und jüdische Hochschullehrer zu melden
26 . April 1933
Beginn der Sammlung »zersetzenden Schrifttums«: Studenten, Bibliotheken, Buchhandlungen sollen entsprechende Bücher abgeben.
Anfang Mai 1933
Zusammenfassung von sogenannter »zersetzender Literatur« in einer gemeinsamen Liste des NS -Bibliothekars Wolfgang Herrmann und des KfdK (»Schwarze Liste 1 «)
5 . Mai 1933
Ausschluss von Gegnern des NS -Regimes und »Nichtariern« aus der Preußischen Akademie der Künste
6 . Mai 1933
Beginn einer landesweiten Plünderung von Leihbibliotheken und Buchhandlungen
10 . Mai 1933
Bücherverbrennung: Die auf der »Schwarzen Liste 1 « genannte Literatur wird im Rahmen propagandistischer Großveranstaltungen in zahlreichen Städten verbrannt. In Berlin ist Erich Kästner auf dem Opernplatz Zeuge, wie seine Bücher mit dem Ruf »Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner!« ins Feuer geworfen werden.
16 . Mai 1933
NS -Bibliothekar Herrmann veröffentlicht eine »erste amtliche Schwarze Liste für Preußen« mit den Namen von nunmehr 132 Autoren, deren Werke als unerwünscht gelten.
9 . Juni 1933
Aus der »Preußischen Dichterakademie« wird die »Deutsche Akademie für Dichtkunst«; in ähnlicher Weise gleichgeschaltet werden der P.E.N. -Club in Deutschland sowie Zeitungen, Theater, Büchereien, Buchhandel und Verlage.
21 . Juni 1933
Die letzte studentische Bücherverbrennung findet in Darmstadt statt. Insgesamt werden im Frühjahr 1933 deutschlandweit über fünfzig Bücherverbrennungen veranstaltet.
4 . Oktober 1933
Erlass des »Schriftleitergesetzes«, wonach jeder, der in Deutschland »an der Gestaltung des geistigen Inhalts der Zeitungen und politischen Zeitschriften durch Wort, Nachricht oder Bild« mitwirkt, auf die Treue zum NS -Staat festgelegt wird
1936
Erscheinen der »Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums«. Diese Liste enthält 3601 Einzeltitel- und 524 Verbote des gesamten Werks verfolgter Schriftsteller; 1940 erscheint zusätzlich eine Liste indizierter Werke »voll- oder halbjüdischer Verfasser«.
3 . Oktober 1965
Eine Jugendgruppe des »Bundes Entschiedener Christen« versammelt sich in Düsseldorf am Rheinufer und verbrennt mit Genehmigung des
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