Überfall im Hafen
denn an? Der Weinkeller ist wie immer gefüllt.
Und Bier ist auch da. Obwohl ich ja selbst gar nichts trinke. Aber es muß da
sein für Gäste.“
„Irgendwas. Darauf kommt es nicht an“,
meinte Hermann. Dann wandte er sich an die TKKG-Bande. „Die drei, die gleich
kommen — also, wir waren Jugendfreunde. Und das Gefühl der Verbundenheit hat
sich über die Jahre erhalten. Nur damit ihr die Namen wißt. Es sind Theo
Leihböckel, Jürgen Zacharetzki und Detlef von Senkl.“
Tim grinste. „Der Spaßvogel, der
Verspäter und der Rechts-und-links-Verwechsler.“
Klößchens Vater blickte erstaunt.
„Woher... Ah, wir haben ja vorhin schon über sie gesprochen. Und du hast
aufgepaßt.“
„Ein bißchen.“
„Tim paßt immer auf“, sagte Klößchen.
„Sogar im Unterricht. Er denkt, ihm könnte was entgehen.“
„Zuhören ist besser als abschalten“,
meinte Tim. „Man erfährt Neuigkeiten, sogar wissenschaftliche. Um sie sich
endgültig einzuverleiben, braucht man später nur die halbe Zeit.“
„Ich verleibe mir Schoko ein“, lachte
Klößchen — und zog eine frische Tafel aus der Tasche.
Oma erkundigte sich nach dem
Krähengrab.
Tim erklärte dann beiläufig, daß die
TKKG-Bande sich nachher ein bißchen die Beine vertreten wolle — im angrenzenden
Wald oder fußläufig stadtwärts.
Hermann ging in den Keller, um für
seine Freunde den richtigen Wein auszuwählen.
Tim spähte durch die breite Glasfront
der Terrasse in den Garten hinaus. Wie schnell der Tag verging. Es war später
Nachmittag, aber immer noch hell.
Zu früh für den Einbrecher. Der würde
bestimmt warten, bis die Dunkelheit ihn schützte.
*
Was das betraf, irrte sich Tim.
Django Müller zögerte nicht gern, wenn
fette Beute greifbar nahe war.
Es lief ja alles in seinem Sinn, wovon
er sich — aus sicherer Entfernung — überzeugt hatte.
Vier Jugendliche hatten die Krähe
gefunden; einer — der Älteste, offenbar — schaltete die Alarmanlage ab.
Die beiden Bullen, die dann antanzten,
hatten einmal die Runde ums Haus gemacht und sich achselzuckend verzupft.
Worauf also noch warten?
Er schlich los.
Es war heiß. Schweiß lief ihm über das
grobe Gesicht.
Nachdem er eingestiegen war, schloß er
Fenster und Gardine.
Eine halbe Stunde gönnte er sich dann,
um das Haus zu durchwühlen.
Er fand Geld — aber nur 700 D-Mark — ,
goldene Manschettenknöpfe und eine mit Brillanten besetzte Krawattennadel. Nach
der Goldmünzensammlung suchte er vergebens.
Verdammt! Hatte Weißberger das teure
Zeug einem Bank-Safe übergeben?
In eine Tasche, die er mitgehen ließ,
stopfte Django ein Dutzend Kunstgegenstände. Wie wertvoll die waren, wußte er
nicht. Sein Hehler würde ihn ohnehin betrügen. Aber das war nun mal das
traurige Los aller ungebildeten Einbrecher.
Deshalb in der Volkshochschule einen
Kurs für Kunstliebhaber zu belegen — dazu konnte er sich nicht entschließen.
Schwer bepackt, wollte er die Villa
verlassen, als sein Blick auf das seltsame Gebilde fiel.
Es hing im Terrassenzimmer an der
holzgetäfelten Wand. Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als Orden: oben mit
verschnörkelter Krone, darunter ein Stern mit acht Spitzen, den in der Mitte
das Emaillebildnis eines Big Bosses der mittelfernen Vergangenheit schmückte.
Unter diesen Big Bossen verstand Django
sowohl Kaiser als auch Könige, Herzöge und Grafen.
Plunder! Sicherlich. Oder?
Er wandte sich ab.
Ein Geräusch auf der Terrasse ließ ihn
zusammenzucken.
Aber es war nur eine streunende Katze,
die auf einen Gartentisch sprang.
Django vergaß den Orden, kletterte
durchs Fenster hinaus und stahl sich davon — zur Rückfront.
Der Wald nahm ihn auf. Es war schattig
unter den Bäumen. Die Singvögel schmetterten ihre Abendlieder.
Django stiefelte los. Sein Motorrad
parkte etwa anderthalb Kilometer entfernt: in einer Schneise, von der es nicht
weit war zur Straße.
Als er den Weg etwa zur Hälfte
zurückgelegt hatte, fiel ihm der Orden wieder ein.
Wieso hing der an der Wand - wie ein
Gemälde? Der goldene Stern — war das etwa echt Gold? Und die Krone auch?
Vielleicht also doch was Wertvolles — eine Seltenheit, bei deren Anblick der Hehler
in die Hände klatscht?
Jetzt ärgerte er sich, daß er den Orden
nicht mitgenommen hatte. Aber das ließ sich ja ändern.
Er kehrte um.
Die Tasche mit der Beute legte er unter
einen Busch.
Mit der gleichen Vorsicht wie vorhin
näherte er sich dann der Terrasse.
Verblüfft blieb er stehen. Er
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