Über jeden Verdacht erhaben
Neugierigen und er auf den umgekippten Traktor zu.
Der Motor des Traktors lief immer noch, doch die Scheinwerfer brannten nicht. Wallander leuchtete in die Fahrerkabine und entdeckte zu seinem Erstaunen, daß sie leer war. Er manövrierte den Oberkörper hinein, tastete nach dem Zündschlüssel und stellte den Motor ab.
Er holte tief Luft, bevor er sich der nächsten Aufgabe zuwandte. Er wußte, daß es schwierig werden würde. Der PKW war dem Traktor direkt in die Seite gefahren, und die ganze Vorderseite des Wagens war zerdrückt. Die Windschutzscheibe war von innen hinausgesprengt worden, da der Mann auf dem Beifahrersitz offenbar nicht angeschnallt gewesen war. Er war wie ein Geschoß durch die Scheibe geflogen und klebte jetzt in einer Körperhaltung in der Seite des Traktors, die keinen Zweifel daran ließ, daß er tot war. Wallander schluckte und schloß die Augen. Es fiel ihm schwer, menschliche Überreste zu betrachten.
Der Fahrer war ebenfalls nicht angeschnallt gewesen, war jedoch vom Lenkrad abgefangen worden, bevor sein Kopf die Windschutzscheibe erreichte. Möglicherweise war er noch am Leben, denn er blutete sichtlich aus einer Kopfwunde, blutete stark. Wallander sah auf die Armbanduhr. Es würde noch zehn Minuten und vielleicht länger dauern, bis ein Krankenwagen aus Sjöbo da sein konnte. Er wußte, daß er es versuchen mußte, und ging zu Ann-Britt Höglund, um sie um Hilfe zu bitten.
Inzwischen war es ihr gelungen, alle Gaffer zu verscheuchen, die sich nach und nach getrollt hatten. Der einzige Wagen, der noch da war, gehörte dem Mann, der Augenzeuge des Unfalls geworden war und die Polizei in Ystad angerufen hatte. Sie hatte die ersten notwendigen Angaben des Mannes aufgenommen, Namen und Telefonnummer und wollte ihn gerade freundlich bitten, den Schauplatz zu verlassen, als Wallander dazukam.
Als sie allein waren, wuchteten sie die Tür auf der Fahrerseite auf und zogen den verletzten Mann, der ein leises Stöhnen hören ließ, vorsichtig heraus. Bei seiner Lebensäußerung wechselten sie einen aufmunternden Blick. Offenbar gab es doch noch die Chance, dem Mann das Leben zu retten. Ann-Britt Höglund ging zum Streifenwagen zurück und holte ein paar Wolldecken, die sie auf dem Boden ausbreiteten, bevor sie ihn in Seitenlage darauflegten, was Ann-Britt auf der Polizeischule oft geübt haben mußte, da jede ihrer Bewegungen ohne Zögern erfolgte.
Anschließend durchsuchte sie die Taschen des bewußtlosen Mannes, um vielleicht etwas zu finden, was ihn identifizierte, während Wallander um den zertrümmerten Wagen herumging, um ein Kennzeichen zu finden. Als er es aufgeschrieben hatte und zum Streifenwagen zurückging, um sich nach dem Namen des Halters zu erkundigen, warf er zufällig einen Blick auf den Rücksitz. Er erstarrte, als müßte er noch einmal genau hinsehen, damit das Gehirn akzeptierte, was die Augen meldeten. Auf dem Rücksitz lagen zwei Waffen, zwei schwarze Gewehre eines Typs, den Wallander noch nie gesehen zu haben glaubte. Er machte mit einiger Mühe die hintere Tür des Wagens auf und entnahm ihm vorsichtig eine der beiden schwarzen Waffen. Als er sich zu seiner Kollegin umdrehte, richtete er unbeholfen die Mündung der Waffe auf sie, so daß sie erschrocken nach Luft schnappte. Sie hielt selbst eine große schwarze Pistole, die sie am Lauf festhielt, in der behandschuhten Hand. In der anderen hielt sie einen Paß und eine Brieftasche. Sie wedelte damit.
»Italiener«, sagte sie. »Die Pistole ist übrigens auch ein italienisches Fabrikat. Wir haben also die Täter?«
»Ja«, erwiderte Wallander tonlos. »Es sieht tatsächlich so aus.«
Im selben Moment entdeckten sie rotierendes Blaulicht, das schnell näher kam, und hörten die Krankenwagensirenen.
Auch im folgenden wich Wallander von den polizeilichen Vorschriften ab, die er nur dann befolgte, wenn es nicht ernst war. Die weitere Behandlung des nachweislich gestorbenen verdächtigen Täters konnte unter keinen Umständen ein besonderes Problem darstellen. Der Tote würde in aller Ruhe zur Gerichtsmedizin in Lund gefahren werden. Aber was jetzt den überlebenden und im technischen Sinn festgenommenen Täter anging, waren die Vorschriften schon komplizierter. Zunächst mußte man ihn in ein Krankenhaus bringen, das stand fest, wenn auch unter Polizeibewachung, da ein Laie seinen Gesundheitszustand nicht beurteilen konnte, der allem Anschein nach alles bedeuten konnte, angefangen bei einem unmittelbar bevorstehenden
Weitere Kostenlose Bücher