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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Trennwände aus demselben Material wie die Außenwandung drei kleinere spitzwinkelige Räume ab: seine Praxis, sein Schlafzimmer und ein Vorzimmer, das er auch als Wohnzimmer benutzte.
    Es war noch immer sehr früh, etwa sieben Uhr. Lawler wurde allmählich hungrig. Aber er würde mit dem Frühstück noch eine Weile warten müssen, das begriff er jetzt. Statt dessen träufelte er ganz beiläufig ein paar Tropfen seiner Taubkrauttinktur in einen Becher, goß ein wenig Wasser hinzu und schüttete das Ganze hinunter, als wäre es weiter nichts als eine Medizin, die er sich selber zur allmorgendlichen Einnahme verordnet hatte. Gewissermaßen stimmte das sogar. Lawler warf der Frau einen hastigen, etwas schuldbewußten Blick zu, aber sie achtete ganz und gar nicht auf das, was er tat. Sie starrte auf seine kleine Sammlung von Relikten von der ERDE. Jeder, der hierherkam, tat das. Zögernd fuhr sie mit der Fingerspitze über die Bruchkante der kleinen orange-schwarzen Tonscherbe. Dann blickte sie über die Schulter hinweg Lawler fragend an. Er lächelte. »Das kam einst aus einer Gegend, die Griechenland hieß«, sagte er. »Vor langer, langer Zeit auf der ERDE einmal sehr berühmt.«
    Die starken Alkaloide der Droge waren augenblicklich mit dem Blutkreislauf durch seinen Körper geschwemmt worden und traten nun ins Gehirn ein. Er fühlte, wie die Verkrampftheit, die ihn nach seinen Begegnungen an diesem Morgen befallen hatte, allmählich verebbte.
    »Ich leide unter ständigem Husten«, sagte Thane, »Und er geht nicht weg.«
    Und wie auf ein Stichwort brach sie in ein rauhes, trockenes Gebell aus. Ein Husten, das konnte auf Hydros eine ebenso harmlose Infektion sein wie sonstwo; aber es konnte auch etwas sehr Ernstes sein. Alle Insulaner wußten dies.
    Es gab hier einen im Wasser lebenden Fungus, einen Pilz, der sich gewöhnlich in den nördlichen gemäßigten Gewässerzonen aufhielt und der im Verlauf seines Fortpflanzungsprozesses dichte schwarze Sporenwolken in die Atmosphäre stieß, Sporen, die sich parasitär in unterschiedlichen maritimen Lebensformen ansiedeln konnten. Wenn ein Meeressäuger beim Luftholen an der Wasseroberfläche solche Sporen einatmete, setzten sie sich im warmen Rachen ihres Wirtstieres fest, keimten sogleich und trieben ein dichtes Gewirr grellroter Hyphen, und dieses Pilzgeflecht konnte mit Leichtigkeit in die Lungen, Eingeweide, den Magen, ja sogar in das Gehirn des Wirtsorganismus eindringen. Der Körper des Wirtes wurde im Innern dann zu einer dichtgepackten Masse von scharlachrot brennenden Fadendrähten, die auf der Suche nach dem auf Kupfer basierenden Atmungspigment Hämocyanin waren. Die meisten hydranischen Seebewohner hatten dieses Hämocyanin im Blut, wodurch dieses eine bläuliche Färbung bekam. Und der Fungus schien für das Hämocyanin ebenfalls Verwendung zu haben.
    Der Tod durch Pilzbefall war eine langwierige und scheußliche Krankheit. Der Wirtssäuger, aufgeschwollen von den Gasen, die der eingedrungene Parasit absonderte, trieb hilflos an der Wasseroberfläche, mußte schließlich zugrundegehen, worauf kurz danach der Fungus seine ausgereifte ‚Frucht’ durch eine in das Abdomen des Wirts gebohrte Öffnung austrieb. Diese Frucht war eine kugelige Ligninmasse, die bald danach zerplatzte und eine weitere Generation reifer, ausgewachsener Fungi entließ, die ihrerseits im Laufe der Zeit neue Sporenwolken hervorbringen würden, und so ging der Kreislauf weiter.
    Diese ‚Killerfungus’-Sporen konnten sich auch in der menschlichen Lunge festsetzen, was allerdings keinerlei Vorteil für irgendwen mit sich brachte; der Mensch war nicht in der Lage, den Pilz mit dem ersehnten Hämocyanin zu versorgen, und der Fungus mußte demzufolge notgedrungen im Verlauf seiner Suche danach jeden Bereich im Körper des unwilligen Wirtes aufsuchen und aufzehren, was eine nutz- und ergebnislose Verschwendung von Energie bedeutete.
    Erste Symptome eines Fungusbefalls beim Menschen zeigten sich in einem hartnäckigen chronischen Husten, der sich nicht legte.
    »Beginnen wir mit ein paar Auskünften über dich«, sagte Lawler. »Danach werden wir das mal untersuchen.«
    Er holte ein neues Formblatt aus der Schublade und schrieb den Namen Sundira Thane darauf.
    »Alter?«
    »Einunddreißig.«
    »Geburtsort?«
    »Khamsilaine Island.«
    Er blickte auf. »Ist das auf Hydros?«
    »Aber ja«, sagte sie, ein wenig zu gereizt. »Natürlich!« Ein erneuter Hustenanfall packte sie. Als sie wieder

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