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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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festzustellen, woher du ihnen diese Durchsagen gabst?«
    »Nein, aber möglicherweise hätten sie Windgeräusche hören können oder so was, ein fahrendes Auto vielleicht, wenn ich mich außerhalb des Hauses aufgehalten hätte.«
    »Aber du hättest auch dein Mikrophon ausschalten können, wenn du hinausgegangen wärst?«
    »Ja, das hätte ich tun können. Ich bin aber nicht rausgegangen.«
    »Und das hätten die Kollegen nicht feststellen können?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich bin eben nicht rausgegangen.«
    »Findest du dieses Verhör anstrengend?«
    »Aber ja, was zum Teufel glaubst du wohl?«
    »Möchtest du eine Pause?«
    »Nein, meinetwegen nicht. Was mir auf die Nerven geht…
    na ja, ich glaube nicht, daß ich das überhaupt erklären muß. Stell dir doch nur vor, wir säßen hier mit vertauschten Rollen. Die verfluchten Journalisten rufen wie die Irren oben in der Abteilung an. Die wissen, daß einer von uns hier sitzt.«
    »Ja, das kann nicht sehr lustig sein. Wir wechseln das Thema. Du hast die Akademische Vereinigung also um 22.20 Uhr zusammen mit Hamilton und drei anderen Kollegen der Personenschutzeinheit verlassen.«
    »Ja, etwa um die Zeit.«
    »Was meinst du mit etwa?«
    »Eine Minute früher oder später.«
    »Und dann habt ihr euch in zwei Gruppen geteilt. Du hast Hamilton mit einem Kollegen direkt zum Hotel Lundia begleitet?«
    »Ja, wir drei gingen sozusagen nach rechts und dann auf einem anderen Weg zum Hotel Lundia. Die beiden anderen gingen zum Grand Hotel, um dort die Lage zu sondieren und sich uns später im Hotel Lundia anzuschließen.«
    »Und bei der Ankunft im Hotel sind alle gleich auf ihre Zimmer gegangen?«
    »Ja. Wir haben in unseren Zimmern belegte Brote gegessen und Bier getrunken, Leichtbier.«
    »Wie spät war es, als du auf dein Zimmer gingst?«
    »Ungefähr 22.30 Uhr.«
    »Und wie spät war es, als du beim nächsten Mal dein Zimmer verlassen hast?«
    »06.15 Uhr.«
    »Das weißt du genau?«
    »Ja, das weiß ich ganz genau, denn alle von uns traten auf die Sekunde gleichzeitig auf den Flur. So ist das bei Hamilton. Man ist auf die Sekunde pünktlich, und auf die Sekunde bedeutet wirklich, wonach es sich anhört.«
    »Muß lustig ausgesehen haben. Ich meine, wenn fünf Mann gleichzeitig die Tür aufmachen?«
    »Ja, sicher.«
    »Aber zwischen ungefähr 22.30 Uhr und exakt 06.15 Uhr hast du dein Hotelzimmer also kein einziges Mal verlassen?«
    »Nein.«
    »Und was habt ihr nach exakt 06.15 Uhr gemacht?«
    »Wir haben den schon vorher festgelegten Operationsplan befolgt. Zwei Mann, ich und der Kollege Håkansson, begleiteten Hamilton durch den Ausgang ins Freie und dann in ein angrenzendes Gebäude. Die beiden anderen Kollegen gingen in die Garage hinunter, holten einen der Wagen und drehten eine Runde um den Block. Als der Wagen vor unserer Tür hielt, ging Hamilton hinaus und stieg ein. Wir beiden anderen gingen zur Garage und nahmen einen eigenen Wagen. Dann schlossen wir uns der Expedition ein paar Minuten später an. Dann fuhren wir zum Flughafen Sturup und nahmen die Maschine nach Stockholm.«
    »Das war also ein geübter Plan, oder wie soll man das nennen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Also alle in eurer Gruppe kannten die Lage der Notausgänge, den Weg zur Garage, alle Aus und Eingänge und so was?«
    »Ja, natürlich.«
    »Na schön. Du hast also dein Zimmer vor exakt 06.15 Uhr kein einziges Mal verlassen. Hat ein anderer es getan?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du das?«
    »Verzeihung, das nehme ich zurück. Das weiß ich nicht.«
    »Ist es möglich, daß einer der anderen sein Zimmer verlassen hat?«
    »Theoretisch ist das natürlich möglich.«
    »Du hättest es aber nicht gehört?«
    »Doch, wenn derjenige, der sein Zimmer verließ, nicht die Absicht hatte, es zu verbergen. Wir hatten den ganzen Flur da oben belegt, so daß sich dort keine anderen Gäste befanden. Es war aber nichts von knallenden Türen zu hören oder so.«
    »Es wäre möglich gewesen, sich davonzuschleichen?«
    »Ja, das nehme ich an. Aber das hätte dann ja lange nach 21.13 Uhr sein müssen.«
    »Ja. Und was meinst du, was das für eine Bedeutung hat?«
    »Das ist der vermutete Zeitpunkt des Mordes.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil es so besonders wichtig ist, was ich zu diesem Zeitpunkt getan habe.«
    »Es wäre also möglich gewesen, sich hinauszuschleichen, ohne daß einer der Kollegen es merkt?«
    »Ja, davon gehe ich aus. Theoretisch also.«
    »Praktisch aber nicht?«
    »Na ja, wir hatten ja

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