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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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konnte. Während er noch den Staub von seiner Kleidung klopfte und sich
wünschte, genügend Zeit zu haben, um seinen guten Anzug gegen einen anderen
austauschen zu können, hörte er das Donnern von Hufen und den markigen Ruf
»Hejoh, Horsefall!!« Die Rasenden Rüpel von Lumpkin Corners waren eingetroffen,
angeführt von einem zwar ramponierten, aber sichtlich triumphierenden Reporter
auf einem Motorrad.
    »Die Polypen haben mich abblitzen
lassen, also habe ich die Kavallerie geholt«, keuchte Cronkite. »Zufrieden,
Professor?«
    »Gute Idee, Swope.«
    »Im Grunde war es Ihre Idee«, erwiderte
der junge Mann bescheiden. »Als Sie den Bullen erwähnten, sind mir nämlich die
Pferde eingefallen. Wollen Sie, daß ich die Kopflosen Reiter von Hoddersville
auch noch hole?«
    »Nun ja, eh, lassen wir das lieber im
Moment. Einige der berittenen Männer sollen auf der Straße den Verkehr regeln,
könnten Sie das bitte veranlassen? Wenn wir den Stau auflösen, gehen vielleicht
ein paar dieser unverschämten Flegel nach Hause.«
    »Klar, Professor.«
    Cronkite begann, seine neuen Rekruten
einzuteilen. Shandy entschied, daß es jetzt sicher genug war, das Zentrum des
Sturms zu verlassen und herauszufinden, wie es drüben am Runenstein aussah. Er
ging die enge Straße hinunter, wobei er ängstlich im Durcheinander von
Fahrzeugen nach Helen und Laurie Ausschau hielt. Zu seiner großen Erleichterung
konnte er sie jedoch nicht entdecken. Mit ein bißchen Glück waren sie sicher
längst wieder wohlbehalten auf dem Crescent angelangt, tranken den Kaffee, den
er selbst momentan so dringend nötig hatte, und tauschten Erfahrungen aus, wie
es offenbar dem tiefen Bedürfnis von Frauen entsprach.
    Fergys Parkplatz war völlig mit
Fahrzeugen zugestellt. Die Schnäppchen-Scheune machte offenbar ein
Bombengeschäft, was zweifellos auf den großen Verkehrsandrang zurückzuführen
war. Fergy hatte heute sogar einige Mitarbeiter, wie Shandy sehen konnte. Die
Kasse wurde von einer Frau bedient, die drei oder vier Pullover übereinander
trug, obwohl der Abend keineswegs kühl war. Vielleicht war sie die momentane
Mrs. Fergy oder etwas Vergleichbares.
    Außerdem bemerkte er, wie dunkel es
inzwischen geworden war. Das College verfügte über mehrere transportable
Suchscheinwerfer. Wenn es den Rasenden Rüpeln gelang, die Straße freizuhalten,
konnte man die Scheinwerfer möglicherweise herholen. Er mußte Präsident Svenson
fragen, sofern dieser inzwischen tatsächlich eingetroffen war.
    Der Holzfällerweg, zu dem Shandy im
Laufe des Abends so viele Schaulustige dirigiert hatte, obwohl er ihn selbst
nie zu Gesicht bekommen hatte, war leichter zu finden, als er angenommen hatte.
Ein riesiger Felsblock markierte den Anfang, und eine Postenkette, bestehend
aus Balaclava-Studenten in abenteuerlicher Schutzkleidung, bewachte ihn
offenbar hervorragend.
    »Sie müssen sich ganz hinten anstellen,
Sir, und warten, bis Sie an die Reihe kommen«, verkündete ein menschliches
Wesen, das eine Reitkappe aus schwarzem Samt trug und mit einem Fechtvisier,
Beinschützern und einer gepolsterten Footballjacke ausgerüstet war.
    »Ich bin Professor Shandy.«
    »Tut mir leid, Sir.« Die Studentin
schob ihre Fechtmaske hoch, um ihn besser sehen zu können. »Wir versuchen zu
verhindern, daß sich alle gleichzeitig hier hereindrängen.«
    »Und Sie machen Ihre Sache wirklich
großartig. Nur weiter so! Ich suche Professor Svenson wegen der
Suchscheinwerfer. Ist er hier in der Nähe?«
    Die visierte Wächterin vergaß einen
Augenblick lang ihre würdevolle Aufgabe und begann zu kichern.
    »Können Sie ihn nicht hören?«
    »Jetzt, wo Sie es sagen, höre ich
tatsächlich ein fernes Grollen. Ich dachte schon, es sei ein heranziehendes
Gewitter. Ich vermute, er hat die Situation völlig unter Kontrolle.«
    »Worauf Sie Gift nehmen können,
Professor. Gehen Sie immer geradeaus, aber fallen Sie nicht über das
Brombeergestrüpp. Keiner hat bisher daran gedacht, ein Erste-Hilfe-Köfferchen
mitzubringen. Gehen Sie bitte dort lang.«
    Die letzte Bemerkung war nicht an
Shandys Adresse gerichtet, sondern galt den vielen Menschen, die sich kichernd
in die Straße drängelten und dann ehrfürchtig und schweigend wieder
zurückkamen. Shandy schloß sich der nächsten Gruppe an und fand sehr bald den
Grund für diese eigenartige Verwandlung heraus.
    Unter dem Eichenlaubdach war es
inzwischen wirklich dunkel geworden. Plötzlich lag der Runenstein vor ihm,
eingetaucht in einen kleinen,

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