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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Sinn kommt, um seinen Willen durchzusetzen. Alles an ihm und um ihn ist dir ein Greuel, und der Gedanke, daß er jetzt auch noch mit mir fickt, egal ob ich bei Verstand war, als ich es zuließ, oder nicht, ist für dich unerträglich. Also - läßt du deinen Groll an mir aus. Du willst nicht deine Lippen dorthin drücken, wo Delagards Mund gewesen ist, schon gar nicht zu reden von deinem Schwanz. Ist das nicht die Wahrheit, Val?«
    »Plötzlich kannst du so gut Gedanken lesen. Ich hab ja keine Ahnung gehabt, daß du psi-begabt bist, Sundira.«
    »Spiel nicht den Klugscheißer! Ist es so, oder nicht?«
    »Schau mal, Sundira...«
    »Es ist so, ja?« Der Ton ihrer Stimme, bisher hart und kalt, wurde auf einmal weich, und Sundira blickte ihn mit einem zärtlichen Verlangen an, das ihn überraschte. »Val, ach Val, glaubst du denn nicht, daß es auch mich vor Ekel würgt, wenn ich daran denke, daß dieser Mann in meinem Leib war? Ob du’s glaubst oder nicht, ich versuche die ganze Zeit schon, mich von ihm reinzuwaschen. Aber das soll nicht dein Problem sein. Ich habe keine Pestbeulen, wo er mich berührt hat. Und du hast nicht das Recht, mich so wegwerfend zu behandeln, nur weil irgendein fremdes Ding sich an unser Schiff geheftet hat und uns dazu veranlaßte, in einer Nacht etwas zu tun, das uns normalerweise nie in den Sinn kommen würde.« Und dann flammte erneut Zorn in ihren Augen auf. »Aber wenn es nicht Delagard ist, was dann? Sag es mir!«
    Mit einer vor Beschämung heiseren Stimme sagte Lawler: »Also ja, ich geb es zu. Es ist wegen Delagard.«
    »Oh, verflucht noch mal, Val!«
    »Tut mir leid.«
    »Wirklich?«
    »Ich glaube, mir ist gar nicht richtig klar geworden, was mich derart gewurmt hat. Erst jetzt, wo du es mir mitten ins Gesicht geschleudert hast. Aber, ja, ja, ich glaube, das hat irgendwo tief drin in mir seit jener Nacht herumgefressen. Dieser Anblick, wie Delagards Pfote zwischen deinen Schenkeln herumwühlt. Wie er mit seinen Lippen deine Brüste besabbert.« Lawler schloß kurz die Augen. »Es war ja nicht deine Schuld. Ich führ mich auf wie ein blöder unreifer Junge!«
    »Da geb ich dir in allen Punkten recht. Du warst ziemlich dumm. Und ich möchte dir nur nachdrücklich sagen, daß ich unter normalen Umständen mich in einer Million Jahren nicht von Delagard hätte aufs Kreuz legen lassen. Nicht mal wenn er der letzte Mann in der ganzen Galaxis gewesen wäre!«
    Lawler lächelte. »Ja, der Teufel hat dich dazu getrieben.«
    »Nein, diese Napfschnecke.«
    »Das kommt aufs gleiche raus.«
    »Wenn du meinst... Aber es ist nie wirklich geschehen. Jedenfalls nicht durch einen bewußten Akt meinerseits. Und ich bemühe mich mit allen meinen Kräften, es ungeschehen zu machen. Versuch du das doch bitte auch, Val. Ich liebe dich.«
    Er starrte sie verblüfft an. Einen solchen Ausdruck von Gefühl hatte es bisher zwischen ihnen noch nie gegeben. Und er hätte sich auch nie träumen lassen, daß dieses Wort je zwischen ihnen gesagt werden würde. Es war so lange her, daß jemand zu ihm gesagt hatte ‚ich liebe dich’, daß er sich nicht mehr zu erinnern vermochte, wer es gewesen war.
    Und was jetzt? Erwartete sie, daß er dieses Wort auch zu ihr sagte?
    Sie lächelte ihn breit an. Sie erwartete nicht, daß er überhaupt etwas sagte. Sie kannte ihn einfach zu gut.
    »Komm her, Doktor«, sagte sie. »Ich brauch ein bißchen mehr von deiner gründlichen Untersuchung.«
    Lawler warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob die Tür des Sanitätsraumes verschlossen war. Dann griff er nach ihr.
    »Gib acht auf meine Brandblasen«, sagte sie.

5
    OBJEKTE WIE RIESIGE Periskope erhoben sich aus der See, blitzende zwanzig Meter hohe Halme, an deren Spitze blaue fünfseitige Polygone saßen. Stundenlang beobachteten sie aus einer Entfernung von etwa fünfhundert Metern das Schiff mit kühler Unbeirrbarkeit. Es handelte sich offensichtlich um Stielaugen. Aber zu welchem Geschöpf gehörten sie?
    Dann glitten diese Periskope ins Wasser zurück und kamen nicht wieder herauf. Als nächstes erschienen große gähnende Mäuler, riesenhafte Geschöpfe, die jenen des Heimatmeeres ähnelten, aber viel größer waren; groß genug, so schien es, die Queen of Hydros auf einmal zu verschlucken. Auch sie hielten sich auf Distanz und erhellten die See Tag und Nacht mit ihrer grünlichen Phosphoreszenz. Zwar hatte man noch nie gehört, daß Mäuler auf Hydros Schiffen irgendwie Schwierigkeiten gemacht hätten, doch hier

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