Überfall im Hafen
anmerken. Dieser Django glotzt ja schon her.
Er machte einen Bogen um das Trio und
hoffte, daß sein gekrümmter Weg nicht auffiel.
Es fiel auf.
Django hielt eine Bierdose in der Hand.
Er hatte seit gestern nur wenig geschlafen. Der geglückte Einbruch in die
Weißberger-Villa mußte gefeiert werden.
Viel war nicht mehr übrig von den 700
D-Mark. Aber der Hehler hatte die übrige Beute übernommen und wollte spätestens
morgen das Geld auf den Tisch legen.
Freilich — Django hatte nicht alles
abgeliefert. Von dem komischen Orden konnte er sich nicht trennen.
Big-Boss-Lametta hatte er das Großkreuz
getauft.
Bald wollte er es sichtbar an der Brust
tragen. Aber heute, so kurz nach dem Bruch (Einbruch) wäre das leichtsinnig
gewesen.
Deshalb hängte er sich das
Big-Boss-Lametta vorläufig an die Innenseite seiner Lederjacke.
Jetzt trank er den letzten Schluck aus
der Bierbüchse. Grinsend gewahrte er, wie Lotzke respektvoll auswich.
War das nicht dieser Typ aus der
Kneipe? Von neulich, als sie den Wirt aufgemischt hatten. Klar! Und wie der
geglotzt hatte. Als müßte er sich alles genau einprägen. War wohl ein Vertreter
— mit seinem Musterköfferchen.
Django nahm Schwung und warf die leere
Bierdose.
Dicht hinter Lotzke schlug sie auf,
hüpfte einmal und prallte gegen sein Bein.
Das war sicherlich kaum zu spüren.
Aber der Kerl erschrak heftig. Ein
komischer Sprung wie beim Sackhüpfen. Fast wäre er mit der Schuhspitze hängen
geblieben. Dann hastete er weiter, eilig und ohne sich umzublicken.
„Keinen Bock auf Bier, Klinkenputzer?“
rief Django.
Eddi und Skin hatten keuchend
innegehalten.
„O Mann!“ krächzte Eddi — was auch
immer das heißen sollte.
Skin hieb noch zweimal in die Luft.
„Heute bin ich so richtig in Fahrt“, meinte er. „Heute machen wir Zoff.“
Lotzke hatte die Kartons erreicht.
Er spürte, wie ihm kalter Schweiß über
die Rippen lief.
Dieses Dreckvolk! Gesindel! Einsperren
müßte man die. Aber es war ganz gewiß klüger, sich nicht mit ihnen einzulassen.
Er stellte sich hinter den
Pappkarton-Stapel.
Einmal luchste er hervor.
Gott sei Dank! Die blieben dort, boxten
wieder und johlten.
Er wischte sich Schweiß von der Stirn.
Wann kam die Hafenfähre? Fuhr denn sonst
niemand mit? Nee, heute war hier wenig Betrieb. Bei dem Wetter drängte alles
ins Grüne hinaus; oder man saß beim Frühschoppen im Biergarten.
Lotzke wartete. Dann und wann hörte er
das grelle Gelächter der Rocker-Typen.
10. Mordauftrag
Sie schliefen wie die Murmeltiere. Das
geht auch in fremden Betten.
Tim wurde als erster wach. Im Haus war
noch Stille. Im Garten lag der Morgentau auf Blättern und Blüten. Auch der
Rasen fühlte sich feucht an unter seinen nackten Sohlen.
Als Oma — ebenfalls Frühaufsteherin —
aus ihrem Badezimmerfenster blickte, traute sie ihren Augen nicht.
Tim hing in ihrem Kirschbaum an einem
der Äste.
„Guten Morgen, Oma Sauerlich!“ rief er
ihr zu.
„Morgen, Tim! Was machst du denn da?“
„Klimmzüge. Sonntags immer 100.
Natürlich in Raten.“
Er ließ sich fallen, federte auf dem
Rasen und machte Hocksprünge wie ein Känguruh, bis ihm die Luft knapp wurde.
„Toll!“ rief Oma. „Das muß ich auch mal
probieren.“
Lieber nicht! dachte Tim.
„Trinkst du Kaffee oder Tee?“
„Ist mir egal. Vor allem viel fette
Milch und ganz grobes Vollkornbrot — wenn möglich. Ansonsten bin ich genügsamer
als Willi.“
Sie frühstückten zu sechst.
Gaby hatte sich einen Pferdeschwanz
gebunden. Sie befürchtete Seebrisen. Zumindest Fahrtwind im offenen Motorboot.
Klößchen hätte gern bis Mittag
getäfelt. Oma servierte, was Küche und Keller bot; und das war üppig wie damals
am russischen Zarenhof.
Sauerlich unterband den Appetit seines
Stammhalters, indem er zum Aufbruch trieb.
Karl hatte Sonnengläser auf seine
Brille gesteckt. Von weitem wirkte er finster. Aus der Nähe war er immer noch
derselbe — etwas linkisch mit seiner staksigen Gestalt, aber hellwach im
Oberstübchen.
Also zu Heldt will er, dachte Tim.
Gemeint war Klößchens Vater. Ob der Hausmittel-Hersteller auch diesmal erpreßt
wird? Oder weiß der Ganove inzwischen, daß es nur drei Brandstifter gibt — daß
der vierte rechtzeitig zur Einsicht kam. Wohl kaum. Und überhaupt: Was nützt Heldt
das — wenn er jetzt genauso bestraft wird. Eigentlich könnte er zur Polizei
gehen. Zu befürchten hat er nichts. Doch nein, er zahlt. Zwar nur 14 000. Aber
für seine Verhältnisse
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