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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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Sommerkurs gedacht, zu dem Kinder aus ärmeren Stadtvierteln an die Schule gekommen sind.
     Einiges ist an die Lehrer gegangen. In diesem Jahr haben sie für 3 000 Dollar ein Computerterminal angeschafft und es in einen
     kleinen Raum gestellt, den wir dann in Besitz genommen haben. Es war eine ganz erstaunliche Sache.«
    Natürlich war es erstaunlich, denn man schrieb das Jahr 1968. Damals hatten die wenigsten Universitäten einen Computerclub.
     Noch erstaunlicher war der Computer selbst, den die Mütter von |50| Lakeside anschafften. Die Kinder mussten nicht wie überall sonst im Land mühsam mit Lochkarten programmieren lernen. Stattdessen
     wurde ein sogenannter ASR-33 Teletype installiert, ein Mehrbenutzerterminal, das direkt mit einem Mainframe-Computer im Zentrum
     von Seattle in Verbindung stand. »Multiusersysteme waren erst 1965 erfunden worden«, erzählt Gates weiter. »Da hat jemand
     wirklichen Weitblick bewiesen.« Bill Joy bekam außergewöhnlich früh eine Chance, als Student im Jahr 1971 an der Universität
     auf einem Mehrbenutzersystem programmieren zu lernen. Bill Gates fing schon 1968 als Achtklässler in der Schule damit an.
    Von diesem Moment an lebte Bill Gates im Computerraum. Er und einige seiner Mitschüler brachten sich selbst den Umgang mit
     dem seltsamen Gerät bei. Die Arbeitszeit auf dem Mainframe-Computer, mit dem das Terminal verbunden war, war natürlich selbst
     für eine reiche Schule wie Lakeside eine teure Angelegenheit, und es dauerte nicht lange, bis die 3 000 Dollar aufgebraucht
     waren, die die Mütter gestiftet hatten. Die Eltern spendeten mehr Geld, und die Kinder gaben es aus. Dann gründeten Programmierer
     der University of Washington eine Firma namens Computer Centre Corporation (oder C-Cubed), die Rechenzeit an Unternehmen der
     Region vermietete. Wie das Glück es so wollte, besuchte der Sohn der Mitbegründerin Monique Rona ebenfalls Lakeside, einen
     Jahrgang über Bill Gates. Rona bot dem Computerclub an, sie könnten an den Wochenenden neue Programme des Unternehmens testen
     und bekämen im Gegenzug kostenlose Rechenzeit. Also fuhr Gates nach der Schule mit dem Bus in das Büro des Unternehmens und
     programmierte dort bis spätabends.
    C-Cubed meldete schließlich Konkurs an, also lungerten Gates und seine Freunde nun im Computerzentrum der University of Washington
     herum. Es dauerte nicht lange, und sie hängten sich an ein Unternehmen namens ISI (Information Sciences Inc.) dran, das sie
     kostenlos an seinen Rechnern arbeiten ließ, wenn sie als Gegenleistung ein Programm zur Automatisierung der Gehaltsbuchhaltung |51| entwickelten. Im Jahr 1971 kamen Bill Gates und seine Freunde auf 1 575 Stunden Rechenzeit auf dem Mainframe-Computer von
     ISI – das sind im Durchschnitt acht Stunden pro Tag, sieben Tage pro Woche.
    »Ich war wie besessen«, erzählt Gates von seinen ersten Jahren auf der High School. »Ich habe den Sportunterricht geschwänzt.
     Ich bin abends hingegangen. Wir haben an den Wochenenden programmiert. Meistens haben wir zwischen 20 und 30 Stunden pro Woche
     an den Rechnern gesessen. Einmal haben Paul Allen und ich eine Menge Ärger bekommen, weil wir Passwörter geklaut und das System
     zum Absturz gebracht hatten. Sie haben uns rausgeworfen und wir konnten den ganzen Sommer über nicht programmieren. Damals
     war ich 15 oder 16. Dann hat Paul einen Computer an der University of Washington gefunden, den wir kostenlos benutzen konnten.
     Die Mediziner und die Physiker hatten Rechner. Die waren 24 Stunden in Betrieb, aber zwischen drei und sechs Uhr morgens hat
     sie keiner benutzt.« Gates lacht. »Ich bin mitten in der Nacht aufgestanden und zur Universität gelaufen, oder ich habe den
     Bus genommen. Deswegen bekommt die University of Washington heute großzügige Spenden von mir, weil sie mich so viel Rechenzeit
     hat stehlen lassen.« Jahre später erinnerte sich Bills Mutter: »Und wir haben uns immer gewundert, warum er morgens nicht
     aus dem Bett gekommen ist.«
    Dann erhielt Bud Pembroke, einer der Gründer von ISI, einen Anruf des Technologiekonzerns TRW, der gerade den Auftrag erhalten
     hatte, ein Computersystem für das Kraftwerk Bonneville im Süden des Bundesstaates Washington zu erstellen. TRW suchte händeringend
     nach Programmierern, die sich mit der Software auskannten, die das Kraftwerk verwendete. In diesen Pioniertagen der Computerrevolution
     gab es kaum Programmierer mit derartigen Spezialkenntnissen. Doch

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