Überfall im Hafen
weg.“
„Welcher Orden?“ fragte Ohnesorge.
„Er hing hier neben dem Safe an der
Wand. Sehen Sie den kleinen Nagel in der Vertäfelung? Dort hing er. Es handelt
sich um einen Ernestinischen Hausorden der sächsischen Herzogtümer, wurde 1833
gestiftet. Man trug dieses Großkreuz an der Schärpe. Es ist aus Gold und Email.
Otto — ich meine Dr. Weißberger — hat es auf einer Auktion erstanden. Für 2508
Mark.“
„Vielleicht hilft uns das weiter“,
meinte Ohnesorge.
„Es ist auch ein Foto davon da“, sagte
Oma — und öffnete eines der Schreibtischfächer. „Ja, hier.“
Sie zog das Foto aus einem Kuvert.
Tim und seine Freunde machten lange
Hälse.
„Naja“, meinte Klößchen, „ziemlich
sperriges Ding. Ich würde moderne Sticker ( Aufkleber ) vorziehen.“
Ohnesorges Leute sicherten die Spuren.
Aber der Rocker hatte sich nirgendwo
verewigt.
Um nicht mit den Zähnen zu knirschen,
schob Tim die Zunge dazwischen. Er war wütend — auf sich. Sie hatten die Chance
verbummelt. Um eine Falle aufzustellen, muß man eben rechtzeitig zur Stelle
sein.
Ohnesorge sagte, daß er sie nicht mehr
brauche. Die vier schoben ab — zu Omas Häuschen hinüber.
Gerade eben fuhr der Landrover ab.
Hermanns Freunde winkten. Sie waren
ziemlich lange geblieben, aber jetzt mußten sie heim.
Klößchens Vater stützte sich auf die
Gartenpforte und sah der TKKG-Bande entgegen.
Was sich drüben bei Weißberger ereignet
hatte, wußte er inzwischen. Doch ihn schienen andere Probleme zu beschäftigen.
Jedenfalls kerbten Sorgenfalten seine
Stirn, und er wirkte so nachdenklich, als hätte der siebenköpfige
Kakaobohnenkäfer eine ganze Ernte vernichtet.
„Um spätestens zehn Uhr morgen
vormittag fahren wir zu unserem Bootshaus“, teilte er mit. „Wer nicht
ausgeschlafen ist, wird seekrank. Also rechtzeitig ins Bett.“
„Rechtzeitig vor oder nach
Mitternacht?“ fragte Klößchen keß. „Wir sind nämlich kein bißchen müde. Auch
keine Kleinkinder mehr, Papa, die zwölf Stunden Schlaf brauchen. Nicht wahr,
Tim: Im Internat ist manchmal erst spätabends der richtige Rabatz?“
„Stimmt“, nickte Tim. „Richtig laut
wird es erst, wenn du schnarchst.“
Sauerlich lächelte, war aber mit den
Gedanken woanders. „Vielleicht sollten wir früher aufbrechen“, meinte er. „Ich
will nämlich, meinen... äh... alten Freund Heldt...“
Er stockte. Die Oma kam über die
Straße.
Der Kommissar hatte sie verabschiedet,
und Oma fing den Namen auf.
„Heldt? Was ist mit ihm, Hermann?“
„Ach, Theo, Jürgen und Detlef erwähnten
was. Achim Heldt ist sicherlich morgen vormittag in seinem Kontor am Hafen. Ja,
der tut dort auch sonntags rum, sogar am Pfingstsonntag. Ich will ihn was
fragen. Es wird nicht lange dauern.“ Phhhh..., machte Tim, weil Gabys
Ellbogenstoß ihn auf die kurzen Rippen traf.
Verblüfft sah er seine Freundin an.
Sie hatte eben gegen ihren Pony
gepustet, erwiderte den Blick und ließ für einen Moment einen verschwörerischen
Ausdruck über ihr Gesicht huschen.
Hah? dachte Tim. Na, sie wird’s schon
sagen.
„So, Kinder, in einer Stunde gibt es
Abendessen“, verkündete Oma. Mit spitzbübischem Lächeln fügte sie hinzu: „Du
kommst doch auch, Willi?“
„Wenn ich auf eine Mahlzeit verzichten
muß“, sagte Klößchen, „stirbt jedesmal ein Stück meiner Seele. Aber eine
lebendige Seele ist wichtig. Deshalb bin ich pünktlich am Tisch, mindestens
dreimal pro Tag.“
Oma lachte und fragte jeden nach seinen
Wünschen. Man einigte sich auf gefüllte Eierkuchen. Tim, dem Essen und Trinken
nicht wichtig ist, enthielt sich der Stimme.
Ihn interessierte, weshalb Gaby so
geheimnisvoll tat.
Am Ende des Gartens war aus weißen
Natursteinen eine muschelförmige Grotte angelegt. Wildrosen umrankten sie. Ein
Gartentisch für zwölf Personen wurde von Bänken umgeben.
Gaby führte die Jungs dorthin.
Man war außer Hörweite des Hauses.
„Ihr könnt mir glauben“, begann sie:
„Ich wollte nicht lauschen. Aber es ist ja manchmal ganz irre. Da sitzt man und
döst, und die skandalösesten Infos flattern einem in die Ohren.“
„Klingt vielversprechend“, sagte Tim.
„Und weiter?“
„Ich hörte zufällig, was die drei vom
Jacht-Club Willis Vater erzählt haben. Er hat versprochen, darüber zu
schweigen. Und natürlich werden und dürfen wir ihm nicht in den Rücken fallen.
Ist klar. Aber... Also, die Sache ist so...“
Sie erzählte.
Mich beißt die Kopflaus, dachte Tim.
Und ihm war, als
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