Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
anders wirkten, als die Darstellungen in Angkor Wat oder Angkor Thom.
    Jim Field wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vor lauter Hitze konnte er kaum noch klar denken.
    Aber diese Gesichter ließen ihn stutzen.
    Nein, mit den von buddhistischer Gelassenheit geprägten Darstellungen, die er bislang gesehen hatte, waren diese Steingesichter nicht zu vergleichen...
    "Sollte hier nicht der Treffpunkt sein?", fragte er an Srei gewandt, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte.
    "Ja", flüsterte Srei. Dann stockte er, deutete auf den Boden. Ein Haufen von Gebeinen türmte sich dort auf. Totenschädel und menschliche Knochen. Dazu einige Kleidungsstücke und Waffen.
    "So etwas gibt es immer wieder hier zu sehen", erklärte er dann. "Das kommt noch vom Krieg... Dreißig Jahre lang wurde in diesem Land gekämpft..."
    Jim schüttelte den Kopf.
    "Nein", erwiderte er. "Die Waffen sind kein bisschen verrostet, die Kleidungsstücke wirken, als hätte sie jemand erst vor kurzem hier abgelegt..."
    Ein Schauder erfasste Jim.
    Er bemerkte, das Srei sich suchend umsah. Er kannte den Dolmetscher inzwischen gut genug, um zu erkennen, dass er Angst hatte...
    "Stimmt etwas nicht?", fragte Jim.
    "Hören Sie doch, Sir!"
    "Ich höre nichts..."
    Mit einem Schlag wurde Jim klar, dass es genau das war, was der andere gemeint haben musste. Es war kein Laut zu hören. Der Chor der Tierstimmen war wie auf ein geheimes Zeichen hin verstummt. Als ob die Geschöpfe des Waldes die Gefahr zu spüren vermochten...
    "Wir müssen weg hier", flüsterte Srei.
    "Aber warum?"
    "Schnell!"
    Ein brummendes Geräusch ließ den Kambodschaner zusammenzucken. Er stand mit angstgeweiteten Augen da, starrte in den dichten Dschungel.
    Das brummende Geräusch wurde lauter, drängender... Stampfende Schritte waren zu hören.
    "Mein Gott, was ist das?", flüsterte Jim. Srei rannte wie wahnsinnig, stolperte, verfing sich im dichten Gestrüpp und kämpfte sich mit der Kraft der Verzweiflung vorwärts. Dornen und Äste zerrissen seine Kleider und seine Haut. Er achtete nicht darauf. Furcht glänzte in seinen Augen.
    "Hey, was soll das!", rief Jim, aber in der nächsten Sekunde verschlug es ihm buchstäblich den Atem.
    Etwas Großes, Düsteres, arbeitete sich mit ausholenden Bewegungen durch das Unterholz.
    Der dunkle Schatten einer mindestens zweieinhalb Meter großen Gestalt hob sich gegen das Sonnenlicht ab. Vierfingrige Arme hoben sich, begannen wie glühende Kohlen zu leuchten.
    Jim stolperte vorwärts, taumelte an der grauen Reliefmauer entlang.
    Zwei grelle Blitze zuckten.
    Strahlen erfassten Jim mit einem scharfen Zischlaut, ließen ihn zusammenzucken wie jemanden, der unter Strom stand. Sein Gesicht war eine Maske des Schreckens.
    Die Schädelknochen leuchteten weiß durch die Haut hindurch...
    Wie eine Marionette wirkte er, während seine Gebeine wie auf einem Röntgenschirm hervorschimmerten...
    Nicht einmal zu einem Schrei war er jetzt fähig. Srei, der sich in einiger Entfernung durch das Gestrüpp kämpfte, blieb stehen, drehte sich herum. Die bräunliche Gesichtsfarbe des kleinen Kambodschaners verschwand völlig. Er wurde so grau wie die uralten Steinquader des geheimnisvollen Tempels, auf dessen Mauern sie im Dschungel gestoßen waren.
    Srei schüttelte stumm den Kopf, öffnete halb den Mund, doch das blanke Entsetzen verschnürte ihm die Kehle... Ihr Götter!, durchzuckte es ihn.
    Etwas Derartiges hatte er noch nie gesehen. Und obwohl er durchaus abergläubisch war und für ihn Götter und Geister ebenso eine Realität darstellten, wie die wandernden Seelen der Ahnen, war dies etwas, das sein Verständnis überstieg. Er schluckte.
    Mit einem heiseren, halb wahnsinnigen Schrei auf den Lippen irrte er vorwärts, rannte blindlings in den dichten Dschungel hinein.
    Hinein, in einen Wald, der in dieser Sekunde wie tot wirkte...
     
    *
     
    Der Flug nach Bangkok war ziemlich anstrengend. Die Zeitumstellung war dabei genauso bedeutend wie der abrupte Klimawechsel aus dem kühlen London in das feuchtheiße Tropenklima Südostasiens.
    Das geheimnisvolle Zeichen, das ich Traum sah und danach aufzeichnete, hatte ich Tante Lizzy gegeben. Tom hatte darin ein Symbol aus dem Tempel von Pa Tam Ran wiederzuerkennen geglaubt. Vielleicht fand Tante Lizzy noch etwas mehr darüber heraus, denn ich war mir sicher, dass es eine Bedeutung hatte...
    Tante Lizzy hatte versprochen, mir telefonisch Bescheid zu geben, falls ihre Recherchen etwas erbrachten, das für uns wichtig

Weitere Kostenlose Bücher