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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vielarmiges, tentakelbewehrtes Geisterwesen Straße um Straße vorgearbeitet. In dicken Schwaden kroch er über den Boden. Ein paar große, etwas windschiefe Bäume überragten den Friedhof an der Oxton Street. Sie waren auf merkwürdige Weise verwachsen. Der Mittlere von ihnen war offenbar einmal vom Blitz getroffen worden. Die nahe Kapelle war nur als vager Schatten zu sehen.
    Schon auf den ersten Blick war zu sehen, was hier geschehen war.
    Die grauen Steine auf den Gräbern waren mit eigenartigen Zeichen bemalt worden. Zwei Steine hatten die Unbekannten Täter umgestoßen und aufeinandergeschichtet. Schwarzes, übelriechendes Pech war auf die hellen Steinplatten aufgetragen worden, mit denen die Wege gepflastert waren.
    Fackeln steckten im Boden.
    Ihre Schäfte waren mit Totenköpfen verziert. Die Position dieser Fackeln war keineswegs zufällig. Sie bildeten Pentagramme. Ich machte Aufnahmen von den beschmierten Grabsteinen. Manche dieser Zeichen glaubte ich bereits aus Hermann von Schlichtens ABSONDERLICHEN KULTEN zu kennen.
    Einer der Officers, den ich ansprach meinte, dass es sich bei den Tätern sicherlich um Jugendliche handelte.
    "Die machen sich einen besonderen Spaß aus solchen spiritistischen Ritualen", meinte er. "Also zu unserer Zeit war das Leben aufregend genug, so dass wir auf derartigen Nervenkitzel gut verzichten konnten!"
    Ich befragte ihn etwas genauer, stellte aber fest, dass er bislang so gut wie nichts herausgefunden hatte.
    "Wann ist das hier passiert?", fragte ich.
    "Tja, da beginnt schon der Expertenstreit. Der Friedhofswächter meint, letzte Nacht, aber inzwischen weiß ich, dass der gar nichts darüber sagen kann. Der lag nämlich betrunken zu Hause und hat auch heute Morgen seinen Dienst nicht angetreten. Deswegen ist die Sache auch so vergleichsweise spät gemeldet worden."
    Ein Wagen fuhr jetzt vor.
    Ich sah, wie ein Mann im offenen Trenchcoat ausstieg.
    Seine Gestalt war massig und wirkte irgendwie einschüchternd.
    Die Haare waren kurz und standen wie die Halme eines frisch geschnittenen Rasens steil nach oben.
    Ich kannte diesen Mann nur zu gut.
    Es war niemand anders, als Scotland Yard Inspector Gregory Barnes. In der Vergangenheit waren wir des öfteren ziemlich heftig aneinandergeraten. Natürlich entdeckte er mich sofort.
    Seine Mundwinkel fielen hinab, als er mich sah. Mit dynamisch wirkenden Schritten bewegte er sich auf mich zu.
    Was hat eigentlich Scotland Yard mit einer so - vergleichsweise - harmlosen Sache zu tun?, fragte ich mich.
    Die Uniformierten schienen sich dieselbe Frage zu stellen, sie machten etwas ratlose Gesichter.
    "Hallo, Miss Vanhelsing", murmelte Barnes, als er vor mir stehenblieb, sich breitbeinig aufbaute und die Arme vor der Brust verschränkte. "Ich kann mir denken, dass das eine Geschichte nach Ihrem Geschmack ist. Was werden Sie daraus machen?" Er grinste breit. "Vielleicht eine Überschrift wie TOTENGEISTER WERDEN JETZT LONDON HEIMSUCHEN..."
    "Bleiben wir doch sachlich, Mr. Barnes."
    "Aus Ihrem Mund klingt das irgendwie komisch", meinte Barnes und kicherte dann. Schließlich fuhr er fort: "Ich nehme an, Sie meinten das als Beitrag in der Sparte Humor. Leider haben Sie sich, was das betrifft, schon sehr dem Niveau ihrer Zeitung angepasst." Er zuckte die breiten Schultern. "Tut mir wirklich leid, Ihnen das sagen zu müssen!"
    Es tat ihm natürlich überhaupt nicht leid.
    Seine blitzenden Augen und das nicht zu unterdrückende Grinsen, das um seine Lippen herum spielte, straften ihn eindeutig Lügen.
    "Wieso ist dies hier ein Fall für Scotland Yard?", fragte ich etwas verständnislos.
    Barnes entblößte die Zähne.
    "Glücklicherweise brauche ich Ihnen auf diese Frage nicht zu antworten, Miss Vanhelsing."
    "Es gibt also einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen in der Cumberland Street und dem, was her geschehen ist." Es war eine trockene Feststellung, keine Frage, was da über meine Lippen kam.
    Sein Gesicht wurde dunkelrot, die Augenbrauen zogen sich zusammen.
    "Sie dürfen denken, was Sie wollen, Miss Vanhelsing. Aber unterstehen Sie sich, es auch zu schreiben!"
    "Wenn ich unrecht hätte, wären Sie nicht hier, Inspector Barnes!"
    Ich hatte ins Schwarze getroffen. Barnes öffnete halb den Mund, und ich erlebte einen der raren Momente, in denen dieser Mann sprachlos war. Ich versuchte charmant zu lächeln.
    "Na, kommen Sie", sagte ich. "Es ist doch eindeutig, dass hier ein okkultes Ritual stattgefunden hat..."
    "Ihr Spezialgebiet."
    "Eben!

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