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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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 Kreiderinder, die Annabelle den Weg in den Keller weisen. Schraub das Lüftungsgitter lose und versteck das Seil. Auch wenn die Rinder zum Streckenschluss künstlerisch weniger anspruchsvoll werden aus Zeitgründen, so werden sie meine Freundin doch sicher zur Weinprobe lotsen.

Noch 2  Wachblöcke
    Hab nicht geschlafen, weil ich so nervös bin, denn wenn ich jetzt was vergesse, dann kann ich nichts mehr korrigieren, dann ist es nicht da.
    Die Rucksäcke liegen gefüllt im Wurmwagen. Muss aufpassen, dass Flik ihn nicht sieht, bevor die Türen zu sind. Schau n-tv für eine halbe Stunde, sie tun so, als wäre nichts und wurden vermutlich angewiesen dazu. Als ich mich nach dem Duschen abtrockne, merke ich, dass ich gerade schon geduscht haben muss, denn das Handtuch ist nass. Verdammte Müdigkeit. Nehm noch eine rote Pille zur Sicherheit und merke, wie ich langsam zurückkomme.
    Ich denke sogar an die Kamera und schreib eine SMS an Manni, dass er sie mitbringen soll zur Weinprobe. Nach wenigen Minuten erhalte ich ein » Mal schauen «.
    Und dann steht plötzlich Lala im Raum und behauptet, dass heute Putztag sei.
    »Was ist für komische Militär-Kinderwagen in Flur?«
    »Das ist eine Überraschung!«
    »Ahhh … musst du mir sagen für wen!«
    »Einen Scheiß muss ich!«
    Sauer verschwindet Lala in meinem Arbeitszimmer. An einem Donnerstag, das weiß ich ganz genau, war sie noch nie hier.

Beförderungsbedingungen
    Noch 1  Wachblock
    Warum Trulli mit in den Weinkeller kommt? Ganz einfach: In meiner Angstformel ist sie der einzige Indikator, den ich mitnehmen kann, der Indikator to Go, sozusagen. Sollte sich die Lage verändern in der Welt – mein Magnetrind wird es anzeigen. Natürlich ist Trulli auch eine Versicherung für den Fall, dass meine Freunde mir nicht glauben. In einem solchen Fall deute ich auf das schiefe Rind, und sie werden ehrfürchtig schweigen.
    Erleichtert stelle ich fest, dass es sich mit dem Magnetrind-Transfer so verhält, wie mit dem Ich-klaue-mal-ein-Schlauchboot-aus-dem-Kaufhaus-Klassiker: Je größer und dreister eine Sache ist, je offensichtlicher man etwas klaut, desto weniger kann es falsch sein oder nicht genehmigt, und wenn ich so recht drüber nachdenke – ich selbst würde vermutlich auch an einen Dreh von RTL denken oder an einen Protest gegen Tiertransporte, wenn ich einen Mann mit einem weißen Rind in die Straßenbahn steigen sehen würde. Und genau das steht über meiner Unterschriftenliste: FÜR ARTGERECHTE TIERTRANSPORTE !, die ich verteile: Länger als fünf Stationen sollte kein Rind der Welt jemals fahren müssen! Ich bekomme positives Feedback auf die Aktion und mehr Unterschriften als gedacht, auch wenn mir der ein oder andere mein Rind zu neiden scheint, weil er sich zwar auf den 21  . 12 . vorbereitet hat, aber natürlich an kein Rind gedacht.
    Für einen Augenblick wünsche ich mir, Paula könnte mich sehen, bestimmt wäre sie stolz auf mich, doch die macht sich in diesem Augenblick sicher für die Weinprobe fertig. Der überraschend zugestiegene KVB -Kontrolleur in blauer Uniform mit roter Mütze ist mir leider nicht ganz so positiv gesonnen. Nachdem es ihm für eine ganze Weile die Sprache verschlagen hat, sagt er, dass Trulli und ich die Bahn sofort verlassen müssten, um auf die Polizei zu warten.
    Ich lache. »Auf die Polizei warten. Heute! Die wird anderes zu tun haben!«
    Ich bin froh, dass keiner der anderen Fahrgäste Partei gegen mich ergreift.
    »Sie können doch kein Rind mit in die Bahn nehmen!«
    »Dann schauen Sie doch einfach mal auf auf die KVB -Webseite!«, protestiere ich.
    »Und was soll da stehen?«, schnoddert es zurück.
    »Rinder bis einschließlich fünf Jahre fahren kostenlos; sechs- bis einschließlich vierzehnjährige zum Rindertarif.«
    »Kinder! Nicht Rinder!«, stöhnt der Kontrolleur, und von hinten ruft jemand im Scherz: »Köln ist echt so rinderfeindlich!«
    Da der Kontrolleur keinen Humor hat, muss ich ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen und halte ihm meinen Computerausdruck vor die Nase.
    »Lesen Sie!«
    Unwirsch drückt er das Blatt zur Seite. »Ich les doch hier nix vor. Was ist das?«
    »Die Beförderungsbedingungen des Nahverkehr NRW . Gültig ab 1 .  8 .  2012 .«
    »Schön!«
    »Ja, schön und zwar für mein Rind und mich, denn offensichtlich sind Sie nicht wirklich mit Punkt  9 . 3 vertraut.«
    »Und was soll da stehen?«
    Ich blättere um und lese den Punkt laut und deutlich vor: »Fahrgäste können Tiere

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