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Ueberfall auf Skytown

Ueberfall auf Skytown

Titel: Ueberfall auf Skytown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beiden war die gleiche, tief sitzende Furcht zu erkennen, die Charity auch schon auf den Gesichtern der Leute draußen entdeckt hatte. Vielleicht war das auch gut so, wenigstens im Moment. Denn Charity hatte noch immer alle Hände voll damit zu tun, sich der angreifenden Wanzen zu erwehren. Gut die Hälfte der Biester war bereits tot, an ihrem Körperschild verbrannt oder unter den Treffern der Laserwaffe explodiert, aber der Rest setzte seinen Angriff hartnäckig fort. Der Generator in Charitys Gürtel brummte mittlerweile nicht mehr protestierend, sondern knatterte wie ein defekter Rührquirl, und die Laserschüsse, die sie in rascher Folge abgab, töteten nicht nur eine Wanze nach der anderen, sondern erfüllten den Raum auch mit immer unerträglicher werdender Hitze. Die toten Insekten verbrannten und schwängerten die Luft dabei zusätzlich mit fettigem, übelriechendem Qualm, der jeden Atemzug zur Qual werden ließ.  Es war die Hölle. Als Charity schon glaubte, nicht mehr länger durchhalten zu können, starb die letzte Wanze in einem grellen Feuerblitz, und der Angriff endete so abrupt, wie er begonnen hatte. Charity ließ erschöpft die Waffe sinken, taumelte zwei, drei Schritte zur Seite und schaltete mit einer kraftlosen Bewegung den Schildgenerator ab, bevor ihr das Ding um die Ohren fliegen oder ein Loch in ihre Hüfte brennen konnte. Blut lief über ihr Gesicht, und ihr Herz hämmerte, als wolle es jeden Augenblick zerspringen. Die Schwäche schlug wie eine Woge über ihr zusammen, so daß sie sich gegen die Wand sinken ließ und sekundenlang mit geschlossenen Augen dastand, bis die Dunkelheit hinter ihren Lidern endlich aufhörte, Purzelbäume zu schlagen. Als Charity die Augen aufschlug, blickte sie in zwei schreckensbleiche Gesichter, auf denen die Todesangst nicht schwächer geworden war, sondern nur eine andere Ursache bekommen hatte. Das Mädchen und der junge Mann – Charity überlegte einen Moment, ob er ihr Vater sein konnte, gelangte dann aber zu dem Schluß, daß er zu jung dazu war; außerdem gab es nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen ihnen – hatten sich schutzsuchend aneinandergedrängt und waren so weit vor ihr zurückgewichen, wie es nur ging. Charity stieß sich von der Wand ab, erinnerte sich aber dann an die Reaktion der Leute oben und blieb nach einem Schritt wieder stehen. »Du bist Melissa?« fragte sie. Das Mädchen – Charity schätzte ihr Alter auf vielleicht neun oder zehn Jahre, und so weit man dies unter all dem Schmutz und Blut auf ihrem Gesicht erkennen konnte, ähnelte es seiner Mutter wie eine perfekte, nur zwanzig Jahre jüngere Kopie – nickte, ohne etwas zu sagen, aber in die Angst in ihren Augen mischte sich ein Ausdruck sanfter Überraschung. »Und du?«  »Walter«, erwiderte der Mann zögernd. »Mein Name ist Walter.« Er sprach den Namen seltsam aus, nicht auf die Charity gewohnte Weise. Wie alle Menschen dieser neuen Erde sprach er Neu-Englisch, die von den Moroni in fünfzig Jahren Besatzungszeit aufoktroierte Einheitssprache, aber er hatte einen sonderbaren Akzent, der ein wenig an den Hartmanns erinnerte. Charity besann sich wieder darauf, daß sie nicht im heimatlichen Amerika war, sondern in einem Bereich Europas, der vor der Invasion der Sterneninsekten einmal Deutschland geheißen hatte. »Hör mir zu, Melissa«, sagte sie, so ruhig sie konnte. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Deine Mutter schickt mich, um dich zu holen.« »Meine Mutter?« Melissas Blick flackerte. Etwas wie eine verzweifelte Hoffnung erschien darin, aber Furcht und Mißtrauen wichen keineswegs. »Sie… sie ist am Leben?« »Sie und alle anderen«, antwortete Charity. Die meisten jedenfalls, korrigierte sie sich in Gedanken, hütete sich aber, das laut auszusprechen. »Sie sind am Leben, und sie bleiben am Leben. Und das werden wir auch. Aber dazu müssen wir hier heraus, und zwar schnell.« Sie wandte sich an Walter. »Waren das alle Wanzen, oder gibt es noch mehr?« »Viele«, antwortete Walter zögernd. »Unzählige. Die meisten sind weitergezogen, aber die hier haben uns weggeschleppt.« Nicht, daß diese Eröffnung Charity auf irgendeine Weise überraschte. Aber trotzdem war sie enttäuscht. Manchmal half es, sich selbst an eine Hoffnung zu klammern, von der man im Grunde ganz genau wußte, wie falsch sie ist. »Ein Grund mehr, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden«, seufzte sie. Sie machte einen weiteren Schritt auf Melissa und

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