Ueber den Horizont hinaus - Band 1
einzuschreiten.
Er war nur Christians Bruder. Es wäre dumm anzunehmen, dass dieser nicht seine Erfahrungen machen wollte, dass er nicht alles ausprobierte, was sich ihm bot. Dass er vielleicht sogar schon alles ausprobiert hatte.
Gerade Christian, der doch schon immer soviel Wert auf körperlichen Kontakt gelegt hatte, dem die natürliche Scham, das Bedürfnis nach Distanz abging, solange Olaf sich erinnerte.
Doch blieb dieses Gefühl, ihn beschützen zu wollen, von der Notwendigkeit, ihn davon abzuhalten, sich in eine Lage zu begeben, aus der er sich nicht mehr befreien konnte.
Dennoch, sagte sich Olaf zugleich, konnte, durfte er nichts tun. Er teilte nur jetzt, nur diese wenigen Wochen das Haus mit Christian. Weder vor dem Sommer noch danach hatte er den geringsten Einfluss auf dessen Denken oder Handeln.
Und etwas Anderes noch hielt ihn davon ab, sich zu erkennen zu geben. Etwas neben der Scham und der Peinlichkeit des Augenblicks.
Olaf presste seine Lippen zusammen, ballte die Hände zu Fäusten. Dennoch fühlte er zu seinem Schrecken, wie ihm das Blut aus dem Kopf wich und sich zwischen seinen Beinen sammelte.
Er spürte das vertraute Kribbeln, die steigende Erregung, die mit jeder Bewegung der Körper, mit jedem Seufzer, eingebildet oder wahrhaftig, der an sein Ohr drang, einherging.
Sein Penis erwachte zum Leben und Olaf wechselte das Standbein, nur um ihn gegen den Stoff seiner Hose zu spüren, eine Reibung erzeugend, die seine Erregung steigerte.
Olafs Lippen schmerzten, als er die Zähne hineinpresste, bis er Blut zu schmecken glaubte. Seine Finger wurden taub und doch konnte er nicht aufhören, sie fester und fester zu Fäusten zu ballen, erfüllt von unheilvoller Ahnung dessen, was passieren sollte, wenn er schwach würde, wenn er losließe.
Christian und Matthias bewegten sich unablässig, miteinander in geschmeidigen, wellenförmigen Bewegungen.
Ihre jugendlichen Körper pressten sich gegeneinander, ergänzten sich, testeten, schmeckten, fühlten, reagierten auf die Aktionen des jeweils anderen.
In Olafs Kopf breitete sich der Gedanke aus, welch ein verboten schöner Anblick sich ihm hier darbot und im gleichen Moment, als er sich dessen bewusst wurde, spürte er den Kloß im Hals, der ihn zu ersticken drohte.
Oh ja, er wusste, wie Christian sich anfühlte. Er kannte den jungen Körper, der sich allzu oft in Olafs Arme geschmiegt hatte, kannte seinen Geruch, die Weichheit seiner Haut, die jugendliche Unbeholfenheit der schlaksigen Glieder.
Zu lange war es her, dass er ihn umarmt hatte, dass sie sich aneinander gekuschelt hatten, gegenseitig Trost gespendet, ein Bett geteilt.
Die Scham loderte in Olaf auf. Was für Ideen, was für Bilder waren es, die sich ihm da aufdrängten? Christian war alt genug, um sich einen Partner, um sich jeden Partner zu suchen, den er sich wünschte. Jeden, außer ihn.
Olaf schloss schmerzerfüllt seine Augen. Woran dachte er, was war es, das sich ihm aufdrängte, verboten aufdrängte? Mit einem scharfen Laut sog er die Luft ein und öffnete gleichzeitig erschrocken seine Augen.
Hatten sie ihn gehört?
Nein, Matthias und Christian waren zu abgelenkt, zu gefangen in dem, was sie taten, als dass sie auf ein leises Geräusch über ihnen achten konnten.
Wie hypnotisiert starrte Olaf wieder hinunter, auf die Lage, die sich veränderte.
Matthias hatte die Position gewechselt und lag nun ausgestreckt auf Christian, rollte seinen Unterleib in unmissverständlichen Bewegungen.
Christian hatte die Arme um den gebräunten Rücken des anderen geschlungen, als hätte er Angst, diesen loszulassen, als könnte er ihn nicht nahe genug bei sich haben.
Stöhnen drang an Olafs Ohr und er wusste augenblicklich, dass es seinem Bruder entstammte.
Wieder versuchte Olaf seine Füße zu bewegen, und wieder versagten ihm seine Muskeln den Dienst.
Nur sein Glied regte sich, antwortete auf die von Christian ausgestoßenen Laute auf eine Art, die Olafs Verstand erschütterte.
Und so sah er weiter zu, konnte nicht anders, beobachtete wie beide Jungen in ihren Bewegungen inne hielten, ihre Lippen voneinander lösten und sich gegenseitig Worte zuflüsterten.
Sie lachten, wurden dann aber plötzlich wieder ernst, als sie sich trennten, als Matthias zurückwich und dem Jüngeren erlaubte aufzustehen.
Christian schlüpfte unter dem Größeren hervor, der auf dem Liegestuhl vorwärts rutschte, an seiner Badehose nestelte und diese schließlich achtlos neben sich zu Boden fallen
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