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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hatte ein Rezept
benutzt, das sie entweder in Peru oder in Patagonien bekommen hatte. Sie
tranken einen Whiskey am Feuer und Wein zum Essen, und Peter fühlte sich leicht
erschöpft, obwohl es gerade erst halb acht war. Nachdem er den ganzen Morgen
bei den Horsefalls gearbeitet hatte, hatte er schließlich noch die Idee in die
Tat umgesetzt, als besondere Überraschung für Helen einen Steingarten
anzulegen. Jetzt wünschte er sich allerdings, daß er statt dessen lieber ein
Schläfchen gehalten hätte. Aber man brauchte ja nicht unbedingt lange zu
bleiben. Tim ging meist früh ins Bett. Die Frischvermählten übrigens ebenfalls,
wenn auch aus anderen Gründen.
    »Sollen wir noch einen Kaffee am Kamin
trinken?« schlug Laurie vor, nachdem sie den etwas merkwürdigen Nachtisch
ausgelöffelt hatten. »Oh, entschuldigt mich einen Moment, das Telefon
klingelt.«
    »Ich geh’ schon ran.«
    Roy, der zu Lebzeiten von Jemima ohne
Druck niemals auch nur einen Finger gekrümmt hatte, sprang auf. Er war ein gutaussehender
Junge, dachte Shandy. Roy hatte die rötliche Haarfarbe und die Statur seiner
Mutter geerbt, was nur gut war, denn Jemima war mindestens einen Kopf größer
gewesen als Tim; sonst sah er Jemima nicht ähnlich. Es war schon so lange her,
daß irgend jemand Tims Gesicht gesehen hatte, daß keiner mit Sicherheit zu
sagen vermochte, wie ähnlich Roy seinem Vater sah, aber er hatte zweifellos
Tims ausgeprägten Sinn für Humor geerbt, dazu seine gescheiten braunen Augen
und die Fähigkeit, sich einer Arbeit, die er einmal angefangen hatte,
hingebungsvoll zu widmen. Da er außerdem klug genug — oder auch besonders vom
Glück begünstigt — gewesen war, eine praktische, vernünftige, ausgeglichene
junge Frau zu heiraten, die nicht nur seine Interessen teilte, sondern ihn
offenbar auch noch vergötterte, erwartete ihn sicher eine weit harmonischere
Ehe, als seinem armen Vater je vergönnt gewesen war.
    Er sah allerdings nicht gerade
glücklich aus, als er ins Eßzimmer zurückkehrte. »Es war Henny Horsefall, Dad.
In der Zeitung hat etwas über einen ruinierten Stein auf seinem Grundstück
gestanden, so ganz habe ich es nicht verstanden, aber jetzt gibt es jedenfalls
Probleme mit Unbefugten, die von überall her auf die Farm strömen. Er hat die
Polizei gerufen, aber die will nicht kommen, also möchte er, daß du mit
Professor Shandy zur Farm fährst.«
    »Ein Stein, der ruiniert wurde?« fragte
Shandy. »Sind Sie sicher, daß er nicht Runenstein gesagt hat?«
    »Wahrscheinlich hat er das. Wieso?«
    »Auf seinem Grundstück gibt es einen
Runenstein. Der junge Cronkite Swope vom All-woechentlichen Gemeinde- und
Sprengel-Anzeyger hat ihn gestern wiederentdeckt, und der Onkel von
Präsident Svenson ist abends hingegangen und hat ihn sich angesehen.
Wahrscheinlich ist der Stein wirklich echt. Swope hat zweifellos etwas darüber
veröffentlicht, aber die Zeitung kommt sowieso erst morgen heraus.«
    »Nein, sie ist schon heute gekommen«,
sagte Laurie. »Kurz bevor Sie ankamen. Irgendein Junge kam auf einem Fahrrad
vorbeigeflitzt und hat sie wohl vor die Tür geworfen. Ich bin nach draußen
gegangen, als ich den Aufprall gehört habe, weil ich dachte, Sie wären
vielleicht etwas früher gekommen. Ich habe sie mir noch gar nicht angesehen.«
    »Wo ist sie denn? Rasch!«
    »Im Holzkasten.« Laurie fischte die
Zeitung aus der Kiste. »Fast hätte ich das Feuer damit angemacht.«
    »Gütiger Himmel! Die haben ein
Extrablatt herausgebracht!«
    Shandy starrte entgeistert auf das
sonst eher beschauliche kleine Wochenblatt. Letzter
Lumpkin Opfer von Wikingerfluch? stand in fetten Lettern auf der ersten
Seite. Löschkalk tötet Erben des
Lumpkin-Vermögens auf Horsefall-Farm. Das war noch nicht alles, aber
Shandy nahm sich nicht mehr die Zeit, weiterzulesen.
    »Los, Tim! Am besten, wir machen uns
sofort auf den Weg. Kommen Sie bitte auch mit, Roy.«
    »Und was ist mit uns?« verlangte Laurie
zu wissen. »Helen und ich bestehen auf Gleichberechtigung.«
    »Lieber nicht. Es handelt sich um die
Straße nach New Hampshire, und vermutlich kommen massenweise Betrunkene von
Gott weiß woher.«
    »Dann kann Daddy Arnes auch nicht — «
    »Daddy Arnes kann noch sehr gut eine
Mistgabel halten«, fauchte ihr Schwiegervater.
    »Wir könnten Öl heiß machen«, sagte
Helen. »Das ist doch die traditionelle Frauenrolle bei Invasionen, wenn ich
mich nicht irre. Los, Laurie, wir können sie zumindest hinfahren und das Auto
irgendwo in

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