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Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Ueber den Horizont hinaus - Band 1

Titel: Ueber den Horizont hinaus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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jetzt?“
    Olaf zog die Augenbrauen hoch. „Was wir jetzt machen?“, fragte er, doch konnte ein Lächeln nicht verhindern, obwohl der Gedanke an seine Arbeit ihm dieses rasch wieder zunichte machte.
    „Ich weiß nicht, was du vorhast“, sagte er dann und rieb sich die Stirn. „Aber ich hatte heute früh wirklich Kopfweh. Das bedeutet, nun werde ich eine Menge nacharbeiten müssen, um fertig zu werden.“
    Christian schnalzte mit der Zunge. „Du schuftest eindeutig zu viel. Ich dachte, du hättest auch Ferien.“
    Olaf grinste. „In meinem Alter gibt es keine Ferien mehr.“
    Christian sah ihn mit gespieltem Mitleid an. „Du armer Kerl“, meinte er dann. „Alt und überarbeitet.“
    Worauf Olaf in Lachen ausbrach. „Du hast es erfasst.“
    Es erschien ihm selbst unglaublich, um wie viel leichter es ihm ums Herz war, nun, da er fühlte, dass die Spannung zwischen ihm und seinem Bruder gewichen war. Als hätte er selbst nicht gewusst, wie wichtig das Klima zwischen ihnen für sein Wohlbefinden sein sollte.
    „Ein Kompromiss“, schlug Christian vor. „Du tust was du tun musst.“ Er winkte unschlüssig in Richtung des oberen Stockwerkes. „Und ich mache uns was zum Abendessen. Abgemacht?“
    Olaf lächelte wieder. „Abgemacht.“ Noch im Gehen fiel ihm etwas ein und er drehte sich zu Christian um. „Aber lass dich um Himmels willen wegen mir nicht davon abhalten, deine Leute zu treffen.“
    „Das tue ich nicht“, sagte Christian und zuckte mit seinen Schultern. „Außerdem bin ich lieber mit dir zusammen. Wann habe ich dich schon einmal für mich?“
    Und Olaf wusste nicht, ob er sich über die Bemerkung freuen sollte, oder die Trauer zulassen, die in ihm aufstieg.
    *
    Es wunderte Olaf nicht, dass er sich nicht konzentrieren konnte und somit, als die Dunkelheit einbrach dankbar die Gelegenheit ergriff, sich aus dem Arbeitszimmer zurückzuziehen.
    Es duftete angenehm und Olaf schnupperte erfreut.
    „Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst“, bemerkte er beim Eintreten in die Küche.
    Christian drohte ihm mit dem Kochlöffel. „Du weiß vieles von mir nicht, großer Bruder.“
    „Scheint so“, gab Olaf zu und setzte sich an den Küchentisch.
    Später zogen sie sich in das Wohnzimmer zurück und Christian wühlte sich durch die DVD-Reihen im Schrank.
    Olaf hatte ein weiteres Aspirin genommen und blieb daher beim Mineralwasser, als er sich auf das Sofa fallen ließ.
    Christian entschied sich für einen Action-Film und Olaf bewunderte zurückgelehnt die Fingerfertigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der der Jüngere die Geräte betätigte.
    Mit Ausnahme des Computers konnte Olaf selbst sich nicht erinnern, jemals ausreichend Zeit mit der Handhabung der Unterhaltungs-Medien verbracht zu haben, als dass er darin eine Sicherheit erlangen konnte, die auch nur annähernd der von Christian glich.
    Überhaupt schienen Christians schlanke Finger wie geschaffen dafür zu sein, sich an winzigen Knöpfen, Schaltern oder Kabeln zu schaffen zu machen. Alles, was eine gewisse Zartheit erforderte, lag dem Jüngeren, davon war Olaf seit jeher überzeugt. Und nach wie vor, war er froh, dass Christian nicht auf den Weg gezwungen worden war, den er selbst zurückgelegt hatte.
    Rasch schlug Olaf die Augen nieder, noch bevor Christian die Bewunderung bemerken konnte, mit der Olaf die Eleganz betrachtete, mit der er sich bewegte.
    Er stand auf von dem Platz, auf dem er zuvor gekniet hatte, um den Instrumenten seinen Willen aufzuzwingen, strich mit einem zufriedenen Lächeln sein Haar zurück.
    Olaf lächelte auch, erleichtert, dass sie wieder Brüder waren, erleichtert, auch wenn er es nicht zugeben würde, darüber, dass die anderen Jungen verschwunden waren und sie beide allein gelassen hatten.
    Mit langen, raschen Schritten durchquerte Christian den Raum und ließ sich neben Olaf auf das Sofa fallen.
    „Was ist das?“, fragte der Ältere, hauptsächlich um sich selbst davon abzulenken, wie bewusst ihm mit einem Mal die Nähe des anderen war.
    Christian grunzte nur und kuschelte sich näher an ihn. „Irgendetwas mit Explosionen“, murmelte er dann und legte seinen Kopf an Olafs Schulter, rückte ein wenig hin und her, um die bequemste Lage auszumachen, den Teil von Olafs Körper herauszusuchen, der am ehesten als Kissen geeignet war.
    Olaf wand sich ein wenig, doch Christian schien nicht zu merken, dass ihn ihre Nähe ein wenig irritierte.
    Und schließlich gab Olaf nach, seufzte und legte seinen Arm um

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