Über jeden Verdacht erhaben
steuertechnischen Gründen, sondern…«
»Komm, ich will dich mit den anderen bekannt machen«, unterbrach Carl ihn schnell und führte seinen Gast zu einer Garderobe, bis ihm aufging, daß dieser nur eine Tasche mitgebracht hatte, die abgestellt werden mußte. Er nahm sie ihm ab und sagte, das Schlafzimmer werde er ihm später zeigen.
Erik Ponti betrat einen großen Salon, der ihn aufgrund des Stils und der Einrichtung ebenso erstaunte wie wegen der Gäste. Der gesamte Fußboden wurde von einem riesigen persischen Teppich in Beige und Blau bedeckt. Ein antiker Isfahan oder möglicherweise Nain, überlegte er. An den Wänden dominierte Kunst mit revolutionären mexikanischen Motiven. Er glaubte, sowohl Emiliano Zapata als auch Pancho Villa wiederzuerkennen. In dem großen offenen Kamin knisterte nach schwedischer Manier ein Feuer und warf Reflexe auf große französische Fenster, die in Hellgrün schimmerten. Also Panzerglas. Die Sitzmöbel waren groß und mit Blumenmustern in kräftig leuchtenden Farben bezogen.
Zwei Männer und zwei Frauen waren schon da. Einen blonden Riesen glaubte Erik Ponti wiederzuerkennen. Er nahm an, daß es ein Militär war. Die anderen drei waren ihm vollkommen unbekannt. Eine sehr hochgewachsene Frau, eine typische Südeuropäerin, ein Mann in Jeans, T-Shirt und einem Armani-Jackett; alle standen auf, um mit Erik Ponti bekannt gemacht zu werden.
Carl führte diesen herum und stellte ihn der Reihe nach Anna Erikadotter-Stålhandske vor, Simone d’Abruzzio, Åke Stålhandske – dieser ergriff Pontis Hand, als wäre er ein Riesenhummer – und Luigi Bertoni, der gerade vom Italienischen zum perfekten Schwedisch wechselte.
Erik Ponti setzte sich neben das italienisch sprechende Pärchen und betete seinen gewohnten Sermon herunter, daß er eigentlich nicht mehr so gut Italienisch spreche, obwohl er als Italiener geboren sei. Er erhielt die üblichen Komplimente, sein Italienisch sei ganz ausgezeichnet, was es durchaus nicht war.
Was immer er auf der Auffahrt zum Haus erwartet haben mochte, als er sich noch in der Dracula-Stimmung befand, so war dies weit weg von allen Phantasien.
Carl stellte allen sofort ein Glas Wein hin und schickte einige Canapés mit etwas herum, was Gänseleber sein mußte. Wie sich herausstellte, war es das auch. Und als sie einander zutranken – offenbar hatten alle ärgerlicherweise nur auf ihn gewartet –, erlebte Erik Ponti im Mund fast so etwas wie einen Keulenschlag von Geschmack. Der Gastgeber hatte als Willkommensgetränk nicht Champagner gewählt. Das hier war etwas völlig anderes.
»Nun?« fragte Carl fröhlich und hielt Erik Ponti sein Weinglas entgegen. »Was meinst du?«
»Phantastisch«, murmelte Erik Ponti verlegen, da alle ihn anblickten. »Das ist natürlich ein Elsässer, aber ist es wirklich ein Riesling?«
»Ja«, sagte Carl und hob Glas und Augenbrauen zugleich.
»Allerdings eine Spätlese. Angenehm, Gesellschaft von jemandem zu erhalten, der solche Weine mag. Der große Kerl da zieht Bier und Schnaps vor, und der kleine Snob da drüben glaubt, daß Wein immer aus Italien kommen muß.«
»Möchte gern wissen, wer hier der kleine Snob ist«, brummte der Mann, der gerade so bezeichnet worden war, auf italienisch. »Keine Angst, unser germanischer Freund kapiert kein Italienisch.«
Erik Ponti munterte die Respektlosigkeit seines Landsmanns gegenüber Dracula plötzlich auf. »Sind wir wirklich sicher, solange wir italienisch sprechen?«
»Völlig sicher«, bestätigte der Italiener, zwinkerte und hob sein Glas. »Aber bei Russisch mußt du aufpassen. Das kann er besser als wir beide.«
»Was bringt dich auf den Gedanken, ich könnte Russisch sprechen?« fragte Erik Ponti mißtrauisch.
»Das ist keine Vermutung«, sagte der Italiener, »ich weiß es.«
»Woher weißt du, daß ich Russisch spreche?« fragte Erik Ponti auf russisch.
»Weil ich dich im Radio gehört habe, natürlich« , erwiderte der Italiener blitzschnell in derselben Sprache.
»Na schön, dann bleiben wir bei Italienisch«, sagte Erik Ponti.
Sie aßen in der Küche, was vermutlich den Grund hatte, daß Carl so servieren konnte, ohne allzuweit laufen zu müssen. Erik Ponti war neben die italienische Dame gesetzt worden. Er dachte tatsächlich automatisch so: Dame , obwohl sie kaum über dreißig war. Sie sprach nicht schwedisch, daher die Plazierung.
Als sie sich an die Vorspeise machten, ein special des Hauses; Toast mit Maränenkaviar und russischem Kaviar in
Weitere Kostenlose Bücher