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Uebergebt sie den Flammen

Uebergebt sie den Flammen

Titel: Uebergebt sie den Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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der Öffentlichkeit wirst du eine Buße von zwei Gulden in die Kasse der Burse zahlen. Ich erwarte dich morgen vor der Disputation.« Magister Arnoldus von Wesel gab Johann frei und kehrte in den Raum zurück.
    Mehr nicht? Zwei Gulden waren viel Geld, mehr als Johann in einer Woche zur Verfügung stand, und doch so wenig, verglichen mit den Qualen eines Verhörs, mit dem Scheiterhaufen!
    Johann taumelte in seine Kammer, lehnte sich mit dem Rücken an die dünne Brettertür und gab der Schwäche nach. Während er langsam zu Boden rutschte, glaubte er in einen Sumpf gezogen zu werden. Die Strafgulden konnten nur der Anfang sein. Arnoldus würde ihn nicht den Gewaltdienern übergeben, die Ehre der theologischen Fakultät durfte nicht beschmutzt werden. Nein, er würde die Zulassung zur Prüfung im nächsten Jahr verhindern, ohne Abschluss sollte Johann die Universität verlassen!
    Ratlos legte er die Stirn auf seine Knie. Freunde hatte er in Köln nicht. Zu Hause? Nein, der Jugendfreund hatte ein Handwerk erlernt, und Johann war mit Hilfe des Pfarrers von Bottrop auf eine Lateinschule geschickt worden, die Wege der Freunde hatten sich getrennt.
    »Ich will studieren und Geistlicher werden!« Dieses Ziel wurde sein Freund und blieb sein einziger, ihm vertraute er, arbeitete unermüdlich, um sich des neuen Freundes würdig zu erweisen. Alles, was um ihn herum geschah, wies er von sich, er lernte nach den Buchstaben seiner Bücher, nach den Vorschriften. Heute hatte er zum ersten Mal gegen sein Ziel, seine Grundsätze verstoßen, und nie war es so leer in ihm geworden.
    Auch den Spott der Mitstudenten hatte er ertragen, hatte sich mit Leistung bewiesen.
    Diese Vornehmen, diese kleinen Herren aus den reichen Elternhäusern! Sie nannten sich selbst die Nobiles und hielten sich die ärmeren Studenten als Diener, ließen sich von ihnen die Schuhe putzen, die Bücher in die Vorlesungen tragen, manchmal spendierten sie ihnen großzügig ein Glas Wein, ließen die Diener nach den Huren fragen, sich die Betten machen. Die Nobiles entlohnten ihre Diener, und so konnten die Pauperes ihr ärmliches Studentenleben führen.
    »Nie werde ich ein Knecht!« Johann hatte gespart, verprasste kein Geld in den Wirtshäusern, nie ließ er sich auf ein Kartenspiel ein. Wie oft hatten die feinen Herren versucht, ihn zu überreden. Sie wollten ihn ausplündern, um ihn endlich in den untersten Rang der Studenten zu drücken, sie wollten aus Johann einen gefügigen Diener machen. Unerschütterlich hatte er an seinem Ziel festgehalten, fühlte sich unverwundbar. Bis heute!
    Johann hob den Kopf, starrte zum Stehpult und seinen Büchern hinüber. »Was soll ich denn tun?« Er öffnete die Hände, sah sie ohne Haut.
    Vorhin, als sie seine Kutte auseinander zogen, hatte er zum ersten Mal wieder Ohnmacht und Scham gefühlt, dieses Entsetzen, das ihn damals am Tag seiner Deposition verschlungen hatte. Deposition, nur das wohlklingende Wort für die grausame Prozedur der Taufe, mit der ein Neuling in die Studentenschaft aufgenommen wurde. Nie hatte Johann geglaubt, dass er so abgrundtiefe Schmach und Demütigung hätte ertragen können.
    Aus dem offenen Fleisch seiner Handflächen grinste ihm das Gesicht dieses Kari entgegen, des Zeremonienmeisters. »Was willst du für die Taufe bezahlen?«
    »Vier Gulden, mehr besitze ich nicht.«
    »Du lügst. Aber wir werden dich lehren. Bei so wenig Lohn darfst du keine Gnade erwarten. Ohne Geld gibt es keine Vergebung.«
    Die beiden Helfer stülpten ihm eine Tierfratze über, Widderhörner und lange Hauer eines Ebers, nur die Augen und der Mund lagen frei. Gestoßen, gedreht und gezogen bis zum Marsilstein, umringt von einer tänzelnden Horde maskierter Studenten. »Eine Kerze für das Grab des Aristoteles!« Johann opferte und glaubte immer noch an ein Spiel.
    Der Studienraum der Montanerburse war ausgeräumt bis auf den Tisch in der Mitte, Marterinstrumente, nur noch der Zeremonienmeister, seine Helfer und Johann. Das Rad der Tortur begann sich zu drehen. Sie berochen ihn, ekelten sich und rissen seinen Mund auf, stopften ihn mit Pillen und schütteten Jauche nach. Schlucken, um nicht zu ersticken, Johann fiel auf den Rücken. Die Säge! Sie trennten die Hörner ab. Die Zange für die Hauer des Ebers. Das Schleifrad, und die Stümpfe verschwanden. Sie drehten weiter, in die Maske hinein bis in die Haut. Blut, und Kari feixte, beschmierte die Wunde mit stinkender Ochsensalbe. Der Bohrer. Der Tisch. Sie warfen Johann

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