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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ihnen unangenehm ist, möchte ich nicht darauf bestehen, aber ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mit mir hineingingen und uns erklärten, was geschehen ist«, sagte er mit einer gezwungenen Höflichkeit, die ihn selbst erstaunte; es gab nicht den geringsten Anlaß, anders aufzutreten als so höflich und feinfühlig wie nur möglich.
    »Natürlich ist es nicht angenehm, aber etwas muß schließlich geschehen, nicht wahr?« erwiderte der Gastgeber leichthin und zeigte mit einer Handbewegung auf die Tür. »Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll und was nicht.«
    Wallander öffnete die Tür und trat ein. Er ging mit ein paar langsamen Schritten ins Zimmer und überblickte die Szene. Man hatte die beiden Leichen mit weißen Laken bedeckt. Bei der Leiche, die der Tür am nächsten lag, war Blut durch das Laken gesickert. Die Einrichtung des Zimmers war moderner als die, die er im Erdgeschoß gesehen hatte. Es sah komisch überladen aus, da man eine große Zahl antiker Stühle hereingetragen hatte, wie sie in den übrigen Zimmern des Schlosses herumstanden. Es sah aus, als hätten sich alle hier zu einer Art Kinovorstellung vor dem Fernseher versammelt, den man in die Mitte des Raums gerollt hatte. Überall lagen Stuck und Putz herum, als hätte es geschneit. Wallander hob intuitiv den Blick und sah an der Decke ein großes Einschußloch mit schwarzen Pulverspuren. Auf einem Klavier standen vier Champagnerflaschen. Zwei waren leer, eine halb voll, und eine vierte war gerade erst aufgemacht worden.
    Plötzlich ging Wallander auf, was die Leute hier getan hatten, und die Erkenntnis traf ihn mit einer ebenso unmotivierten wie heftigen Wut. Sie hatten also hier gesessen, um sich ihren Sieg in der Volksabstimmung anzusehen. Er schluckte und sah sich um. Eine Zeitlang bekämpfte er mit Mühe seinen aufflammenden Zorn, bevor er sich fähig glaubte, in einem normalen Tonfall Fragen zu stellen. Der Gastgeber stand ruhig und abwartend hinter ihm und hatte die Hände auf den Rücken gelegt.
    »Wir wollen versuchen, das Geschehen zu rekonstruieren«, begann Wallander mit mühsamer Ruhe. »Sie haben heute abend hier offenbar ein Essen gegeben, wie ich der Kleidung der Anwesenden entnehme. Nach dem Essen sind Sie nach oben gegangen, um fernzusehen. Ich nehme an, daß es um das Ergebnis der Volksabstimmung ging?«
    »Das stimmt… ja, viele von uns interessierten sich dafür. Wir wollten ja gern erfahren, wie die Sache ausgegangen war«, erwiderte der Gastgeber verbindlich, immer noch mit den Händen auf dem Rücken.
    »Wie spät war es zu diesem Zeitpunkt?« unterbrach ihn Wallander.
    »Zwischen zwanzig nach zehn und halb elf.«
    »Aber die Wahl war zu diesem Zeitpunkt doch längst entschieden?«
    »Das ist möglich, aber wir hatten ja ein Festessen.«
    »Verzeihung?«
    »Wir hatten ein Essen. Wir saßen bei Tisch, und das Essen war erst nach zehn zu Ende«, erwiderte der Gastgeber mit gerunzelter Stirn, da er offenbar nicht verstehen konnte, daß Wallander die Selbstverständlichkeit seiner Argumentation nicht aufging.
    Wallander begriff immer noch nichts. Er sah jedoch die Falte auf der Stirn und beschloß, diese Art der Befragung bis auf weiteres aufzugeben und gleich zur Hauptsache zu kommen.
    »Und was geschah, als die Täter das Zimmer betraten?« fragte er abrupt.
    »Zwei maskierte Männer kamen dort herein… durch diese Tür. Einer blieb an der Tür stehen, der zweite ging bis etwa hierher… Der Mann, der hier auf dem Teppich stand, feuerte sofort einen Schrotschuß an die Decke. Das Ergebnis sehen Sie selbst.«
    »Wo standen Sie in diesem Augenblick?« fragte Wallander.
    »Ich stand dort drüben, bei den Champagnerflaschen«, entgegnete der Gastgeber ruhig und zeigte. »Ich war gerade dabei, weitere Gläser zu füllen.«
    »Sie standen also fünf Meter von diesem Mann entfernt?«
    »Es sind dreieinhalb Meter, aber dort habe ich gestanden.«
    »Nun, und was geschah dann?«
    »Der Mann, der hier stand, etwa hier, wo wir uns jetzt befinden, richtete seine Waffe auf uns und forderte uns in sehr entschlossenem Ton auf, uns ruhig zu verhalten. Angesichts der Situation vielleicht ein bißchen übertrieben…«
    »Aha, und was passierte dann?« fragte Wallander, der mit einer unmotivierten Aggressivität zu kämpfen hatte.
    »Der Mann, der an der Tür stand, eröffnete dann ohne jede Vorwarnung das Feuer. Er erschoß die Doppelgrä… ähm… er erschoß die Gräfin Wachtmeister-Hamilton mit zwei gutgezielten

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