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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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sich um die Gäste kümmern. Ich werde umher rennen und gemeinsam mit Toni die Journalisten betreuen. Henry wird als Hausherr durch die Ausstellung führen, in die Juli ihn in den nächsten Tagen noch einarbeiten wird.
    »Gut, dann breche ich jetzt wieder auf«, sagt Colin. »Ich stehe dann am Sonnabend ganz früh hier auf der Matte – mit dem ganzen Leuchtkram und den Lautsprechern.«
    »Du kannst doch über Nacht bleiben«, ruft Moira enttäuscht.
    »Tut mir echt leid, Tantchen. Ich muss morgen ganz früh an der Uni sein«, sagt er leichthin. Er winkt in die Runde, ohne mich einmal anzusehen. Klasse! Es ist wieder ganz so, wie damals, als ich geglaubt habe, er hätte Fredericks Schwester zum Sex zwingen wollen. Na, das kann ja heiter werden. Es ist wirklich an der Zeit, dass wir unsere Beziehung regeln. Dieses Hin und Her macht einen ja ganz fertig. Juli und Moira sehen zu mir hinüber – Juli voller Mitleid, Moira mit nachdenklich zusammengekniffenen Augen.

    V on einem fröhlichen Lotterleben im Cottage kann wirklich keine Rede sein. Völlig verschwitzt laufen wir an den folgenden Tagen durch die Gegend, bewirten Gäste in der Imbissbude und fangen an, die Gartendekoration vorzubereiten. Murphy aus dem Pub kannte zum Glück jemanden, der uns für einen Freundschaftspreis die kleine Freiluftbühne für die Sangesdarbietungen ausleiht. Hoffentlich wird sie den ganzen Abend gefüllt sein. Hoffentlich kommen wirklich viele Menschen! Nicht nur die Journalisten, denen wir alles für lau hinterherwerfen. Die Bühne können zur Not auch Seamus, Ian und Ronin füllen, die dem Abend schon siegesgewiss entgegenfiebern. »Besser als du singt keiner, Seamus«, behauptet Ian, als die drei uns auf eine Runde Fisch und Fritten besuchen.
    »Aber echt Pech, dass Tanja nicht teilnehmen kann. Die hätte dir gefährlich werden können, Seamus«, stellt Ronin fest.
    Wir haben beschlossen, dass niemand teilnehmen darf, der unmittelbar an diesem Projekt beteiligt ist. Damit uns keiner Schiebung unterstellen kann.
    »Ja, echt schade«, mault auch Tanja, während sie den Jungs ein Bier hinstellt. »Aber dafür bin ich mit in der Jury. Besser ihr seid jetzt ganz brav.« Sie zwinkert ihnen zu und geht wieder hinter den Tresen.
    »Zu schade, echt«, sagt nun auch Ronin. Er blickt wehmütig Tanjas wippendem Zopf hinterher. Na, die hat die Kerle hier aber ganz schön um den Finger gewickelt. Gut für Peter und meinen Vater, dass sie so eine Verstärkung haben. Nicht mal Murphy ist ihr böse. Sie hat ihm versprochen, dass in der Bude keine harten Sachen ausgeschenkt werden
und abends immer spätestens um sechs Uhr die Schotten dicht sind – außer für die Hotelgäste. Murphy soll ja seine Kundschaft nicht verlieren. Das nenne ich mal gelungene Integration!

    Am Morgen unseres großen Tages bin ich so erschöpft und stehe gleichzeitig so unter Strom, dass ich kaum noch etwas mitbekomme – zum Beispiel, dass auch Colin unter den Menschen ist, die fluchend über den Schlossrasen stolpern. Gemeinsam mit meinem Vater versucht er, die Stromversorgung sicher zu stellen. Er testet die kleinen Lampions, die wir in die Sträucher und Bäumchen gehängt haben, dann das Mikrofon und die Lautsprecher auf der Bühne. Es läuft zäh. Alles klappt erst beim dritten oder vierten Versuch. Zumindest das Wetter schießt nicht quer. Es ist keine einzige Wolke zu sehen, und für Mitte April ist es erstaunlich warm. Gegen Mittag wird es für mich richtig ernst. Ich muss das Dutzend Journalisten in Empfang nehmen, das wir eingeladen haben. Ich plaudere mit den Schreiberlingen über das Wetter und verspreche ihnen einen wunderbaren bevorstehenden Abend. Die meisten von ihnen gehören der nervigen Gattung an, die gerne alles abstaubt, was kostenlos zu haben ist, aber auf keinen Fall korrumpierbar wirken will. Deswegen stellen sie mit mürrischer Miene total bemühte Fragen, ganz so, als ginge es um die Aufdeckung eines Politskandals. »Meinen Sie, es würden auch Menschen kommen, wenn Sie kein Gespenst zu bieten hätten?«, »Ist es eher ein Vorzug oder ein Hindernis, dass es kaum Angebote in der unmittelbaren Umgebung gibt?«,
»Wann denken Sie, werden Sie die Investitionskosten raushaben? « Oh, das ist mal eine Frage, über die ich mich echt freue. Weil mir bei der Gelegenheit auffällt, dass keiner bei uns in der Runde jemals Buch geführt hat und wir auch gar nicht besonders viel ausgegeben haben. Das Wort »Investitionskosten« ist uns keinmal über die

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