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Über den Missouri

Über den Missouri

Titel: Über den Missouri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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besehen.«
    »Adams, schacher nicht soviel. Du bekommst alles spottbillig. Sorge dafür, daß die Indianer uns ihre Goldkörner geben, und du kannst das Vieh sofort über die canadische Grenze treiben.«
    »Könnte man machen.« Adams ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Die drei Dakota beobachteten, wie er mit den anderen weißen Männern und Frauen umherging, zählte, befühlte, die Achseln zuckte und hin und wieder ein Wort sagte. Endlich kam er allein zu Ihasapa und den beiden Jungen heran. »Wieviel Gold habt ihr denn?« fragte er leise. »Die Schwierigkeit liegt darin, daß hier natürlich keine Goldwaage aufzutreiben ist. Es muß alles auf Treu und Glauben gehen. Ehrlich sind die Leute. Münzen habt ihr nicht?«
    »Nein, nur Staub und Körner.« Ihasapa machte den Beutel auf und zeigte den Inhalt.
    »Wißt ihr denn überhaupt, was ihr hier für einen Reichtum besitzt?« Adams war fast bestürzt.
    Die Indianer betrachteten ihn mit großen Augen. Sie konnten sich kaum vorstellen, daß man für ein Häufchen glänzenden Sandes Vieh für eine ganze Bande eintauschen könne.
    »Zeigt bloß nicht den ganzen Beutel, sonst werden die hier auch noch verrückt«, warnte Adams. »Hier, gebt mir einen Teil, und damit laßt mich die Sache machen. Wir nehmen das Vieh mit über die Grenze. Es ist jetzt sehr gefährlich, über die Grenze zu gehen, aber wir werden es schaffen.«
    Die drei Dakota vertrauten ihrem weißen Bruder. Es dauerte nicht mehr lange, bis der Handel abgeschlossen war. Über Adams’ Gesicht leuchtete eine große Freude.
    »Los!« rief er. »Thomas, Theo, vorwärts! Jetzt zeigt einmal, was ein Cowboy ist! Und ihr, meine drei jungen tapferen Brüder vom Stamm der Dakota, greift euch die Gäule dort beim Vieh und seht zu, daß ihr ihnen einen Riemen durchs Maul zieht! Wir haben gekauft, und jetzt müssen wir in Sicherheit bringen, was uns gehört!«
    »Alle diese gefleckten Büffel?!« rief Hapedah aufgeregt.
    »Ja, alle, wie du sie siehst, mein Junge. Du hast noch keine Ahnung, was dein Gold hier wert ist!«
    Die Jungen verloren kein weiteres Wort. Sie rannten mit Ihasapa zu den Pferden, die ungesattelt weideten, warfen ihnen die Lassos über, die sie von Adams, Thomas und Theo erhalten hatten, und sprangen auf. Während die langen Peitschen in den Händen der Hirten knallten und das Vieh sich zu drängen und nordwärts zu galoppieren begann, wurden die drei jungen Dakota geschickt mit ihren neuen Reittieren fertig. Mit Jauchzen und Gebrüll beteiligten sie sich am Viehtreiben. Sie hatten ihren Spaß daran, wenn die junge Frau des Adams erstaunt war über die Reiterkunststücke der indianischen Cowboys auf den fremden Pferden.
    Für galoppierende Rinder und Pferde war die Grenze nicht weit. Adams hatte den drei Dakota zugerufen, daß man bis zum Abend in Sicherheit sein konnte. Tschaske und Hapedah waren voll Jubel und Zuversicht bei dem Gedanken, daß sie Tokei-ihto und die Ihren zusammen mit Adams und schon versorgt mit einer großen Herde Büffel begrüßen würden. Wenn die anderen nur kamen, nur bald kamen … nur überhaupt kommen konnten. Sie befanden sich ja noch zwischen dem wilden Wasser und den Flinten des Red Fox.
    Verschwitzt, ermüdet, heiser gelangten die Reiter mit dem abgetriebenen Vieh bei sinkender Sonne in Prärien, in denen Adams mit Thomas und Theo und mit Frau Cate haltmachte. Auch die Indianer zügelten ihre Pferde und fanden sich bei den anderen ein.
    »Wir sind drüben«, sagte Adams.
    Ihasapa und die beiden Jungen schwiegen und sahen sich lange an. Die Grenze war nicht zu erkennen. Grün, endlos dehnte sich das Land. Die Hügelgruppe der Woodmountains war näher gerückt.
    Es wurde Rast gemacht. Das Bärenjunge, das Ihasapa in einem Sack mit auf dem Pferd gehabt hatte, war unzufrieden und verlangte Fische. Das Vieh soff und weidete. Die Jungen suchten Holz und machten ein kleines Feuer, das sie vorsichtig deckten. Jeder aß von seinem Proviant, dann rauchten die Männer, Cate war völlig erschöpft. Sie hatte sich gleich in die Decke gewickelt und zum Schlafen hingelegt.
    Da es nichts Notwendiges zu sagen gab, blieben alle still, und jeder hing seinen Gedanken nach.
    Eine halbe Stunde mochte vergangen sein. Adams teilte die Nachtwache ein, an der sich auch die beiden Jungen beteiligen wollten.
    »Ja«, sagte da auf einmal Thomas, »nun seid ihr reiche Leute, ihr jungen Indianer. Jetzt könnt ihr den anderen eine Nase drehen.«
    Zunächst gab keiner eine Antwort.
    Dann erwiderte

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