Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
durchzog.
Der Sergeant taumelte zurück, stürzte zu Boden und war unfähig, sich zu bewegen.
Mit angstgeweiteten Augen starrte er auf seinen Kollegen.
Innerhalb eines Augenblicks hatte sich ein Panzer aus schmutzigem, grauweißem Eis um ihn gebildet. Starr und regungslos stand er da, den Mund wie zu einem Schrei aufgerissen. Eine grauenhafte Statue des Schreckens. Das Gesicht des Polizisten wirkte eingefallen und bleich.
Der Sergeant zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass sein Kollege nicht mehr lebte.
Da war immer noch die Hand, die das Fußgelenk wie in einem Schraubstock festhielt.
Etwas wühlte sich aus der Erde heraus, ächzte, keuchte, stieß eigenartige unartikulierte Laute aus und schüttelte schließlich den dunkelbraunen, feuchten Mutterboden von sich.
Ein zweiter Eis-Zombie war an die Oberfläche gestiegen.
Der Sergeant lag bewegungsunfähig im feuchten Gras.
Er wollte schreien, stellte aber fest, da er nicht einmal das konnte.
Wie ein lebendiger Geist in einem toten Körper!
Der Gedanke erschreckte ihn.
Er fühlte eine unbeschreibliche Kälte in sich.
In diesem Moment verfluchte er die Tatsache, dass englische Polizisten normalerweise keine Waffen tragen.
Allerdings war er sich nicht sicher, ob ihm eine Schusswaffe hätte helfen können.
Das Blut in meine Adern... es gefriert!
Die Erkenntnis war ein Schock für den Sergeant.
Er glaubte zu spüren, wie sich jeder Milliliter seines Lebenssaftes in Eiskristalle verwandelte.
Nein! Das muss ein Alptraum sein... Ich werde erwachen und es wird nichts bleiben, als eine vage Erinnerung...
Es war eine verzweifelte Hoffnung.
Und mit jedem Augenblick, der verstrich, schwand sie um ein weiteres Stück.
Unerbittlich.
Der Sergeant registrierte nur am Rande, dass auch an anderen Stellen auf dem Oxton Street- Friedhof sich die Erde teilte und weitere Eis-Zombies der Tiefe entstiegen, um dann wie an Fäden gezogen über diesen entweihten Ort der ewigen Ruhe zu wanken.
Mit grenzenlosem Grauen sah der Sergeant dann einen düsteren Schatten über sich auftauchen.
Es war eine jener lebenden Leichen, die aus der Tiefe emporgekommen waren.
Das augenlose Gesicht senkte sich etwas.
Vielleicht war es die Karikatur eines Lächelns, was um die aufgesprungenen, bleichen Lippen herum spielte. Die Kreatur des Todes beugte sich mit ungeschickt wirkenden, ruckartigen Bewegungen nieder.
Die eisüberzogene Hand legte sich um die Kehle des Sergeants, während mit einem zischenden Laut eine Fontäne aus eisigem Nebel aus dem Mund des Zombies herausschoss.
Der letzte Rest an Lebensenergie, der noch in dem am Boden Liegenden vorhanden gewesen war, verflüchtigte sich.
"Ah!", kam es aus dem Mund der Kreatur heraus, deren Lippen sich nun auf groteske Weise verzogen.
*
Die Fotos, die ich auf dem Friedhof an der Oxton Street gemacht hatte, erwiesen sich als brauchbar. Und Jim erstellte mir die Abzüge in Rekordzeit. Ich hoffte, dass Tante Lizzy damit etwas anfangen konnte.
An diesem Tag gelang es mir, mich recht früh loszueisen.
Ich hatte noch jede Menge Überstunden abzufeiern und daher hatte Mr. Swann auch nichts dagegen, dass ich mich vergleichsweise früh auf den Weg nach Hause machte. Unterwegs versuchte ich per Handy Tante Lizzy anzurufen, aber in der Villa meldete sich niemand.
Ich machte einen Umweg über die Ladbroke Grove Road, wo Tom Hamilton seine Altbauwohnung in einem mehrstöckigen, gut restaurierten Haus hatte.
Im Radio hörte ich beiläufig, dass es auf Grund des Nebels schon fast ein Dutzend Unfälle im Gebiet von Greater London gegeben hatte.
Ich geriet in einen kleinen Stau und in der Ladbroke Grove Road brauchte ich eine geschlagene Viertelstunde, um einen Parkplatz zu finden, bei dem nicht die Gefahr bestand, dass mein 190er kurzerhand von städtischen Bediensteten abgeschleppt wurde.
Schließlich stand ich endlich vor Toms Wohnungstür.
Er öffnete mir. Und das charmante Lächeln um seine Lippen ließ mich beinahe sofort dahinschmelzen.
Der Blick seiner meergrünen Augen wirkte nach wie vor elektrisierend auf mich. Wir nahmen uns wortlos in die Arme und küssten uns.
"Wie ich sehe bist du ja inzwischen wieder ziemlich munter!", meinte ich schließlich atemlos, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
Er schloss die Wohnungstür hinter mir.
Dann zog er mich wieder an sich. "Hast du etwas anders erwartet?", lächelte er.
"Nun, um ehrlich zu sein..."
"Der Anblick einer so bezaubernden Frau hat meine Lebensgeister
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