Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Vaters abgeholt. Das einzige, was noch fehlt, sind genügend Gläser.
Könnten Sie ihnen noch ein paar leihen? Ich habe ihnen schon die aus dem
Ferienhaus mitgegeben, weil ich darauf vertraue, daß sie heil bleiben .«
»Natürlich können sie Gläser
von mir haben«, stimmte ich sofort zu. »Und wie sieht’s mit Getränken aus ?«
»Ebenfalls schon bestellt.
Lester läßt ein Faß Bier bringen, aber er hat zur Bedingung gemacht, daß keine
harten Sachen getrunken werden. Ich spendiere einen Fruchtpunsch, der gut
schmeckt, aber kaum Alkohol enthält. Es wird also auf keinen Fall zu wüsten
Orgien kommen .«
»Kann ich nicht noch irgendwas
tun ?«
»Aber Sie tun doch schon genug!
Sie und Paul haben das Partylokal zur Verfügung gestellt und helfen immer
wieder mit Kleinigkeiten aus — zum Beispiel mit Gläsern. Frank lobt Sie in den
höchsten Tönen. Er findet es prima, daß Sie niemals Fragen stellen oder wegen
Kleinigkeiten Theater machen .«
»Ich habe Vertrauen zu den
jungen Leuten«, antwortete ich einfach. »Paul übrigens auch. Er hat nichts
dagegen, daß sie Heuballen als Sitzgelegenheiten verwenden, und stellt ihnen
noch zwei Infrarotstrahler hinein, damit sie’s warm haben. Das ist nicht ganz
ungefährlich, aber er verläßt sich eben darauf, daß die Gäste keinen Brand
verursachen .«
Am Nachmittag vor der großen
Party durften Paul und ich gemeinsam mit den Woodfords den zu einem Dschungel
umgestalteten Wollschuppen besichtigen. Die Dekoration war trotz einfachster
Mittel sehr wirkungsvoll. Falls das Essen und die Getränke das hielten, was der
äußere Rahmen versprach, mußte die Party ein voller Erfolg werden. Frank und
Annette freuten sich sichtlich über unsere anerkennenden Worte, mit denen
besonders Lester Woodford nicht sparte. Mir fiel auf, wie nachdenklich Annette
die beiden beobachtete; wahrscheinlich verglich sie Woodford im stillen mit
ihrem unmöglichen Vater.
Wir hatten beschlossen, den
jungen Leuten anzubieten, sie könnten bei uns schlafen, statt nachts auf
schmalen, kurvenreichen Straßen heimfahren zu müssen. Die meisten von ihnen
hatten höflich angerufen und sich im voraus bedankt. Wir hatten sie bei dieser
Gelegenheit gebeten, ihre Schlafsäcke mitzubringen, und erwähnt, daß die
Mädchen bei uns im Haus schlafen würden, während die Jungen mit dem
Wollschuppen vorlieb nehmen mußten. Als ich Frank von dieser Bestimmung
erzählte, grinste er, beherrschte sich aber und antwortete ernsthaft: »Vielen
Dank, Mrs. Russell. Ich nehme an, daß alle Ihr freundliches Angebot annehmen
werden. Die Mädchen kommen dann leise zu Ihnen ins Haus, und wir anderen
bleiben hier, wo wir niemand stören .«
Tatsächlich wurden wir nachts
nicht gestört — der »Partyschuppen« war so weit von unserem Haus entfernt, daß
wir nicht einmal laute Musik hörten aber als ich am nächsten Morgen in unser
großes Wohnzimmer kam, sah ich dort ein knappes Dutzend in Schlafsäcke
vermummte Gestalten schlafen. Bei diesem Anblick war ich froh, daß die jungen
Gäste keine Bettwäsche gebraucht hatten. Das einzige, was sie vielleicht noch
erwarteten, war ein Frühstück.
Dieses Frühstück fand gegen elf
Uhr im Wollschuppen statt. Da die jungen Leute behaupteten, sie hätten noch
reichlich zu essen, nahm ich an, vom Vorabend sei viel übriggeblieben. Als sie
keine Anstalten machten, nach dem Frühstück aufzubrechen, wurde ich langsam
nervös, weil ich mir zwanzig oder mehr Gäste zum Mittagessen vorstellte. Aber
kurz vor ein Uhr kam Lester Woodford vorbei und beruhigte mich: »Keine Angst,
Frank und seine Freunde erwarten kein Mittagessen. Ich habe ihnen reichlich
Brot, Wurst, Käse und Butter hinübergebracht. Falls sie noch bleiben wollen,
müssen sie sich selbst versorgen. Ich habe ihnen gesagt, daß sie unsere Häuser
meiden sollen, weil wir heute nachmittag erst einmal ausschlafen müssen .«
»Eine wunderbare Ausrede! Was
haben sie dazu gesagt ?«
Woodford lachte. »>Wie
rührend, daß die Alten am nächsten Tag immer ausschlafen müssen !< hat eines der Mädchen verschlafen gemurmelt. Das ist
zwar keine sehr schmeichelhafte Bezeichnung, aber sie verschafft einem
wenigstens einen ungestörten Nachmittag .«
»Wann fahren sie eigentlich
nach Hause ?« fragte ich besorgt. »Dauern Partys immer
vierundzwanzig Stunden ?«
Er lachte wieder. »Doch, das
kommt vor, wenn’s wirklich gemütlich ist. Hier fehlt den jungen Leuten nichts —
sie haben den Wollschuppen für sich, und die Jungen sind
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