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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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besitzen, und vor allem im Rüstungswesen.“
    Olaf schluckte. „Davon habe ich noch nie etwas gehört.“
    Hannibal beugte sich vorwärts und schnippte mit den Fingern vor Olafs Augen. „Stell dich nicht dümmer, als du bist. Die Welt braucht Auseinandersetzungen. Solange es möglich ist, diese zu verschärfen, regulieren wir die Preise und sichern damit unser Geschäft.“
    Hannibal starrte seinen Sohn an. „Das ist es, was ich von dir verlange“, sagte er dann. „Du kennst die Basis und fungierst wunderbar als Aushängeschild für die Firma. Doch langsam solltest du wissen, wie die Fäden im Hintergrund gezogen werden.“
    Olaf verwünschte sich dafür, dass seine Augenlider zu blinzeln begannen, ohne dass er sie davon abhalten konnte. Wieso nur war es ihm in Gegenwart seines Vaters derart unmöglich, die Kontrolle zu behalten. Jedem Anderen hätte er problemlos etwas vorspielen können.
    „Es ist an der Zeit, dass du an Verhandlungen teilnimmst, die mehr in die Tiefe gehen“, fuhr Hannibal fort.
    „Mehr als du es bislang gewohnt bist, zumindest.“
    Er hielt seinen Blick immer noch fest auf Olaf gerichtet. „Es wird Zeit, dich darauf vorzubereiten, wie deine Zukunft aussieht.“
    Hannibal zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. „Wir sind uns doch einig?“
    Olaf vernahm die unterschwelligen Bedingungen, hörte, was sein Vater ihm implizierte, doch die Tatsache blieb bestehen, dass er keine Wahl hatte.
    Im Grunde hatte er niemals eine gehabt.
    Er nickte und seine Lippen spiegelten das Lächeln seines Vaters, zumindest für einen Moment. Jedoch lange genug, dass Hannibal mit der Antwort zufrieden war.
    Lange genug, dass sein Vater erkannte, wie ungern Olaf von den Details seines Geschäftsgebarens hörte und dass er dennoch das Unvermeidliche akzeptierte.
    Um Hannibals Mundwinkel zuckte es, als er in Richtung der Tür winkte.
    „Wir sind fertig. Alles Weitere bekommst du ausgedruckt auf deinen Tisch und ich erwarte deine Unterschrift, selbstverständlich ebenso wie deine Diskretion.“
    Olaf nickte und schlug die Augen nieder. Er presste seine Lippen zusammen, fürchtete, dass ihm eine Bemerkung, eine Frage entschlüpfen konnte, die alles zunichte machte.
    Und so begab er sich rasch, doch nicht zu hastig, um Hannibals Aufmerksamkeit oder gar seinen Verdacht zu erregen, zur Tür, grüßte angemessen und trat hinaus in den Gang.
    Einen Moment lehnte er gegen die Wand und atmete tief durch, bevor er sich erlaubte, das Lächeln zu zeigen, das in ihm hochstieg.
    Er schob alles Andere beiseite, all das was Hannibal über das Geschäft und über die Zukunft gesagt hatte.
    Für den Augenblick zumindest hatte er gewonnen.
    Federnden Schrittes bewegte er sich durch das stille Haus und die Treppe hinauf.
    Er öffnete die Tür zu Christians Zimmer ohne anzuklopfen und dieser sprang auf, sah ihn mit großen Augen an.
    „Was… was hat er gesagt?“, fragte der Jüngere tonlos und Olaf schluckte erneut den unangenehm in ihm aufsteigenden Beigeschmack des Gespräches hinunter und nickte Christian zu.
    „Er ist einverstanden mit dem Sanitätsdienst.“
    Christians Gesichtsausdruck verwandelte sich von angespannt in aufgeregt. „Wirklich? Du machst keinen Scheiß?“
    Er hüpfte förmlich auf seinen Bruder zu, der sich bemühte den ihm entgegengebrachten Enthusiasmus zu dämpfen, indem er seinen Arm ausstreckte, als wolle er sich Christian vom Leibe halten.
    „Freu dich nicht zu früh“, sagte er ernst. „Er besteht auf einem Jurastudium und deinem Eintritt in die Firma.“
    Doch seine Worte verhallten im Nichts, als Christian den Versuch Abstand zu halten, ignorierte und in Olafs Arme flog.
    „Ist doch egal“, jubelte er gegen Olafs Kragen, als er ihn so fest drückte, dass dieser die Luft anhielt.
    „Vollkommen egal“, wiederholte er. „Bis dahin ist es eine Ewigkeit. Bis dahin kann alles passieren.“
    Olaf hielt ihn und schloss seine Augen, schwebte mit dem Wissen Christians Wärme in seinen Armen, gegen seinen Körper zu spüren.
    Er konnte nicht, wollte nicht die Freude des anderen dämpfen, auch während die Zweifel schleichend in ihm hochstiegen.
    „Eine lange Zeit“, flüsterte er und erlaubte sich für einen Moment, daran zu glauben, zu glauben, dass dies nur der erste Schritt war, dass sich alles doch ganz anders entwickeln konnte, als er es befürchtete, als seine Erfahrung und sein besseres Wissen ihm erklärten.
    *
    Helena drängte während des Dinners darauf, dass Christian bei ihnen bliebe,

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