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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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sonderbar. Und schrecklich.« Max zog den Van
Nelle aus der Hosentasche. »Haben Sie etwas
dagegen?«
    »Solange Sie sie
nicht anzünden, nicht«, sagte Ullmann und stützte
sich mit den Unterarmen auf die Schreibunterlage. »Andere
Frage: Haben Sie bemerkt, ob das Opfer eine Halskette
trug?«
    »Ja. Mit einem
auffälligen Anhänger.«
    »Interessant.
Können Sie uns den Anhänger
beschreiben?«
    »Ein
Schmetterling.«
    »Etwas genauer,
bitte. Welche Größe? Welches Material?«
    »Etwas
größer als Ihre Armbanduhr. Das Material? Keine Ahnung.
Vielleicht Silber. Sah zumindest so aus. Ist das Ding
verschwunden?«
    Ullmann nickte so
knapp, daß es kaum wahrzunehmen war.
    »Ein
blutunterlaufener Striemen im Genick des Opfers deutet darauf hin,
daß die Kette abgerissen wurde. Gefunden haben wir sie
beziehungsweise den Anhänger bis jetzt allerdings
nicht.« Ein Hüsteln. »Kommen wir zur Tatwaffe. Das
Messer gehört Ihnen?«
    »Wenn Sie damit
meinen, daß ich es gekauft habe, ja«, sagte Max.
»Wenn Sie damit meinen, daß ich es ständig mit mir
herumtrage, nein.«
    Ullmann setzte an,
aber das Telefon kam ihm zuvor. Er hob ab, hörte einen Moment
schweigend zu und legte wieder auf. Auf ein Handzeichen hin
verließ der Skinhead den Raum.
    Nachdem die Tür
lautlos ins Schloß gefallen war, sagte Ullmann: »Da Sie
das Messer, wie Sie sagen, nicht ständig mit sich führen,
wo befindet es sich normalerweise?«
    »Beim
Werkzeug«, sagte Max, und als er Ullmanns fragenden Blick
bemerkte: »In dem ehemaligen Sanitätskasten. In dem
liegt unser gesamtes Werkzeug.«
    »Dort lag es
auch gestern abend?«
    »Vermutlich.«
    Der Skinhead kam
zurück und überreichte Ullmann einen gelben Zettel. Dann
lehnte er sich wieder an die Wand und grinste.
    Ullmann überflog
die Nachricht. Der Blick, den er anschließend über den
Schreibtisch schickte, war von einer neuen Qualität. Brennend,
daß es fast weh tat. Obwohl er zum ersten Mal so etwas wie
Unbehagen spürte, hielt Max Ullmanns Blick stand.
    »Der
Laborbericht«, sagte Ullmann, und seine Stimme stand seinem
Blick in nichts nach. »Auf der Tatwaffe wurden
ausschließlich Ihre Fingerabdrücke gefunden, Herr
Hellenrath. Ich fürchte, dafür sind Sie uns eine
Erklärung schuldig.«
    Das fürchtete Max
allerdings auch.

5
    »Handschuhe«, war das
erstbeste, das Max einfiel. Er schlug die Beine übereinander,
was den Skinhead veranlaßte, reflexartig alle Muskeln
anzuspannen, als beobachte er die Vorbereitungen für einen
Fluchtversuch. »Der Täter wird Handschuhe getragen
haben.«
    »Das würde
vorsätzlichen Mord bedeuten«, sagte Ullmann.
    »Oder
Einbruch«, sagte Max. »Bei uns ist zwar nicht viel zu
holen, aber das kann ein Autoknacker ja nicht von vorneherein
wissen.«
    »Sie denken
also, jemand brach in Ihren Wagen ein und traf dabei unerwartet auf
die junge Frau?«
    »Zum
Beispiel«, sagte Max und spielte mit dem Klebeverschluß
des Tabakpäckchens. »Aber das ist
Spekulation.«
    »Allerdings.« Ullmann
baute mit den Fingern ein Dach, über das er Max anstarrte.
»Beschäftigen wir uns doch noch einmal mit dem Ablauf
des gestrigen Abends. Wann genau haben sie Tanja Werner zum letzten
Mal lebend gesehen?«
    Der Klebestreifen
klebte nicht mehr. Max verstaute den Tabak wieder in der
Hosentasche. »Kurz vor dem Konzert. Sie hatte uns beim Aufbau
geholfen. Danach standen wir zusammen an der Theke. Aber nur kurz,
auf ein Bier. Ich bin dann zur Toilette gegangen und hab
anschließend noch mal die Anlage gecheckt.«
    »Das war um
wieviel Uhr? Ich meine, als Sie die Theke
verließen.«
    Max streckte seine
uhrlosen Handgelenke vor, was den Skinhead zu einem abfälligen
Grunzen animierte und ihn den korrekten Sitz seines
frikadellengroßen Tiefseechronometers überprüfen
ließ.
    »Sie werden doch
eine gewisse Vorstellung haben«, sagte Ullmann.
    Max schob die Lippen
vor. »Vielleicht um acht.«
    »Und um wieviel
Uhr begann Ihr Auftritt?«
    »Soll ich mir
wieder etwas vorstellen?«
    »Ich bitte
darum.«
    »Zwanzig nach
acht, halb neun.«
    Die Tür flog
krachend auf, und ein weiterer Ziviler stürmte
herein.
    »Was ist
denn?« knurrte Ullmann.
    Der Zivile beugte sich
hinab und flüsterte Ullmann etwas ins Ohr. Was auch immer es
war, Ullmanns Züge verrieten es nicht.
    »Schaffen Sie
ihn her«, sagte Ullmann schließlich.
    Der Zivile
verschwand.
    Nachdem Ullmann ein
paar Sekunden versonnen vor sich hingeblickt hatte, straffte er
sich plötzlich, starrte Max an und sagte mit einer Stimme,

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