Ueber die Wupper
weg.«
»Aber festhalten
können wir, daß Sie Herrn Hellenrath eindeutig erkannt
haben?«
»Logo«,
sagte Aschgereit und grinste Max feist an. »Der ist ihr an
die Wäsche.«
»Du
Scheißkerl!« Max sprang auf und riß Aschgereit am
Kragen hoch. »Von dir laß ich mich nicht in die Pfanne
hauen. Los, spuck's aus! Wer hat dich angestiftet, so
herumzulügen?«
Aschgereit kreischte,
als sei Damenwahl beim Tuntenball. »Nimm die Pfoten
weg!«
Max schüttelte
ihn. »Mach's Maul auf!«
»Aufhören!«
brüllte Ullmann und schlug auf den Tisch. »Becker,
machen Sie diesem Blödsinn ein Ende.«
Der Skinhead war mit
zwei Sätzen bei Max, drehte ihm die Arme auf den Rücken
und ließ es klicken. Die Handschellen schnitten ins Fleisch.
Wütend riß Max sich los, fuhr herum und trat zu. Er
erwischte den Skinhead mit der Stiefelspitze knapp unter der
Kniescheibe. Ein Treffer, aber ohne Wirkung. Der Skinhead grunzte
nur und verpaßte Max einen Handkantenschlag aufs Ohr. Nicht
hart genug, daß er die Besinnung verlor, aber es reichte, um
die Glocken läuten zu hören und den Rest der
Veranstaltung nur noch bruchstückhaft
mitzubekommen.
Aschgereit mußte
irgend etwas unterschreiben und wurde entlassen. Dann telefonierte
Ullmann. Worte wie »Staatsanwalt« und
»Haftrichter« fielen. Und dann kam das Schrecklichste.
Irgendeine Stimme sagte: »Ab nach Ossendorf.« Max wurde
schlecht.
Kotzen mußte er
erst, als er in der grünen Minna saß.
6
Donnerstag, 1.
September
Sie entließen
Max in die pralle Sonne des frühen Nachmittags. Der Jahreszeit
zum Trotz war die Hitze massiv wie ein Amboß. Hinter der
Mauer brütete die JVA Ossendorf.
Der flaschengrüne
Jaguar wartete auf dem kleinen Parkplatz rechts vom Ausgang. Auf
dem Kühler saß Chico, ließ die Beine baumeln und
legte letzte Hand an eine Selbstgedrehte. Über das
heruntergekurbelte Beifahrerfenster lugten die blanken
Insektenaugen eines Ray-Ban-Imitats. Darunter dunkle Bartstoppeln
und ein Grinsen, das schwer nach einem 48-Stunden-Kater aussah.
Curd.
Ein paar Meter neben
dem Wagen stand Theo König. Mit weit ausgebreiteten Armen wie
Herr Jesus auf dem Zuckerhut. Ein Erlöser im weißen
Denimanzug und mit Panamahut.
»Willkommen,
Max!« rief er.
Max ignorierte ihn,
ging statt dessen zu Chico, der von der Haube rutschte, und
klatschte mit der flachen Hand dessen Rechte ab.
»Wieso ist er
hier?« fragte Max und deutete mit dem Kopf auf
König.
»Auf dem Blitz
haben die Bullen noch den Daumen«, sagte Chico. »Wird
erst morgen freigegeben. Aber Theo wär so oder so
gekommen.«
»Wieso?«
»Später.
War's hart?«
»Die Kantine ist
für 'n Arsch«, sagte Max und trat an den
Wagen.
Curd streckte den Arm
raus, und Max klatschte erneut ab. Der hintere Schlag öffnete
sich, und ein verlegen grinsender Arno schob sich
heraus.
»Bleib mal eben
so stehen, Max«, sagte er, riß die Kamera hoch und
drückte schnell dreimal hintereinander ab. »Ist für
die Pressemappe. Wie Brian Jones nach seinem
Dope-Urteil.«
»Die ganze
Bande«, sagte Max. »Rutsch durch,
Arno.«
»Willst du nicht
nach vorn?« fragte Curd.
»Schon
gut«, sagte Max und schloß die Tür.
»Bloß weg hier.«
König glitt
hinters Steuer.
»Na, dann wollen
wir mal«, sagte er, ließ den Motor an und legte den
Wählhebel um.
Sanft säuselnd
setzte sich der Jaguar in Bewegung.
Als sie über die
Straßenbahnschienen wippten, sagte Max: »Gibt es hier
einen Kiosk, oder so was? Ich brauch unbedingt ein
Bier.«
»Da links ist
'ne SB-Tanke«, sagte Curd. »Ich könnte auch eins
vertragen.«
»Aber wehe, ihr
saut mir wieder die Karre voll«, sagte König.
Fünf Minuten
später schoß der Jaguar die Auffahrt Longerich hoch, und
das helle Reißen von Dosenlaschen erfüllte den
Innenraum.
Max war der erste, der
saute.
*
Beim Anblick der
ersten sattgrünen Wiesen der Roemeryke Berge, die sich links
und rechts der A1 entrollten, wurde es Max leichter. Und er bekam
Hunger. Um das Trauma der Knastküche zu tilgen,
entschloß man sich zu einem Zwischenstop bei Florian, dem
legendären Wermelskirchner Sonnenkönig der Currywurst.
Als er sein ausgekratztes Schälchen in den Abfalleimer warf,
war Max fast wieder der alte. Eine Viertelstunde später rollte
das Quintett auf dem Parkplatz des Crazy in Bergisch Born
aus.
Die Tür zum
Schankraum stand weit offen. Drinnen war es dunkel und kühl
und roch nach abgestandenem Bier und kalter Asche. Finko, der Wirt,
stand hinter dem Tresen und spülte Gläser. Ein viel
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