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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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kam zuletzt. Sie hatte droben weiter nichts als ein Lendentuch getragen, und ihr ganzer Körper war blasenübersät. Stumm tupfte Lawler die Heilsalbe auf. Sie stand nackend vor ihm, und seine Hände glitten über ihre Haut und trugen das Medikament auf, um ihre Brustwarzen, auf den Schenkeln bis knapp unterhalb ihrer Lenden. Sie hatten sich seit der Nacht vor dem Ereignis mit der Napfschnecke nicht mehr geliebt. Doch Lawler fühlte nun bei der Berührung keinerlei Verlangen nach ihr, auch nicht wenn er die intimsten Stellen bestrich.
    Auch Sundira war dies nicht entgangen. Das konnte er unter den tastenden Fingern an ihren Muskeln fühlen, die sich verspannten. Ärgerlich reckte sie sich. »Du faßt mich an, als wäre ich ein Klumpen Fleisch, Val.«
    »Ich bin Arzt, der eine Patientin versorgt, die auf dem ganzen Körper ziemlich eklige Blasen hat.«
    »Und mehr bin ich jetzt für dich nicht mehr?«
    »In diesem Moment, nein. Hältst du es für nützlich, wenn ein Arzt jedesmal zu schwitzen und zu schnaufen anfängt, wenn er einen attraktiven Körper berühren muß?«
    »Ja, aber ich bin doch nicht bloß irgendein Patient, oder?«
    »Nein, nicht ein x-beliebiger.«
    »Und doch gehst du mir schon tagelang aus dem Weg. Und jetzt behandelst du mich wie eine Fremde. Was ist denn los?«
    »Los?« Er blickte sie bekümmert an. Dann klopfte er ihr sacht auf die Hüfte. »Dreh dich um, ich hab die Blasen in deinem Kreuz noch nicht behandelt. Was meinst du damit, Sundira?«
    »Du willst mich nicht mehr, hab ich recht?«
    Er tauchte die Fingerspitzen in das Salbengefäß und rieb sie dicht über den Pobacken ein.
    »Ich wußte nicht, daß wir einen speziellen Terminplan hätten. Haben wir den?«
    »Natürlich nicht. Aber sieh doch nur, wie du mich jetzt berührst.«
    »Ich hab es dir doch grad gesagt. Ich wiederhole es noch einmal. Ich denke, du bist hier, weil du dich von einem Arzt medizinisch behandeln lassen willst, nicht um zu bumsen. Ärzte lernen es frühzeitig, daß es immer schlecht ist, wenn man beides verbindet. Aber es könnte mir natürlich auch in den Sinn gekommen sein - nicht aus Gründen der ärztlichen Ethik, sondern als schlichtes Ergebnis gesunden Menschenverstandes -, daß es dir vielleicht nicht ganz so angenehm sein könnte, wenn ich mich jetzt auf dich stürze, in einem Augenblick, wo du am ganzen Körper von schmerzhaften Blasen bedeckt bist. Klar jetzt?« Nie zuvor hatten sie Worte dieser beinahe zänkischen Art gewechselt. »Also, erscheint dir das nicht als vernünftig, Sundira?«
    Sie fuhr herum und schaute ihm ins Gesicht. »Es ist wegen dem, was ich mit Delagard gemacht hab, ja?«
    »Was?«
    »Die Vorstellung ist dir zuwider, daß er mich mit seinen Händen berührt hat - und mehr als das. Und jetzt willst du nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    »Sprichst du im Ernst?«
    »Ja, und ich hab auch recht. Wenn du dein Gesicht sehen könntest...«
    Lawler sagte: »Wir waren alle von Sinnen, als sich dieses Ding ans Schiff geheftet hatte. Niemand ist verantwortlich für etwas, das er in jener Nacht getan hat. Denkst du im Ernst, ich hätte es mit Neyana treiben wollen? Wenn du die Wahrheit hören willst, Sundira, ich hab dich gesucht, als ich an Deck kam. Ich konnte mich zwar nicht einmal an deinen Namen erinnern oder an meinen eignen, in dem Zustand, in dem ich war. Aber ich habe dich gesehen und dich begehrt und bin auf dich losgezogen, nur ist mir Leo Martello zuvorgekommen. Und dann hat Neyana mich erwischt, also ging ich mit ihr. Ich war unter Fremdbeeinflussung, genau wie du, wie alle anderen. Alle - außer Father Quillan, meine ich, ja und Gharkid. Unsere zwei Heiligen.« Lawlers Wangen waren erhitzt. Er merkte, daß sein Herzschlag sich beschleunigte. »Himmel, Sundira, ich weiß doch schon die ganze Zeit, daß du dich regelmäßig von Kinverson vögeln läßt, und das hat mich nicht daran gehindert, oder? Und in jener Nacht der Schnecke warst du doch zuerst mit Martello zusammen, vor Delagard. Warum sollte das, was du mit Delagard getrieben hast, mir irgendwie mehr ausmachen als das mit all den anderen?«
    »Weil Delagard was anderes ist. Du haßt ihn. Und er widert dich an.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Er ist ein Mörder und ein brutaler Unterdrücker. Er ist dafür verantwortlich, daß wir alle aus Sorve vertrieben wurden. Und die ganze Zeit hat er sich auf dieser Expedition aufgeführt wie ein Tyrann: Er prügelt Lis. Er hat Henders umgebracht. Er lügt, er betrügt, er tut, was ihm grad in den

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