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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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machte einen Schritt, dann noch einen und noch einen, und er zog gegen Struvins Körpergewicht an, gegen den Widerstand des Dings, das inzwischen ein gutes Stück außenbords hinabgeglitten war und nun heftig dem Wasser zustrebte.
    Etwas in seiner Rückenmitte machte sproiing!, wo die überstrapazierte Muskulatur wie wild herumtanzte. Aber es sah so aus, als könne es ihm tatsächlich gelingen, das Netz wieder zurück an Bord zu hieven. Struvin war schon fast wieder an der Reling.
    Und dann barst das Netz - oder zerteilte sich vielmehr aus eigenem Willen. Lawler hörte einen letzten scheußlichen Klagelaut, blickte zurück und sah, wie Struvin wieder absackte und in die kochende, dampfende See fiel. Sofort begann das Wasser um ihn herum zu peitschen. Unter der Oberfläche sah Lawler Bewegungen, zuckende weiche Wesen, die wie Bolzen aus allen Richtungen herankamen. Jetzt erschienen ihm diese Quallen gar nicht mehr als so harmlos und clownskomisch.
    Der Rest des Netzes blieb an Deck und begann sich um Lawlers Handgelenke und Hände zu wickeln. Er kämpfte mit einem wütenden feurigen Netzwesen, das sich wand und zuckte und an ihn festklammerte, wo immer er es berührte. Er ging auf die Knie und schmetterte das Netzding auf die Deckplanken, wieder und wieder und immer wieder. Das Zeug war zäh und geschmeidig, irgendwie knorpelhaft. Es schien ein wenig schwächer zu werden, doch er vermochte es noch immer nicht abzuschütteln. Das Brennen wurde allmählich unerträglich.
    Kinverson kam angerannt und rammte seinen Stiefelabsatz auf das eine Ende dieses Netzdings und hielt es so fest; Neyana stieß ihren Mop auf seine Mitte, und dann tauchte plötzlich Pilya Braun aus dem Nichts auf, kauerte über Lawler und zückte ein Knochenmesser aus der Scheide an ihrer Hüfte. Wild fing sie an, die bebenden gummiartigen Maschen zu zertrennen. Metallisch blinkendes Blut von dunkelblauer Färbung spritzte aus dem Netz, und die Gewebestränge zogen sich hastig von der Klinge zurück. Sekundenschnell hatte Pilya die Teile abgetrennt, die an Lawlers Händen klebten, und er konnte sich wieder aufrichten. Offenbar war das Bruchstück zu klein, um sich unabhängig vom Rest am Leben zu erhalten; es begann zu schrumpfen und löste sich von seinen Fingern, und er konnte es von sich schütteln. Kinverson stampfte noch immer auf den anderen Netzteil ein, das Stück, das an Bord geblieben war, nachdem Struvin hinausgezerrt worden war.
    Wie benommen taumelte Lawler auf die Reling zu, irgendwie von einem verschwommenen Impuls getrieben, daß er über Bord springen und Struvin retten müsse. Kinverson schien zu begreifen, was in ihm vorging. Er griff mit einem langen Arm nach ihm, packte ihn an der Schulter und zerrte ihn zurück.
    »Sei nicht verrückt«, sagte er. »Da drunten schwimmt gottweißwas rum und wartet auf dich.«
    Lawler nickte verwirrt. Er trat von der Reling zurück und stierte seine brennenden Finger an. Auf der Haut zeichnete sich ein hellrotes Netz von Linien ab. Der Schmerz war unglaublich heftig. Er hatte das Gefühl, als müßten seine Hände zerplatzen.
    Der ganze Vorfall hatte vielleicht anderthalb Minuten gedauert.
    Nun kam Delagard aus dem Decksluk gestürzt und rannte verärgert und bestürzt zu ihnen her.
    »Was, zum Teufel, ist hier los? Was soll dieses Geschrei und Gebrüll?« Er brach ab und gaffte mit offenem Mund in die Gegend. »Wo ist Gospo?«
    Lawlers Atem ging schwer, seine Kehle brannte, sein Herz hämmerte, er konnte kaum sprechen. Mit einer Kopfbewegung wies er zur Reling.
    »Über Bord gegangen?« sagte Delagard ungläubig. »Er ist in die See gefallen?«
    Er stürzte an die Bordwand und blickte hinaus. Lawler trat neben ihn. Dort unten war jetzt alles still. Die Massen wimmelnder wabbeliger Quallen waren verschwunden. Die See war dunkel, glatt und stumm. Nirgends war etwas von Struvin oder dem Netzding zu sehen, das ihn sich geholt hatte.
    »Er ist nicht gestürzt«, erklärte Kinverson. »Er wurde reingezogen. Die andere Hälfte von dem Zeug da hat ihn erwischt.« Er zeigte auf die Bruchstücke und zerfetzten Reste des Netzes, die er zertrümmert hatte. Diese waren nun nichts weiter als ein grünlicher verschmierter Fleck auf dem gelben Holz der Decksplanken.
    Mit heiserer Stimme sagte Lawler: »Es hat genau wie ein altes Fischnetz ausgesehen und lag da ganz durcheinander in einem Haufen auf dem Deck. Vielleicht haben’s diese Quallen raufgeschickt, damit es für sie Beute fängt. Struvin hat es mit dem

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