Ueber den Horizont hinaus - Band 1
zuvor derart erregt gewesen war. Nicht, ohne die Berührung seines Gliedes.
So leise er konnte, trat er zurück und weiter zurück, sah noch einmal auf seinen Bruder herunter, der nun mit dem anderen im Liegestuhl lag und diesen hingebungsvoll küsste, als wollte er den Geschmack festhalten, auskosten, solange es möglich war.
Dann drehte Olaf sich um und lief in sein Zimmer zurück, verrammelte die Tür und warf sich auf sein Bett. Hastig riss er seine Hose herunter und bearbeitete sein schmerzendes Glied, bis er mit einem kurzen, qualvollen Aufschrei zum Höhepunkt kam.
Der Akt brachte ihm keine Befriedung und er drehte sich achtlos um, von dem feuchten Fleck weg, rollte sich zusammen und wartete auf den Schlaf, der nicht kommen wollte.
*
Schließlich, als der Morgen graute, schlief Olaf doch ein, nickte weg, zu wenig, um Erholung zu schöpfen, doch lang genug, um mit schwerem Kopf wieder aufzuwachen.
Als er zu sich kam, brannte die Scham in ihm und Olaf zwang sich aus dem Bett und zum Duschen, als könnte er damit das Gesehene und das, was es in ihm ausgelöst hatte, auslöschen. Er schrubbte sich wie wild ab, bis seine Haut krebsrot war und der Kopfschmerz unerträgliche Ausmaße angenommen hatte.
Langsam und sorgfältig wählte Olaf seine Garderobe aus, kämmte sein unbändiges Haar mit mehr Gel als üblich, bis es eng anlag und die Kühle das Brennen in seinem Schädel dämpfte.
Er knöpfte sein Hemd bis zum Kragen zu und wählte einen Gürtel aus, eine Mühe, die er sich bislang in diesem Sommer gespart hatte. Erst dann verließ er sein Zimmer und legte zögernd die Stufen hinunter zurück, bis er die Küche erreichte.
Matthias und Christian saßen am Tisch, jeder eine Schüssel Müsli vor sich. Doch Olaf wich ihren Blicken aus, sparte sich den Gruß, sondern wandte sich gleich dem obersten Küchenschrank zu, angelte aus dem höchstgelegenen Fach die Packung mit Aspirin.
„Hey Olaf“, sagte Christian nach einer Weile und ohne dass Olaf sich umgedreht hatte.
Er konnte sich irren, aber ihm schien, als klänge Christians Stimme ein wenig unsicher, ein wenig schuldbewusst, ähnlich wie er sich vorstellte, selbst zu klingen, wenn er es über das Herz brächte, sich zu äußern.
So nickte Olaf nur und füllte sich ein Glas Wasser ein, in dem er die Tablette auflöste.
Christian räusperte sich. „Kopfschmerzen?“, fragte er unnötigerweise und jetzt erst drehte Olaf sich um und sah die beiden Jungen an.
Sie saßen beide gebeugt über ihren Schüsseln, langaufgeschossene Jugendliche, die noch nicht wissen konnten, was richtig oder falsch war.
Olaf seufzte und Matthias blinzelte unter seinem blonden Haarschopf hervor, bevor er den Blick abwandte.
Christians Augen blieben auf Olafs Gesicht geheftet und zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine steile Falte, als dächte er scharf über etwas nach.
„Ist doch in Ordnung, wenn Matthias hier übernachtet“, sagte er dann und schlug die Augen nieder. „Es wurde spät gestern und ich dachte, es wäre einfacher.“
Olaf wich seinem Blick aus, drehte sich wieder um.
„Olaf?“ Christian hörte sich nun richtiggehend besorgt an, doch Olaf brachte es nicht über sich, eine andere Äußerung von sich zu geben, außer einer abfälligen Geste mit der Hand. Er stürzte den Inhalt des Glases herunter, schüttelte danach seinen Kopf und bereute es sofort wieder, als eine erneute Welle Schmerzes sich in seinem Gehirn ausbreitete.
Olaf verließ den Raum und richtete seine Schritte in Richtung Arbeitszimmer, stöhnte innerlich, als er das Rücken eines Stuhles in seinem Rücken vernahm und das sichere Wissen ihn ereilte, dass ein vertrauter Gang ihm folgte.
Und so wunderte es ihn auch nicht, dass sich die Tür, die er wohlweislich hinter sich geschlossen hatte, wieder aufging, sobald er sich an den Schreibtisch gesetzt und den Kopf in die Hände gestützt hatte.
Er blinzelte unter schweren Lidern, beobachtete zögernd, wie Christian in den Raum linste, dann eintrat und die Tür leise wieder hinter sich schloss. Rücksichtsvoll, als vermute er, dass Olaf unter einem Kater litt, und wollte ihm keine zusätzlichen Beschwerden bereiten.
Und wenn Olaf sich nicht so schlecht gefühlt hätte, so wäre ihm mit Sicherheit ein Lächeln über sein Gesicht gehuscht.
„Ist alles in Ordnung?“ Christian ging zu Olafs Schreibtisch, blieb davor stehen und sah seinen großen Bruder argwöhnisch an. „Du siehst nicht gut aus“, meinte er dann. „Brauchst du
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