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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Überblick verloren und wußte nicht mehr, in welchem Land er sich befand.
    Doch plötzlich überlief es ihn eiskalt. Die Waffe, die der Froschmann in der rechten Hand hielt, war einmal seine gewesen, als er seinen Wehrdienst ableistete. In der Bildunterschrift stand, der Froschmann sei mit einer » in Schweden hergestellten Maschinenpistole des Typs 9 mm Carl Gustav bewaffnet, einer Lieblingswaffe bei den Spezialeinheiten der USA «.
    Unten rechts auf der Seite befand sich ein kleines Sortiment von Emblemen, die diese Froschmänner an ihren Uniformen trugen, und eines davon kam Rune Jansson sehr bekannt vor.
    Mit Hilfe eines englischen Wörterbuchs hatte er es eine runde halbe Stunde später geschafft, den Text auf dieser und der vorhergehenden Seite durchzuarbeiten.
    Da hatte er zu verstehen begonnen. Auf den beiden Seiten ging es um eine Sondereinheit der amerikanischen Marine, die sogenannten US Navy Seals. Das allen Seals gemeinsame Uniformabzeichen war bei schwedischen Männern mit einem Minimum an militärischem Interesse wohl ziemlich bekannt. Außerdem war in der schwedischen Presse viel darüber geschrieben worden, da nicht nur Hamilton, sondern auch dieser hochgewachsene Chef der Küstenjägerschule dieses Abzeichen an ihren Uniformen trug.
    Dem Buch zufolge wurden die Navy Seals an zwei Stellen in den USA ausgebildet. Die bekannteste Ausbildungsstätte war die Halbinsel Coronado vor San Diego in Kalifornien, die weniger bekannte war eine Basis namens Little Creek außerhalb von Norfolk im Staat Virginia.
    Die Navy Seals waren unter anderem offenbar darauf spezialisiert, mit Messern zu töten.
    Rune Jansson hatte mehrere Minuten lang wie gelähmt dagesessen und nur blicklos ins Leere gestarrt. Eigentlich wußte er schon in diesem Augenblick, wie es sich verhielt. Bei näherem Überlegen hatte ihn Hamilton immer wieder auf die richtige Fährte gebracht.
    Er ertränkte seine schreckerfüllte Entdeckung jedoch in der Lösung praktischer und unmittelbar bevorstehender Probleme. Er nahm mit dem Pathologen Anders Eriksson in Umeå Verbindung auf und berichtete diesem kurz, auf welchen gemeinsamen Nenner man Norfolk in Virginia und Kalifornien bringen konnte, rief bei der Interpol-Einheit an und bestellte bestimmte Kontaktadressen beim FBI in den USA. Darauf erhielt er eine Faxnummer, an die er Fotos von den Obduktionen in Umeå und Lund schicken konnte.
    Dann folgten vierundzwanzig Stunden der Leere. Er sprach mit niemandem über das, was er gefunden zu haben glaubte. Er wollte zumindest die Nachricht vom FBI abwarten. An diesem Abend ging er wie gewöhnlich nach Hause. Vielleicht wirkte er auf seine Frau ein wenig geistesabwesend. Doch das war nicht ungewöhnlich. Er sah sich irgendein Quiz im Fernsehen an, bei dem das Thema Verbrechen zur Sprache kam. Er glaubte, wenigstens dieses eine Mal mit seinen Antworten besser zu liegen als seine Frau. Doch das tat er nicht, da sie sich blitzschnell an das Datum des Tages erinnerte, an dem Julius Cäsar ermordet worden war. Gerade dies war die entscheidende Tausend-Kronen-Frage: Welches berühmte Mordopfer wurde am 15. März umgebracht?
    Es bereitete seiner Frau ungeheuren Spaß, ihn sogar bei Mord zu schlagen, sie mißverstand jedoch seine zögernde Reaktion und glaubte vermutlich, daß er sich nur in seiner männlichen Eitelkeit verletzt fühlte.
    Möglicherweise mißverstand sie auch seine Geistesabwesenheit während des restlichen Abends.
    Am späten Nachmittag des nächsten Tages kam die Antwort vom FBI in Washington D. C. Die Antwort bestand aus zwei Teilen. Zunächst die Schilderung einer bestimmten Messertechnik bei den Sondereinheiten namens SEAL; das Rückgrat war das wichtigste Angriffsziel beim menschlichen Körper, wenn man im Dunkeln jemanden von hinten überfiel oder mit einem anderen rang. Die Beschreibung des Themas war fast lusterfüllt in ihrem Detailreichtum. Es wurde eingehend erklärte, weshalb gerade Froschmänner so viel mit dem Messer trainieren müßten. Rune Jansson konnte den größten Teil der Beschreibung und der Bilder einfach überspringen. Die Antwort, die man ihm gegeben hatte, war tatsächlich über alle Maßen ausführlich. Dann kam er zu einem Bild, das zwischen dem zwölften Brustwirbel und dem ersten Lendenwirbel einen Schnitt ins Rückgrat zeigte. Die folgende Beschreibung dessen, was für eine Wirkung dieser Schnitt hatte, erkannte er von zwei schwedischen Obduktionsprotokollen sofort wieder.
    Der zweite Teil der FBI-Nachricht

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