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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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unentgeltlich mitnehmen, wenn dadurch die Sicherheit und Ordnung des Betriebes nicht gefährdet ist und andere Fahrgäste nicht belästigt werden.«
    Es ist still geworden im Wagen, die Blicke der Fahrgäste sind auf mich gerichtet.
    »Hat Trulli irgendwo hingekackt?«, rufe ich in den Wagen und sehe nur schüttelnde Köpfe.
    »Hat Trulli euch sonst irgendwie belästigt, blöd angeschaut zum Beispiel?«
    »Nein!«, rufen einige, der Rest schüttelt amüsiert den Kopf.
    »Na also!«, verhöhne ich den sprachlosen KVB -Menschen, schiebe ihm die gefalteten Beförderungsbedingungen quer ins Hemd und schaue nach draußen. »Dann machen Sie hier mal nicht so ’ne Welle. So, Oskar-Jäger-Straße, Trulli, wir müssen raus!«

Der kleine Mann kommt nicht mehr
    Übernacht, 20  Uhr  27
    »Wer von Ihnen glaubt denn, dass er in den Himmel kommt?«, fragt der Zwerg augenzwinkernd, und zum ersten Mal seit Minuten bin ich geistig wieder bei der Veranstaltung. Ja, der Zwerg moderiert den Abend und nicht die Sommelière, weil die kurzfristig in die Provence musste. Eine saublöde Ausrede. Es ist ja offensichtlich, was sie sich gedacht haben: Dieser Peters hat ohnehin keinen blassen Schimmer von Wein, da nehmen wir den dusseligen Zwerg, der ist billiger. Am Ende ist es aber besser für mich, denn viel lieber sperre ich den Verkäufer ein, als eine mir unbekannte Dame. Ich schaue auf meine Plastikuhr aus dem Armee-Shop. Wie geplant dreht sich der Bordeaux in der Mikrowelle der Vorbereitungsküche. Wann genau sie in die Luft fliegt, kann ich freilich nur ahnen. Bei Hoëcker und Boning waren es so um die 15  Minuten, glaube ich.
    »Hey, Spaßpräsident, ob du in den Himmel kommst?!«, ruft mir Phil quer über den Tisch zu, und alle bis auf den dicken Flik und Daniela lachen.
    »Kommt garantiert nicht in den Himmel …«, nuschelt Ditters.
    Warte nur ab, Brillenhobbit, warte nur ab, denke ich mir und luge wieder auf die Uhr. Fünf Minuten ist sie schon drin, die Flasche. Zehn Minuten noch, bis mir das Zerbersten eines 2006 er Châteaux Mouton Rothschild das Signal gibt, Keller und Freunde mit meiner Liebe zu fluten. Oder nur noch zehn Sekunden? Nervös presse ich meine Zähne aufeinander. Genau das ist es, was mich so wahnsinnig macht in diesem Augenblick, dass ich diesen wichtigen Moment ebenso wenig unter Kontrolle habe, wie meine Gäste, denn dass der Zwerg hier ist statt der Sommelière ist nicht die einzige Überraschung des Abends. Für einen kurzen Augenblick wage ich es aufzuschauen und blicke auf einen schwarzhaarigen Südländer, der mir in seinem fein karierten Businesshemd und dunklen Sakko gegenübersitzt und nervös auf sein Blackberry starrt: Kosmás Nikifóros Sarantakos. Als er mit seiner mangelernährten Botoxblondine hier aufgeschlagen ist, bin ich fast aus den Latschen gekippt. Er aber auch.
    Sarantakos’ Verbindung zu Phil hatte ich längst verdrängt. Erst als Phil ihn mit »Hey, Kosmás, alter Pleitegeier!« begrüßt hat, ist mir wieder eingefallen, dass er eine Empfehlung von Phil war. Der Gedanke, dass ich gleich ihn und seine seltsame Ehefrau mit ihrer funkelnden Chloé-Handtasche retten werde, statt meine eigene Freundin, ist einfach nur unerträglich.
    Ich drehe mich nach rechts und schaue hinein in den inzwischen verlassenen Weinkeller in der vagen Hoffnung, Annabelle könnte in letzter Sekunde doch noch dazukommen. Doch da ist keine Annabelle.
    Dafür ist Lala gekommen. Sie muss was entdeckt haben in unserer Wohnung, vor Tagen schon, da bin ich mir ganz sicher. Vielleicht hat sie auch ganz einfach nur die Einladungsmail auf meinem Laptop gelesen, ich weiß es nicht. Ihre Erklärung jedenfalls – »Einladung von andere, großzügige Putzstelle mit Herz statt Geiz« – nehme ich ihr nicht ab. Immerhin – im Gegensatz zum nervös wirkenden Sarantakos sieht Lala ebenso zufrieden aus wie der Zwerg, der gerade am Kopfende der schweren Holztafel sein Weinglas schwenkt.
    »Ein Graacher Himmelreich Pinot Noir von Markus Molitor!«, verkündet der Weinzwerg und schnuppert begeistert an seinem Glas, »sollte die Welt heute tatsächlich untergehen, würde ich vorschlagen, dass wir eine Extra-Flasche mit zur Himmelspforte nehmen, um Petrus zu bestechen!«
    »Simon vielleicht besser ’ne Kiste nach der letzten Woche!«, ruft Manni. Ja ja, macht euch nur alle lustig über mich wegen der letzten Woche, ihr werdet schon noch sehen. Und wieder zieht es meinen Blick auf die Uhr. Zehn Minuten dreht sich der Wein nun

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