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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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unangebracht, am Abend vor einem
Begräbnis so ein Chaos zu veranstalten.«
    »Buh! Wir wollen aber den Runenstein
sehen!« schrie ein jugendliches Großmaul, und schon fielen viele Stimmen ein.
    »Der befindet sich gar nicht hier«,
brüllte Shandy zurück. »Geht auf den alten Holzfällerweg, eine halbe Meile
hinter Fergys Schnäppchen-Scheune. Ihr müßt zu Fuß gehen, denn es ist alles
zugewachsen. Aber es ist jemand da, der euch den Weg zeigen wird.«
    Das hoffte er jedenfalls.
    Cronkites Ankunft mit zwei riesigen,
schlanken schwarzen Dobermännern, die wütend an ihren Leinen zerrten,
überzeugte einige der Anwesenden. Der Schrei: »Hilfe, ich kann sie nicht mehr
halten« überzeugte schließlich noch ein paar Unschlüssige mehr.
    Ralph übernahm einen der Hunde, gab
seine Mistgabel einem hilfsbereiten Nachbarn und machte sich auf, den Weg zum
Runenstein zu bewachen, den sich Swope am Vortag freigekämpft hatte. Eddie ging
mit dem anderen Dobermann zur Scheune, um Henny beizustehen. Shandy
patroullierte indessen mit dem Traktor hin und her. Allmählich begann sich auf
der Farm wieder eine gewisse Ordnung einzustellen, obwohl er sich lieber nicht
vorzustellen versuchte, wie es inzwischen auf dem Holzfällerweg aussah. Er
konnte nur beten, daß Helen und Laurie es geschafft hatten, Thorkjeld
rechtzeitig zur Bewachung des Runensteins zu bewegen.
    Einige besonders Entschlossene hatten
zwar dem Dornengestrüpp die Stirn geboten, doch inzwischen hingen so viele von
ihnen in den bösartigen Schlingpflanzen fest, daß sie den restlichen
Abenteurern als abschreckendes Beispiel dienten. Swope saß bei Shandy auf dem
Traktor; sie fuhren zu den Stellen, wo die Menge besonders aufgebracht oder am
dichtesten war, und der junge Reporter machte mit seiner Polaroidkamera so
viele Fotos, wie es der Apparat zuließ.
    »Mann, das wird eine Story«, gluckste
er, wobei er offenbar passenderweise völlig verdrängte, wer mit seiner vorigen
Story das jetzige Durcheinander erst angezettelt hatte. » Wo war
Polizei, als Randalierer wüteten? Warum weigert sich Polizeichef, Grundstück zu
schützen, das Schwester an Bauunternehmer verkaufen will?«
    »Mich brauchen Sie nicht zu fragen«,
schnaubte Shandy, der inzwischen genug hatte. »Fragen Sie ihn doch selbst. Können
Sie mit dem Motorrad durch das Verkehrschaos kommen? Nehmen Sie ein paar
Bilder, und zeigen Sie dem Polizeichef, was hier vor sich geht. Aber lassen Sie
die besten Fotos hier, für den Fall, daß ihm einfällt, sie als Beweismaterial
oder so zu konfiszieren, um die Veröffentlichung der Fotos zu verhindern. Wenn
wir nicht bald Polizeischutz bekommen, geht bestimmt verdammt viel zu Bruch,
wenn es erst einmal dunkel wird. Ah, ich sehe, wir bekommen Verstärkung vom
College.«
    In der Menschenmenge hatte er ein paar
Footballhelme der Balaclava Rammböcke entdeckt. Helen und Laurie hatten
offenbar die Truppen mobilisiert. »Aber im Moment gibt es nicht besonders viele
Männer auf dem Campusgelände, und für derartige Situationen sind sie sowieso
nicht ausgebildet. Jesus, warum bin ich nicht eher darauf gekommen? Wir sollten
Bashan von Balaclava herholen lassen.«
    »Wer issen das?«
    »Unser Preisbulle. Er ist ungefähr so
groß wie ein Tyrannosaurus Rex, und die Leute werden sich vor Angst in die
Hosen machen, wenn er sie hinter der Scheune erwartet, dabei ist er eigentlich
für einen Bullen ein ganz netter Kerl. Wir werden ihn morgen einsetzen.
Horsefall wird allerdings Keuschheitsgürtel an seine Kühe verteilen müssen,
befürchte ich: Bashan nimmt nämlich seinen Beruf sehr ernst. Machen Sie sich
auf die Socken, Cronkite.«
    Der junge Mann verschwand gehorsam.
Shandy lenkte den Traktor zu Roy herüber und kundschaftete das Gelände zu Fuß
aus. Der Verkehr auf der kurvenreichen zweispurigen Fahrbahn war jetzt völlig
zum Erliegen gekommen. Die Autoschlange nahm kein Ende. Er hoffte inständig,
daß Helen und Laurie es geschafft hatten, rechtzeitig wegzukommen, nachdem sie
ihre Passagiere abgesetzt hatten. Wie er und die Arnes’, falls überhaupt,
heimkommen sollten, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Er beging den Fehler, einigen dieser
Flegel vernünftig Zureden zu wollen, als sie im Begriff waren, einen der
Torpfosten herauszureißen, und fand sich plötzlich mitten in einem Faustkampf
wieder, der nur durch einige der getreuen Balaclava-Studenten, die sich in der
vertrauten Keilformation aufgestellt hatten, zu seinen Gunsten entschieden
werden

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