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Ueber den Tod hinaus

Ueber den Tod hinaus

Titel: Ueber den Tod hinaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sie kryptische Zeichen, die keiner ihr bekannten Schrift entstammten - und sie kannte jede Schrift dieser Welt, ob noch gebräuchlich oder längst vergangen. Sie suchte nach vertrauten Details, fand keine; lediglich, daß sich die fremdartigen Symbole auch am Boden wiederfanden, gespiegelt allerdings, fiel ihr auf.
    »Was soll das?« fragte sie nach einer Weile.
    »Sie werden es verstehen, wenn Sie nur tun, was ich Ihnen sage«, versprach Max Beaderstadt.
    »Und das wäre?«
    »Legen Sie Ihre ... Kleidung ab, bitte.«
    »Ich soll was tun?«
    Lilith glaubte sich verhört zu haben.
    »Wenn Sie sich bitte ausziehen und dann auf den Altar legen würden«, präzisierte Beaderstadt. Er deutete einladend auf die leere Fläche des hölzernen Blocks, der an der Stirnseite des Altarraumes stand, gleichfalls mit jenen unbekannten Zeichen versehen.
    »Sie ticken ja wohl nicht richtig .«
    Selbst wenn Lilith seiner Aufforderung hätte nachkommen wollen, hätte sie es schlicht nicht gekonnt. Weil sie den Symbionten nicht einfach ausziehen konnte! Der lebende Stoff war gleichsam mit ihr verwachsen. Sie konnte ihm nur befehlen, sich zusammenzuziehen, zu einem schnurdünnen Gürtel etwa; aber ganz ablegen konnte sie ihn nicht.
    Aber das hatte sie ja ohnehin nicht vor .
    Beaderstadt registrierte ihre Weigerung.
    »Sie sollten sich und uns die Sache nicht unnötig erschweren«, sagte er.
    »Wollen Sie mich zwingen?« fragte sie. »Wird McNee gleich wieder drohen, das Mädchen zu erschießen?«
    Der Milliardär schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein. -Außerdem brauchen wir Janice noch für . unser Ritual.«
    Janice! Also doch! Hamilton Ordway hatte recht gehabt mit seinem Verdacht, daß Beaderstadt etwas mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun hatte. Aber wozu Beaderstadt das Mädchen auch brauchen mochte, Lilith ging davon aus, daß Janice Ordway einfach nur das Pech gehabt hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Ebenso gut hätte es wohl jedes andere Mädchen treffen können, das Armand Beaderstadts Charme erlegen wäre .
    »Was für ein Ritual?« wollte Lilith wissen. Langsam schien sie dem Kern des Geheimnisses näher zu kommen.
    »Die Vermählung«, erinnerte Beaderstadt, »die Vereinigung meines Sohnes mit Ihnen, Teuerste.«
    »Was ist, wenn ich mich weigere?«
    »Dann werden wir ein wenig Überzeugungsarbeit leisten müssen.« Max Beaderstadt klatschte abermals in die Hände, in auffallendem Rhythmus.
    Das Geräusch hallte noch von den Wänden wider, als sich an den Längsseiten des Kirchenschiffs Türen öffneten, die früher einmal in irgendwelche Nebenräume, eine Sakristei oder ähnliches geführt hatten.
    Jetzt traten Menschen daraus hervor. Viele Menschen! Über ein Dutzend, überschlug Lilith.
    »Was sind das für Leute?« fragte sie beunruhigt.
    »Gleichgesinnte«, erwiderte Beaderstadt, »die unser Ziel teilen.«
    Er wandte sich den anderen zu.
    »Freunde«, rief er gönnerhaft, »unser Gast, von dem ich euch erzählt habe, ist noch unentschlossen. Wärt ihr so freundlich, Ihre Entschlußfreude ein wenig zu fördern?«
    Geschlossen kamen die Menschen, Männer und Frauen verschiedenen Alters, auf Lilith zu. Stumm. Drohend.
    Aber doch nur Menschen .
    Sie stürzten sich auf Lilith, schlugen auf sie ein.
    Und zum zweiten Mal in dieser Nacht verlor sie die Besinnung.
    *
    Sie hoben Lilith hoch und legten ihren schlaffen Leib auf dem Altar ab. Max Beaderstadt wandte sich seinem Sohn zu.
    »Du weißt, welche Ehre dir zuteil wird?« fragte er.
    Armand nickte. Sein Blick wich nicht von Lilith.
    »Ja, das weiß ich. Und ich danke dir dafür, Vater.«
    »Du wirst der Mächtigste sein unter uns, etwas Besonderes, Einmaliges!« Beaderstadts Stimme schwoll an. »Aber du wirst nie vergessen, wessen Wort du zu folgen hast?«
    »Deinem, Vater.«
    »So sei es. - Zieh dich aus, mein Sohn.«
    Schweigend legte Armand seine Kleider ab.
    Derweil wandte sich Beaderstadt an seine anderen Getreuen, seine Freunde, wie er sie nannte, die soviel gemein hatten mit ihm - und wenigen anderen in aller Welt .
    »Bereitet die Chimäre vor«, forderte er sie auf.
    Schweigend schlossen die Männer und Frauen den Kreis um den Altar enger und machten sich daran, Lilith von ihrer Kleidung zu befreien.
    Erfolglos . Der schwarze Stoff schien mit der alabasterhellen Haut verwachsen, ließ sich nicht lösen, entzog sich wieder und wieder den zugreifenden Fingern.
    »Herr«, meldete sich einer, »es geht nicht.«
    »Was soll das heißen?«

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