Über den Missouri
Stehen. Ihasapa berichtete.
Tschetansapa tat einen hörbaren Atemzug. »Ihr habt schnell gehandelt. Unsere Männer werden sagen, daß die gefleckten Büffel stinken.«
»Das tun sie auch, und von ihrer Milch muß man sich erbrechen«, bestätigte Tschaske. »Aber sollen wir uns darum vor diesen Büffeln fürchten?«
»Unsere Krieger werden diese stinkenden Tiere nicht fürchten, aber sie werden sie verachten. Sie wollen nicht Kühe melken und schlachten, sondern Büffel jagen.«
Tschetansapa ritt zu Hawandschita und sagte ihm einige Worte, die die Knaben und Schwarzfels nicht verstehen konnten, denn Tschetansapa sprach sehr leise. Aber die Art, in der Hawandschita den Kopf hob und starr nach den Knaben schaute, verhieß nichts Gutes. Die Jungen und Ihasapa erschraken. Hatte Tokei-ihto mit Hawandschita noch nicht über seinen Plan gesprochen? Und wo war Tokei-ihto selbst? Tschetansapa hatte nichts von ihm erwähnt.
Der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
»Wo ist unser Häuptling?« fragte Hapedah den Biber mit klopfendem Herzen.
Der Krieger wies zum Missouri zurück. »Dort –! Er ist zurückgeblieben, um mit Red Fox zu kämpfen. Dafür durften unsere Zelte ungehindert abziehen.«
»Und …« Hapedah brachte kein weiteres Wort heraus. Die Kehle war ihm zugeschnürt.
»Und Donner vom Berge, der Schwarzfuß, ist drüben geblieben, um den Kampf zu beobachten und uns Nachricht zu bringen, ob …« Auch der Biber selbst stockte. »Wir müssen nun warten«, schloß er dann. »Wir ziehen bis zu den Waldbergen, und dort warten wir.«
»Ja.«
Die Knaben stießen keine Jubelrufe mehr aus. Tokei-ihto war nicht mitgekommen! Um so tapferer mußten sie jetzt für seinen Willen eintreten. Sie bissen die Zähne zusammen.
Der Zug gelangte zu dem Bach in die Nähe der Rinderherde, die sich am linken Ufer befand. Die ausgehungerten Hunde, Ohitika voran, wollten sich auf die Rinder stürzen, um sie zu zerfleischen. Die Stiere trabten herbei und senkten die Hörner. Als Hirten hatten Adams, Thomas und Theo, die Bärenknaben und Ihasapa genug zu tun, mit ihren Peitschen die Hunde zu verscheuchen und die aufgestörten Rinder wieder zur Ruhe zu bringen.
Indessen hatte Hawandschita Halt befohlen. Er schaute, auf seinen Speer gestützt, lange nach den aufgeregten gefleckten Büffeln. Dann wendete er den Fuß und leitete den Wanderzug über den Bach hinüber auf das andere Ufer. Tschetansapa ritt im Schritt nebenher. Die Bärenknaben und Ihasapa blieben noch bei der Herde und ihren weißen Freunden. Die beiden Jungen spürten, wie sich eine große Entscheidung vorbereitete.
Der Wanderzug hielt, durch den Bach von der Viehherde getrennt. Hawandschita ging umher und bestimmte die Plätze der Zelte. Tschetansapa auf seinem Schimmel sah zu. Er beteiligte sich nicht an Hawandschitas Anordnungen, wie das sonst üblich war. Neben Tschetansapa hielt Chef de Loup und Tschapa zu Pferde. Die meisten Frauen luden ab. Uinonah aber ließ ihr Travoi noch unberührt. Ihrem Beispiel folgten Mongschongschah, Blitzwolke, Sitopanaki und Spottdrossel.
Tschetansapa winkte dem Späher Schwarzfels und brachte ihn zu dem alten Zauberer. Die Knaben konnten die Szene mit ansehen, aber sie verstanden auch jetzt nicht alles, was gesprochen wurde. Nur das ein Zwist im Gange war, das entnahmen sie den Gesten. Tschetansapa ließ Schwarzfels offenbar noch einmal berichten. Dieser erklärte, daß die Bärenbande bei der Rinderherde lagern sollte, da es auch hier keine Büffel mehr gebe.
Hawandschita aber befahl wiederum, sich von den gefleckten Büffeln fernzuhalten. Die Männer gehorchten Hawandschita, und ihre Zelte wurden am jenseitigen Ufer aufgeschlagen. Auch Tschetansapa ließ seine Frau Mongschongschah getrennt von der Rinderherde abladen und aufbauen. Nur Tschapa und Chef de Loup trotzten. Ihr Tipi und das verwaiste Zelt Tokei-ihtos wurden bei der Herde errichtet. Dorthin brachten Uinonah, Sitopanaki, Spottdrossel und Blitzwolke ihre Habe.
Zu den Zelten gehörten die Pferde. Auch sie wurden in zwei Gruppen geteilt. Die Bärenknaben hockten in stillem Einverständnis zusammen am Bachufer bei der Herde, ohne vorläufig irgendein Zelt aufzusuchen. Sie wollten sich weder ihrem Vater ungehorsam zeigen, noch konnten sie Tokei-ihtos Willen verraten. Ihasapa brachte ihnen das Bärenjunge, das schon kräftig gewachsen war und sich wild gebärden konnte, wenn es Hunger hatte oder Lust verspürte, eigene Wege zu gehen. Adams betrachtete sich die kleine Gruppe.
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